Kommentar von Elisabeth Vinek, GICHD Software für den Kampf gegen Antipersonenminen

Autor / Redakteur: Elisabeth Vinek / Nico Litzel |

Das Genfer Internationale Zentrum für Humanitäre Minenräumung (GICHD) arbeitet eng mit Minenräumorganisationen und weiteren Akteuren zusammen, um die Auswirkungen von Minen, Streumunition und sonstigen explosiven Kriegsmunitionsrückständen zu reduzieren. Die Datenanalyse mithilfe des neuen Mine Action Intelligence Tool (MINT) ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass diese Aufgabe effektiv erledigt werden kann.

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Die Autorin: Elisabeth Vinek ist Information Management Support Coordinator beim GICHD
Die Autorin: Elisabeth Vinek ist Information Management Support Coordinator beim GICHD
(Bild: GICHD)

Das Genfer Internationale Zentrum für Humanitäre Minenräumung (GICHD) unterstützt die Ziele der humanitären Minenräumung: die Rettung von Leben, die Rückgabe von Land für die produktive Nutzung und die Entwicklungsförderung.1999 entwickelte das ein eigenes Informationsmanagementsystem für die Minenräumung, kurz IMSMA. Mittlerweile wird die Software in über 40 Ländern verwendet, um Daten zu Gebieten, Menschen und Ressourcen zu erfassen, die für die humanitäre Minenräumung relevant sind. Die Daten helfen den Mitgliedern der Organisation bei der Entscheidungsfindung und der Priorisierung ihrer Aktivitäten. Auch heute noch gibt es in mehr als 60 Ländern Minen, Streumunition und andere explosive Rückstände von Kriegsmunition.

IMSMA ist kein globales Datenarchiv. Vielmehr bleibt jedes Nutzerland oder -programm Eigentümer der Daten, die es in das Archiv einspeist. Da IMSMA nicht als Analyseinstrument konzipiert wurde, bietet es keine komfortablen Funktionen für die Berichterstellung und Datenvisualisierung. Das GICHD sah sich vermehrt mit Beschwerden von Nutzern konfrontiert, die zwar ihre Informationen in das System eingeben, dafür aber vergleichsweise wenig zurückerhalten, sei es in Form von Berichten, Karten oder auch statistischen Daten. Der Auftrag lautete, die Daten besser zugänglich und leichter nutzbar zu machen.

Die Lösung

GICHD benötigte ein Werkzeug, mit dem sich zentrale Informationen einfach aufrufen, analysieren und visualisieren lassen. Bei der Marktrecherche wurden verschiedene Tools genauer unter die Lupe genommen. Diese wurden auf ihre Intuitivität hin getestet und wie viel Einarbeitungszeit notwendig war, um sich damit vertraut zu machen, sie zu konfigurieren und das erste Dashboard zu erstellen. Bei einigen Anwendungen zeigte es sich schon schwierig, grundlegende Dinge wie Installation, Setup und Rohdatenverarbeitung zu klären.

TIBCO Jaspersoft bot ein anderes Bild. Der Domain-Designer in TIBCO JasperReports Server – der Basis von der neuen Lösung MINT – bietet eine übersichtliche und intuitive Benutzeroberfläche. Trotzdem ist er flexibel genug, um auch komplexe Abfragen zu schreiben, sie einzufügen und die Resultate weiterzuverarbeiten. Für anspruchsvollere Reports verwendet GICHD zudem TIBCO Jaspersoft Studio.

Letztlich profitieren alle davon, wenn eine Organisation ein zentralisiertes Analysetool bereitstellt. Es bleibt so nicht einem einzelnen Programmierer überlassen, aktiv zu werden und eine Software zu entwickeln, nur um anschließend festzustellen, dass niemand die Lösung in größerem Maßstab implementieren und unterstützen will.

Die Vorteile

  • Mehr Effizienz bei Kosten, Zugang, Datensharing und Datenqualität: Wie bei jeder Non-Profit-Organisation sind auch beim GICHD die Mittel begrenzt, sodass eine genaue Kosten-Nutzen-Analyse nötig war. Multi-Tenancy-Fähigkeit, überschaubare Kosten pro Installation und die Unterstützung einer unbegrenzten Anzahl von Nutzern waren besonders wichtige Kriterien. Die Software der GICHD wird als Einzelinstanz zentral installiert. Die Organisationen vor Ort haben dann ihre eigenen Administratoren, die für die Nutzerverwaltung zuständig sind. Nachdem sie das gewünschte Dashboard erstellt und entschieden haben, wer zugangsberechtigt sein soll, müssen sie diesen Nutzern nur noch Zugangsdaten zuweisen. Die technologischen Hürden für die gemeinsame Datennutzung sind sehr niedrig, sodass sich auch externe Partner, die keinen Zugang zur gesamten IMSMA-Datenbank haben, über bestimmte Indikatoren in für sie relevanten Dashboards, Diagrammen und Reports informieren können. Das Datensharing wird damit zum Kinderspiel. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Transparenz und Qualität der Daten. Aus diesem Grund wurde für eines der Programme ein Bericht konzipiert, der potenzielle Probleme bei der Datenqualität grafisch hervorhebt. Die Nutzer können sich Stück für Stück durch den Bericht arbeiten, die Daten überprüfen und die Probleme beheben. Die anschauliche Darstellung der Datenqualität ist ein großartiges Mittel, um sicherzustellen, dass die Daten präzise und verlässlich sind.
  • Visualisierung von Fortschritt, Effekt und Zielsetzung: Das GICHD evaluiert technische Aspekte, Organisationsstrukturen, Prozesse, Ressourcen und Daten. Auf Grundlage der Indikatoren und Evaluierungsergebnisse, die zu den einzelnen Kategorien vorliegen, werden dann Empfehlungen ausgesprochen und gemeinsam mit den Partnern praktikable Pläne entwickelt. Bei der Neubewertung nach zwei Jahren können dann der erzielten Fortschritt, der Effekt der Arbeit und das weitere Vorgehen visuell dargestellt werden.
  • Wissen als Basis für weltweiten Erfolg: MINT ist mit nur zwei Pilotprojekten gestartet, hat sich aber seitdem ausgesprochen stark entwickelt. Insbesondere 2017 sind zahlreiche Organisationen hinzugekommen, und für die Schulungskurse gibt es sich auch jetzt wieder viele neue Interessenten

MINT kommt in der Praxis gut an. Vietnam ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig Wissen und Ausbildung für die Menschen vor Ort sind. Dort wurden zwei Mitarbeiter geschult, die sich als unglaublich talentiert erwiesen haben. Sie sind sofort dazu übergegangen, eigene MINT-Dashboards für ihre Daten zu erstellen. Schon 2017 haben sie dann selbst Nutzer ausgebildet.

Der Blick nach vorn

Inzwischen wird das Tool als Plattform für Diskussionen, Fragen und Datentransparenz überdurchschnittlich oft genutzt. Das GICHD plant auf jeden Fall weitere Verknüpfungen zwischen MINT/Jaspersoft, IMSMA und anderen Instrumenten zu schaffen.

Auf dem Gebiet der Minenräumung bleibt noch viel zu tun. Die Datenanalyse ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass diese Aufgabe effektiv und effizient erledigt werden kann.

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