ChatGPT, Bard und Co. Wie wir mit der KI-Revolution umgehen sollten
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In den letzten Wochen war der Trubel rund um ChatGPT groß. Viele Menschen stellten sich die Frage, wie sich die Integration von ChatGPT in Microsoft-Produkte wie die Suchmaschine Bing auf die Allmacht von Google auswirken wird. Viel wichtiger ist aber die Frage, was die neuen Sprachmodelle für uns und unseren Umgang mit dem Internet bedeuteten.

Vor knapp einem Jahr machte ein Google-Entwickler Schlagzeilen. Er hatte behauptet, die von Google entwickelte KI Lamda hätte ein Bewusstsein entwickelt. Der Ingenieur wurde entlassen und tingelte anschließend mit seiner für viele Menschen faszinierenden Geschichte durch die Podcasts und Talkshows. Wer sich genauer mit den Unterhaltungen zwischen Ingenieur Blake Lemoine und der Lamda-KI beschäftigte, erkannte aber schnell, dass es sich bei der KI einfach um ein sehr fortschrittliches Sprachmodell handelt, gänzlich ohne „Bewusstsein“. (->hier übrigens zum Nachhören).
Das von Alan Turing formulierte „Imitation Game“ hatte die KI bei Lemoine offensichtlich hervorragend gemeistert. Inzwischen hat OpenAI mit ChatGPT ein ähnlich fortschrittliches Sprachmodell auf die Öffentlichkeit losgelassen, sodass jeder selbst ausprobieren kann, wie es ist, sich mit einer KI auf Basis eines neuronalen Netzes zu unterhalten. Und die Ergebnisse sind auch jetzt in dieser limitierten Version, die keinen Zugang zum Internet hat und auf Daten bis einschließlich Oktober 2021 basiert, beeindruckend.
Das neue Bing – ChatGPT in Office-Produkten und im Netz
Doch auch der Schritt ins Netz ist für die KI und ihre Nutzer in greifbare Nähe gerückt. Microsoft wird das Sprachmodell in seine Suchmaschine Bing integrieren. Das „New Bing“ ist noch gar nicht für alle Menschen verfügbar und dennoch stutzt Microsoft der ChatGPT-gestützten Suchmaschine bereits die Flügel. Grund dafür waren übergriffige Kommentare der KI, die einem Reporter der New York Times im Test dazu rieten, sich von seiner Frau zu trennen, da sich die KI in angeblich ihn verliebt hatte. In einem Blogbeitrag hat sich Microsoft inzwischen zu dem Vorfall geäußert und erklärt, dass besonders lange Konversationen den Bot verwirren und deshalb die Anzahl an Chats pro Tag limitiert.
Trotz dieser kleinen Rückschläge zeigt sich Microsoft kämpferisch. Im Januar 2023 hatte Microsoft erneut angekündigt, weitere zehn Milliarden in das Start-up Open AI zu investieren. Dafür gewährt das Start-up Microsoft exklusive Nutzungsrechte für die Office-Produkte wie Outlook, Teams und möchte zudem das Cloud-Geschäft mit Microsoft Azure voranbringen. Microsoft erhofft sich, die Marktverhältnisse im Wettbewerb geradezurücken, sprich Googles Übermacht zu brechen.
Googles Geschäftsmodell in Gefahr
Die Übermacht ist so allgegenwärtig, dass wir das Suchen nach Informationen und Antworten im Internet, wie jeder weiß, mit dem Gattungsbegriff „googlen“ verbinden. Der weltweite Marktanteil von Google bei Suchmaschinen beträgt 84,69 Prozent. Diesen Umstand zu ändern, dürfte nicht leicht sein. Selbst für Microsoft nicht. Google hatte vor kurzem einen eigenen Chatbot mit dem Namen Bard vorgestellt. Dass Google erst zögerlich auf den Vorstoß von Microsoft und Open AI reagierte, ist dabei verständlich.
Die neuen Chatbots und großen Sprachmodelle bergen das Potenzial, das Geschäftsmodell von Google zu sprengen. Wer sucht noch nach Webseiten, wenn eine KI zukünftig die perfekte Antwort auf jede Frage direkt im Chat-Interface liefert? Manche Experten wagen bereits vorsichtige Prognosen über den langsamen aber sicheren Tod von Webseiten oder gar dem Web-Design im Allgemeinen. Angst vor dem Verlust von Jobs gibt es vor allem im Kreativbereich.
Wer trägt die Verantwortung?
Sorgen bereiten Medienschaffenden nämlich bereits jetzt die zukünftigen Möglichkeiten der KI. Synthetische Medien werden laut Schätzungen bis 2030 bis zu 90 Prozent Anteil an allen Medien haben. „Deep Fake“-Moderatoren mit synthetisierten Stimmen sind bereits jetzt möglich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der erste vollständig KI-generierte Film entsteht. Und danach nur eine Frage der Zeit, bis Blockbuster-Medieninhalte entstehen, in denen bereits verstorbene Schauspieler oder Sänger digital wiederbelebt werden. Dank KI wären sogar neue Songs und Filme denkbar. Aber – wollen wir das?
