Künstliche Intelligenz auf der Medtec Live Medtech-Hersteller entlasten den Arzt

Autor / Redakteur: Peter Reinhardt / Nico Litzel |

Wissenschaftler beschäftigen sich schon seit Jahrzehnten mit Künstlicher Intelligenz. Doch erst heute scheint die Schwelle zur weitläufigen Nutzung überschritten. Aber ist Künstliche Intelligenz in der Medizin tatsächlich der so medienwirksam gepriesene Heilsbringer für die Zukunft? Eine Bestandsaufnahme mit Beispielen aus der Praxis.

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Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der medizinischen Praxis hat das Potenzial, Ärzte gezielt zu entlasten.
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der medizinischen Praxis hat das Potenzial, Ärzte gezielt zu entlasten.
(Bild: gemeinfrei / CC0 )
  • Künstliche Intelligenz erkennt krankheitsspezifische Risiken
  • KI-basierte Anwendung für die Computertomographie
  • Alleine Siemens Healthineers betreibt 40 KI-enthaltende Applikationen

Das sollte uns zu denken geben: „Im Schnitt sieht ein Arzt seinen Patienten typischerweise einmal im Quartal für 15 Minuten“, sagt Ralph Steidl, der Geschäftsführer der 2016 im Medical Valley Erlangen-Nürnberg gegründeten Portabiles Healthcare Technologies GmbH.

Ganganalyse für die optimierte Medikation

Das Unternehmen entwickelt eine Ganganalyse, die die Wirkung einer Therapie bei Patienten mit Bewegungserkrankungen, insbesondere dem Parkinson Syndrom, objektiv messen soll. Gerade diese Patienten leiden unter sehr starken Schwankungen in ihrer Bewegungsfähigkeit, sagt Steidl: „Der Arzt weiß also nicht, in welcher Verfassung er den Patienten vor sich hat. Bereits eine ,normale‘ Ganganalyse – ohne Künstliche Intelligenz (KI) – bietet dem Arzt den Vorteil eines objektiven, ganzheitlichen Bildes über den motorischen Zustand seines Patienten.“ Die Messung selbst erfolgt dabei über in Schuhe integrierte Bewegungssensoren. Der Vorteil, den der Einsatz von KI hier schaffen kann, besteht vor allem in der Prävention: „Mit Deep-Learning-Algorithmen können wir bereits hochpräzise Gangparameter berechnen. Der wahre Mehrwert Künstlicher Intelligenz liegt aber in der Vorhersage krankheitsspezifischer Risiken – wie hoch ist die individuelle Sturzgefahr des Patienten? Steht ein Parkinson-Patient kurz vor einem Lähmungsanfall?“, erklärt Steidl.

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Auf diese Weise habe der Arzt die Möglichkeit, seine Therapie rechtzeitig und individuell auf den Patienten anzupassen. Hilfreich bei der Entwicklung ist nicht zuletzt auch der interdisziplinäre Hintergrund der beiden Mitgründer des noch jungen Unternehmens: Professor Björn Eskofier ist der Inhaber des Lehrstuhls für maschinelles Lernen und Datenanalytik der Universität Erlangen-Nürnberg; Professor Jochen Klucken ein Neurologe und Parkinson-Experte an der Universitätsklinik Erlangen sowie medizinischer Direktor des Medical Valley Digital Health Application Center. Genau diesen interdisziplinären Austausch will der Medtech Summit Kongress & Partnering vorantreiben. Der Kongress findet parallel zur Medtec Live vom 21. bis 23. Mai in Nürnberg statt und adressiert gleichermaßen Forscher wie Anwender.

Ein Kompagnon für den Arzt

An Unterstützung für den Arzt mittels KI arbeitet auch Siemens Healthineers. Unter anderem aufgrund des Mangels an Fachkräften werde diese dringend benötigt: Um zehn bis zwölf Prozent steige beispielsweise die Anzahl der durchgeführten Computertomographien im Jahr an, die Anzahl der Radiologen jedoch nur um drei bis vier Prozent. Aus diesem Grund habe der Radiologe meist nur wenige Minuten Zeit, gezielt auf ein Bild zu schauen. Studien beweisen das Naheliegende: Die diagnostische Fehlerrate steigt mit der Befundungsgeschwindigkeit. Jörg Aumüller, Head of Digitalizing Healthcare Marketing bei Siemens Healthineers, kennt diese Problematik. „Mit dem AI-Rad Companion Chest CT, einer auf KI basierenden Anwendung für die Computertomographie, sollen Radiologen Aufnahmen des Thorax zugleich schneller und präziser interpretieren können“, beschreibt Aumüller eine der rund 40 KI-enthaltenden Applikationen von Siemens Healthineers.

