Nachbericht Tibco Now 2018 Tibco aktualisiert BI-Flaggschiff Spotfire
Tibco Software, ein Spezialist für Daten- und Prozessintegration sowie von Big Data Analytics, hat auf seiner internationalen Anwenderkonferenz Tibco Now in Las Vegas zahlreiche Neuheiten für seine Flaggschiffprodukte präsentiert. Zudem vertieft der Pionier des Informationsbusses seine Kooperation mit Partnern wie AWS und treibt seine IoT-Angebote voran.
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Mit Spotfire verfügt Tibco über eine gut ausgebaute Business-Analytics-Plattform. Die Version X (= 10) soll wesentlich benutzerfreundlicher und intuitiver bedienbar sein, sodass ihre Anwender die gewünschten Ergebnisse schneller erhalten. Bei der Datenvisualisierung lassen sich Kategorien per Drag-&-drop verschieben, sodass eine neue Darstellung entsteht.
Durch die Integration von Machine Learning und Natural Language Processing (NLP) soll Spotfire auch in der Lage sein, auf eine eingegebene Nutzeranfrage selbstständig nicht nur Visualisierungen zu erstellen, sondern auch präskriptive Vorschläge zu machen, wie die Ergebnisse zu verwenden sind. Dazu gehören das Kombinieren von Datenmengen, das Markieren von Übereinstimmungen in den Datensätzen oder das Aufrufen eines Analysewerkzeugs. Diese „A(X) Experience“ soll im Herbst dieses Jahres verfügbar werden.
Der Spotfire-Anwender Beacon United setzt in seinem Geschäftsbereich Riteway Foods das BI-Tool ein, um die großen Datenmengen, die von den Datenzulieferern wie etwa den Marktforschern von Nielsen und den Retailern kommen, in den Griff zu bekommen und auszuwerten. „Diese Analysen konnten wir um das Zehnfache gegenüber einer Excel-Nutzung beschleunigen“, berichtet Marketingleiterin Elisa Westlund aus Tampa, Florida. „Hinzukommen sind eine skalierbare Datenplattform und die unkomplizierte Erstellung von Datenvisualisierungen.“
Bereit für Streaming-Daten
Durch seine Technologien auf der Integrationsseite sieht sich Tibco bestens dafür aufgestellt, auch alle Arten von Streaming-Daten auf der IoT-Seite zu verarbeiten und produktiven Ergebnissen zuzuführen. Spotfire Data Streams ist ein neues Modul, das die Plattform um rund 80 Quellen an Datenströmen bereichert. Dazu gehören die Software OSIsoft und WITSML in der Öl- und Gasförderung; Bloomberg, Reuters und FIX im Bereich der Finanzdienstleistungen; Apache Spark Streaming und schließlich Tibco Messaging. Letzteres wurde um den Support für Apache Kafka und Eclipse Mosquitto erweitert.
Das Besondere an Spotfire Data Streams sieht der Hersteller in der Zusammenführung aktuellster Datenströme mit den im System vorliegenden historischen Daten. So lassen sich Kontext, Ursachenforschung und Folgenabschätzung ergänzend realisieren. Die Streaming-Analyse in Echtzeit soll Aktionen und Bewertungen in Echtzeit ermöglichen. Von der Integrations- und Prozessseite her lassen sich Datenflüsse automatisch aufzeichnen und wie ein Makro wiederholen, bearbeiten, und hinsichtlich der Datenherkunft auditieren. Man hat also auch an eingebaute Funktionen für Data Governance gedacht. Als Teil der „Tibco Connected Intelligence Cloud“ (TCIC) soll Spotfire der Humanisierung der Informationstechnik dienen, wie Tibco-COO Matt Quinn während seiner Keynote sagte. „Machine Learning und der erweiterte KI-Bereich sind die Grundpfeiler für unsere Strategie, Informationsnutzung zu vermenschlichen.“
Quinns Unternehmen will beispielsweise Data Scientists und Analysten von lästigen Routineaufgaben wie etwa der Datenvor- und aufbereitung befreien. Die eigentlichen Kernprozesse der Workflows zur Datentransformation und -analyse lassen sich in Jupyter Notebooks speichern, verteilen, wiederholen und automatisieren. Kein Mitarbeiter soll das Rad zweimal erfinden. Damit diese Workflows zusammen mit den integrierten Algorithmen performant ausgeführt werden, lassen sie sich an dem Ort, wo sie benötigt werden, platzieren und ausführen: Edge Computing.