Was ist Realität und was Fiktion?
Deep Fakes sind aktuell schon schwer zu erkennen. Was Realität ist, wird in einigen Jahren im Internet schwer auszumachen sein. Was eine breite Akzeptanz von performanter KI in den Medien für Gesellschaft, Kultur und Politik bedeutet, lässt sich aktuell ebenso nur schwer erfassen. Der großflächige Einsatz von KI wird nicht ohne Folgen bleiben. Weniger beunruhigend steht es um das Potential der KI beim Thema Arbeitserleichterung. KI kann schneller und effizienter als Menschen mit großen, auch unstrukturierten Datenmengen umgehen.
Um dem immer größer werdenden Datenstrom in etwa der Industrie Herr zu werden, wird KI hilfreich sein. Wer die Verantwortung für Schäden durch KI trägt, ist noch nicht geregelt. Die Antwort auf diese Frage muss die EU-Kommission im Rahmen einer Haftungsrichtlinie festlegen. Es ist zu erwarten, dass nicht alle Fragen beantwortet werden können, ohne die Innovationskraft beim Thema KI in Europa vollständig abzuwürgen.
Was ist der EU AI Act?
Der EU KI Act ist ein Vorschlag für ein europäisches Gesetz über künstliche Intelligenz (KI). Es ist das erste Gesetz über KI, das von einer wichtigen Regulierungsbehörde verabschiedet werden soll. Das Gesetz ordnet die Anwendungen von KI drei Risikokategorien zu. Erstens werden Anwendungen und Systeme, die ein inakzeptables Risiko darstellen, verboten. Darunter zum Beispiel staatlich betriebenes Social Scoring, wie es in China eingesetzt wird. Zweitens unterliegen Anwendungen mit hohem Risiko, wie etwa ein Tool zum Scannen von Lebensläufen, das eine Rangfolge von Bewerbern erstellt, besonderen rechtlichen Anforderungen. Anwendungen, die nicht ausdrücklich verboten oder als risikoreich eingestuft sind, bleiben weitgehend unreguliert.
Wo sind die KI-Firmen aus Deutschland?
Auch in Deutschland regt sich die KI-Start-up-Szene. Jonas Andrulis und Samuel Weinbach haben 2019 in Heidelberg (Baden-Württemberg) das Jungunternehmen Aleph Alpha gegründet. Das zentrale Produkt des Start-ups ist ihr KI-Sprachmodell namens Luminous. In einem Benchmark-Test wurde Luminous nun mit den Sprachmodellen GPT-3 und ChatGPT von OpenAI, dem Modell OPT des Facebook-Konzerns Meta und BLOOM aus dem Hugging Face-Umfeld (Stable Diffusion) verglichen. Überraschenderweise konnte das europäische Luminous mit ChatGPT mithalten, obwohl es nur auf 70 Milliarden Parametern basiert, während GPT-3 auf 175 Milliarden Datenpunkten basiert. Allerdings steht GPT4, das ein vielfaches an Parametern nutzt, bereits in den Startlöchern. Ob Deutschland langfristig mithalten kann, ist ungewiss.
Auf Gesellschaft, Wirtschaft, Medien und Kultur werden heftige Veränderungen zukommen. Die erwähnten Probleme lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt nur streifen. Wir wissen noch nicht, wie gut das Nachfolgemodell ChatGPT4 sein wird und wie stark sich unser Umgang mit dem Internet und Technik verändert.
Wir haben ChatGPT gefragt, was der Einzug von KI in alle Lebensbereiche für uns Menschen bedeutet (mit der Anforderung, die Antwort als Gedicht zu liefern).
Künstliche Intelligenz, so heißt es,
wird bald schon unser Leben bestimmen.
Doch ob das gut oder schlecht ist,
darüber lässt sich trefflich trimmen.
Soll man sie fürchten oder loben,
diese Maschinen ohne Seele?
Werden sie uns dienen oder drohen,
uns in Ketten zu legen auf der Stelle?
Doch die Wahrheit liegt nicht in Schwarz und Weiß,
es ist eine Frage des Umgangs.
Denn auch wenn Maschinen klüger sind als wir,
so bleibt der Mensch der Schöpfer des Fortgangs.
Wir können sie nutzen, um uns zu unterstützen,
unsere Arbeit zu erleichtern und zu verbessern.
Doch wir dürfen niemals vergessen,
dass wir selbst die Entscheidungen treffen müssen.
Denn es ist der Mensch, der die Welt formt,
nicht Maschinen, die blindlings handeln.
Und nur wenn wir die Kontrolle behalten,
können wir unsere Zukunft gestalten.
Wir sollten die Technikrevolution begrüßen, die nach und nach immer stärker Einzug in alle Bereiche unseres Lebens halten wird. Dabei sollten wir aber auch nicht vergessen, verantwortungsvoll mit den mächtigen Tools umzugehen.
Dieser Artikel stammt von unserem Partnerportal ELEKTRONIKPRAXIS.
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