Dass KI den Arzt in Zukunft einmal ganz ersetzen wird, glaubt Aumüller indes nicht. Vielmehr solle er diesem als eine Art Begleiter unterstützend zur Seite stehen. „Aus diesem Grund steckt auch das Wort Companion in den Produktbezeichnungen. Die Familie der digitalen Begleiter ergänzt neben dem AI-Rad Companion auch der sogenannte AI-Pathway Companion. Das ist ein Entscheidungsunterstützungssystem. Es hilft Ärzten zum Beispiel bei onkologischen Fragestellungen, Arbeitsabläufe zu standardisieren und zu beschleunigen. Als Erweiterung der Präzisionsmedizin unterstützt die KI hier den Arzt bei Entscheidungen im klinischen Behandlungspfad.“

Mixed Reality im OP

Bestmögliche Genauigkeit ist auch ein Ziel, das Apoqlar mit seiner Virtual Surgery Intelligence (VSI) erreichen möchte. Die Idee dahinter: Mixed Reality soll im OP-Saal für den richtigen Durchblick sorgen – auch im übertragenen Sinne. „Die auf KI basierende Software VSI stellt CT- und MRT-Aufnahmen in 3D dar – und das in einer Hololens-Brille von Microsoft, die der Operateur dafür trägt. Dadurch, dass die Aufnahmen virtuell direkt über den Patienten gelegt werden, kann der Arzt genauer, präziser und schneller operieren“, erklärt Sirko Pelzl, der Geschäftsführer des 2017 gegründeten Start-up-Unternehmens. Bei manchen Operationen, beispielsweise bei jenen von Epilepsie-Patienten (FCD – Fokale kortikale Dysplasie), könne der Arzt das kranke von dem gesunden Gewebe visuell gar nicht anhand des geöffneten Kopfes unterscheiden, sondern allein durch die Zuhilfenahme von MRT-Aufnahmen. Durch den Einsatz der VSI habe der Operateur die entsprechenden Bilder direkt vor Augen. „Auf diese Weise kann eine entscheidende Erleichterung der OP erzielt werden – erhebliche Zeiteinsparungen inklusive“, so Pelzl.

Information und Inspiration

Die Chancen von KI und die Implementierung in medizintechnische Systeme sind eine Facette der vielen Zukunftsthemen der Medizintechnik, denen die Medtec Live eine Plattform bieten wird: „Innovationen und Entwicklungen von etablierten ebenso wie Start-up-Unternehmen finden in der Medtec Live ihre große Bühne: Alle Akteure der Medizintechnikbranche haben hier die Möglichkeit, sich über die nächste Generation von medizinischen Geräten und Komponenten zu informieren und miteinander ins Gespräch zu kommen“, verspricht Alexander Stein, Director Medtec Live bei der Nürnberg Messe.

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Die Medtec Live 2019 in Kürze

Die Medtec Live bietet vom 21. bis 23. Mai 2019 in zwei Messehallen des Messezentrums Nürnberg eine innovative Businessplattform für Unternehmen und Entscheider entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Medizintechnik. Das Rahmenprogramm steht ganz im Zeichen von Austausch und Vernetzung: Zwei Fachforen in den Hallen bieten Raum für Präsentationen und Wissensaustausch. Fachliche Tiefe verspricht der parallel stattfindende Kongress Medtech Summit. Ein Partnering-Event ermöglicht, effizient zielgerichtete Gespräche zu führen. Veranstalter der Medtec Live ist die Medtec Live GmbH, ein Joint Venture der Nürnberg Messe und UBM.

www.medteclive.com

KI im Messeforum und im Kongress

Fazit: Ärzte im Dauerstress und ein zunehmender Mangel an medizinischen Fachkräften – das sind Probleme, mit denen viele Kliniken und Praxen zu kämpfen haben. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der medizinischen Praxis hat jedoch das Potenzial, Ärzte gezielt zu entlasten. Welche Möglichkeiten diese neue Technologie bietet, können Besucher der internationalen Fachmesse Medtec Live erleben: „Auf der Medtec Live, die vom 21. bis 23. Mai im Messezentrum Nürnberg stattfindet, treffen sich Entwickler und Experten aus aller Welt, um sich auszutauschen und gemeinsam Innovationen zu gestalten“, so Stein, Director Medtec Live bei der Nürnberg Messe.

  • In zwei kostenfreien Messeforen finden auf der Medtec Live 2019 nonstop Vorträge, Pitches und Gesprächsrunden statt. Am ersten Messetag startet im Messeforum in Halle 10 die Session „KI-basierte Medizinprodukte: neue Lösungen und Herausforderungen“, organisiert vom Bitkom e.V. Zur Messe
  • Parallel zur Messe findet der Medtech Summit Kongress & Partnering statt. Hier geht es insbesondere am dritten Tag in der Session medXdata-analytics um Datenanalyse, KI und Big Data. Kongresstickets sind separat erhältlich und beinhalten den Besuch der Medtec Live. Zum Kongress

Dieser Artikel stammt von unserem Partnerportal DeviceMed.

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