Tibco Data Science
Dazu gehört, dass sich das entsprechende Tibco-Produkt „Data Science“ nun auf AWS in der Cloud betreiben lässt. Das bedeutet, dass statistische Algorithmen, ETL-Regeln und Berechnungen direkt auf den entsprechenden AWS-Ressourcen wie etwa Elastic MapReduce oder Amazon Redshift (Data Warehouse) ausführbar sind. „Data Science“ unterstützt auch Hadoop- bzw. Spark-Cluster und Datenbanken. Wer Reports für die Einbettung in anderen Anwendungen erstellen will, kann dies mit Jaspersoft IO tun. Das Tool kann für 0,18 US-Dollar pro Stunde im AWS Marketplace genutzt werden.
Das Prinzip „Cloud First“ gehört zu den tragenden Säulen der Tibco-Strategie, zu denen laut Quinn auch Bedienerfreundlichkeit und Industrialisierung gehören. In Cloud-Infrastrukturen und Programmierschnittstellen (APIs) sieht der Hersteller noch sehr viel Handlungsbedarf, v. a. bei der Integration. Die TCIC soll daher in Kürze um zahlreiche Services erweitert werden: um Event-Verarbeitung, das Modellieren kollaborativer Prozesse in der Cloud („Nimbus“); anpassbare Anwendungsvorlagen mit übergreifender Funktionalität („Starters“) und um die Nutzung des Tibco-Blockchain-Netzwerks für ein Cloud-basiertes Hauptbuch („AuditSafe“).
Ein Anwender von Tibcos Blockchain-Technologie ist die Firma Dinocrates – ein kleines Beratungsunternehmen, das sich eines riesigen Marktes annimmt: des US-amerikanischen Gesundheitswesens. Wie ihr CTO Jim St. Clair erläuterte, werden hier noch 70 Prozent aller Transaktionen über Faxdokumente abgewickelt, um die Dokumentenechtheit zu gewährleisten. Um diese Vertrauenswürdigkeit im digitalen Bereich zu gewährleisten, so St. Clair, würden sich Smart Contracts auf Blockchain-Basis hervorragend eignen.
Das API-Management erfolgt mit „Tibco Mashery“ sowohl in der Cloud als auch lokal. Durch die Integration von Tibco-Scribe-Funktionen sollen Unternehmen jeder Größe und Nutzer jeden Grades Cloud-basierte Integrationen realisieren können. Die bereits im Vorjahr vorgestellten „Tibco LiveApps“ nutzen nun Amazon Lex, um ein Chat-ähnliches Interface bereitzustellen, das sich wie ein Assistent verhält.
Flogo für Edge Computing
Das Open-Source-Projekt „Flogo“, das Tibco betreibt, stellt für IoT und API-Management mehrere Funktionen zur Verfügung, die durch mittlerweile 400 Fremdbeiträge laufend vermehrt worden sind. Das aktualisierte API unterstützt Googles Programmiersprache Golang. Eine recht nützliche Funktion ist der „API Scout“. Damit können Entwickler ihre eigene API innerhalb eines Kubernetes-Containers aufspüren – so ein Container kann ja recht umfangreich werden und seinen Standort wechseln. Flogo, mit dem sich Integrationsabläufe steuern lassen, unterstützt nach Machine Learning nun auch Edge Streams und Edge Rules, sodass sich eine Flogo-App durch Deep Learning mit TensorFlow ohne Weiteres erweitern ließe.
