Buchrezensionen zum Thema Big Data Big Data – Alptraum ohne Regulierung?
Big Data setzt viele Branchen unter Strom. Daten sollen mithilfe von Algorithmen in absatzfördernde oder gewinnsteigernde Erkenntnis umgesetzt werden. Damit die Ethik dabei nicht auf der Strecke bleibt, fordern auch Spezialisten dringend eine Regulierung. Wohin unreguliertes Big Data im Extremfall führen kann, beschreibt ein Roman, der derzeit auf vielen Bestsellerlisten weit oben steht.
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Die gefährlichsten Kritiker sind die aus den eigenen Reihen, denn sie wissen, wovon sie reden. Insofern sind zwei vor kurzem veröffentlichte Bücher außerordentlich interessant, die sich mit dem Thema Big Data und seine potenziellen Auswirkungen auf die Gesellschaft befassen. Beide Autoren haben Hands-on-Erfahrung in verantwortlichen Positionen von Big-Data-Unternehmen gesammelt.
Markus Morgenroth war Datenanalyst in einem Unternehmen, das sich mit verhaltensorientierter Datenanalyse befasste. Yvonne Hofstetter war Juristin bei einem amerikanischen Anbieter von algorithmischen Supply Chain Management und ist heute Geschäftsführerin von Teramark. Sie wissen also aus erster Hand, was uns in der schönen neuen Big-Data-Welt blühen könnte, denn sie gestalten die Analytics-Technosphäre mit.
Datensammelwut aus Sicht der Anwender
Der Fokus der beiden Bücher ist ein etwas anderer: „Sie kennen dich! Sie haben dich! Sie steuern dich! – Die wahre Macht der Datensammler“ von Morgenroth fokussiert sich stärker auf die praktische Seite der Datensammelwut aus Sicht der Anwender: Was bedeutet es wirklich, ein intelligentes Thermostat von Google im Haus zu haben? Was geschieht mit Daten, die kostenlose Applikationen gewinnen, weil wir sie ihnen kostenlos zur Verfügung stellen?
An welchen Stellen geraten meine Rechte als Individuum ganz praktisch in Gefahr, wenn ohne mein Wissen diverse anonymisierte Datenströme miteinander vermischt werden und am Ende doch wieder ein klares Profil jedes Einzelnen entsteht? Wer garantiert dafür, dass die Daten in den Analytics-Systemen auch wirklich von mir stammen und damit Rückschlüsse auf mein Verhalten als reale Person zulassen? Was bedeutet es, wenn alle möglichen Daten aus sozialen Netzen vom derzeitigen oder zukünftigen Arbeitgeber in die Bewertung von Arbeitskräften einbezogen werden können?
Kein absoluter Gegner von Big-Data-Technologie
In Kapitel 7, dem spannendsten des Buches, beschreibt Morgenroth seine Erfahrungen als Mitarbeiter eines Datenanalyse-Unternehmens, dessen Europafiliale er schlussendlich leitete. Diese Erfahrungen brachten den Manager dazu, dem Geschäft den Rücken zu kehren und das nun vorliegende Buch zu schreiben. Dabei ist Morgenroth kein absoluter Gegner der Big-Data-Technologie geworden, beklagt aber ein völlig unzureichendes Rechtsbewusstsein der anwendenden Unternehmen und Naivität der (unfreiwilligen) Lieferanten persönlicher Daten sowie fehlende gesetzliche Regelung.
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