Der Entwickler kann eine Flogo-App in einer binären EXE speichern und auf jedem dafür eingerichteten Endgerät im IoT platzieren. Solche Objekte sollen standortbewusst und mit Micro-Gateways ausgestattet sein. Das bedeutet, dass sie nur diejenigen Ergebnisse ihrer Berechnungen an den Server weitergeben, die für die Server-Apps von Belang sind.
Besonders mit Flogo will Tibco seine Strategie der Persona- bzw. rollenorientierten Produktentwicklung realisieren, um personalisierte Customer Experience (CX) für verschiedene Benutzergruppen (Personas) zu ermöglichen. Die Synergie zwischen den beiden Geschäftssparten TCIC und „Business Events“ sowie „Augmented Intelligence“ soll in erster Linie auf der Cloud-Plattform zum Tragen kommen, sei es in der Tibco Cloud oder auf AWS. Die Portierung von Business Events in die Cloud hat zur Umbenennung in „Cloud Events“ geführt – ein deutliches Signal an die Kunden und Partner.
Tibco-Labs-Projekte
Der neue CTO Nelson Petracek ist zusätzlich mit der Leitung einer neuen Abteilung betraut worden: Tibco Labs soll nach seinen Worten eine neue Ära einläuten, in der Tibco mit seinen Partnern und Kunden Innovationen in seiner TCIC entwickelt. Der Vorteil: Die Kunden und Partner erhalten frühzeitig Einblick, was in der Tibco-Küche gebacken wird. Die ersten vier Projekte, die schon im November verfügbar werden sollen, hat der Hersteller bereits auf seiner Konferenz vorgestellt.
Die „Humanisierung der Informationsnutzung“ war wohl federführend für das Projekt „Cloud Conversations“. Der Nutzer stellt Fragen in natürlicher Sprache, um tiefere Einblicke in seine Informationen zu erhalten. Wie ein Besuch am Demo-Stand zeigte, hängt das Ergebnis stark von der Qualität und dem Umfang der abgefragten Daten ab. So lässt sich leicht herausfinden, welche Schule in Kalifornien Spenden erhielt, aber nicht, wie sie im Vergleich zu anderen Schulen dasteht und woher die Spenden stammen.
Das Projekt „Dovetail“ (ein Knotentyp, der zwei Seilenden verknüpft), versucht hingegen, die fast hundert verschiedenen Blockchain-Plattformen interoperabel zu machen – jede Plattform pflegt ihre eigene, proprietäre Sprache. Um Smart Contracts auf Blockchain-Basis grafisch zu modellieren, stellt Dovetail eine große Zahl von Interpretern zur Verfügung, die es erlauben sollen, die Felder des einen Kontrakts auf denen des anderen abzubilden (Mapping), sodass sich die Inhalte und die Logik des einen Kontrakts auf Plattform A auf die eines anderen auf Plattform B übertragen lassen. Das ist also Blockchain für jedermann – im Prinzip eine feine Sache, denn auf diese Weise braucht sich kein Blockchain-Nutzer mehr im Technologie-Stapel eines Blockchain-Anbieters eingesperrt zu fühlen.
„My Partner App“, in der Tibco Cloud betrieben, soll Unternehmen helfen, die Zusammenarbeit mit ihren Geschäftspartnern zu verbessern, die Beantwortung von Anfragen zu beschleunigen und die Entscheidungsfindung schnell und effektiv zu machen.
Etwas anspruchsvoller erscheint die „Risk Investigation App“ für die Tibco Cloud. So etwas haben auch Anbieter wie etwa SAS seit 2017. Die Analyse und Bewertung von Risiken ist für jedes Finanzinstitut und jede Versicherung von zentraler Bedeutung. Mit einem umfassenden Werkzeugkasten sollen die Nutzer dieser Cloud-App die Untersuchung verdächtiger Transaktionen (etwa für Geldwäsche) schneller bewältigen und die Kollaboration im Unternehmen verbessern können.
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