Zuverlässigere Diagnosen KI soll Darmkrebsvorsorge verbessern
Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen lassen sich bestimmte Krebsarten bereits im Frühstadium erkennen. Das Petrus-Krankenhaus in Wuppertal setzt dazu auf ein Verfahren mit künstlicher Intelligenz (KI), um die Diagnose noch zuverlässiger zu machen.
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Vorsorge-Darmspiegelungen können das Risiko, an Darmkrebs zu versterben, um 70 Prozent reduzieren, so das Ergebnis einer Analyse des Deutschen Krebsforschungszentrums. Wenn jedoch Polypen (Schleimhautwölbungen) übersehen werden, ist das ein ernsthaftes Problem bei der Vorsorge.
Und immerhin werden nach den Angaben des Petrus-Krankenhauses 6 bis 27 Prozent der Polypen im Rahmen einer Vorsorgekoloskopie übersehen. Dies kann zu sogenannten Intervallkarzinomen führen – also bösartigen Tumoren, die zwischen zwei geplanten Vorsorgeuntersuchungen entstehen.
Früherkennung
„Die Anwendung von KI stellt daher eine zukunftsweisende Möglichkeit dar, die Früherkennung von Polypen zu verbessern und damit auch die Zahl der Neuerkrankungen an Dickdarmkrebs zu senken“, erklärt Dr. Andreas Erhardt, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie, Hepatologie und Ernährungsmedizin des Petrus-Krankenhauses Wuppertal.
„Bei der Koloskopie, besser bekannt als Darmspiegelung, erfolgt beispielsweise über ein hochauflösendes Video-Endoskop die Untersuchung des gesamten Dickdarms sowie des endständigen Dünndarms. So lassen sich Schleimhautunregelmäßigkeiten zuverlässig erkennen und gegebenenfalls sofort entfernen beziehungsweise weitere Behandlungen anschließen“, so Erhardt.
„Außerdem können wir endoskopisch den Analkanal und den Enddarm darstellen. Diese Untersuchungsmethode stellt ein aussagekräftiges Verfahren zur unmittelbaren Erkennung von Dickdarmerkrankungen, insbesondere Dickdarmkrebs, dar“, fügt der Spezialist hinzu.
„Das Model der KI fungiert dabei wie ein virtueller, zweiter untersuchender Arzt – nach dem Motto: Vier Augen sehen mehr als zwei. Dabei analysiert die KI das Videomaterial und markiert potenzielle Veränderungen der Schleimhaut in Echtzeit“, erläutert Erhardt. Die eingesetzte Anwendung greift auf circa 14 Millionen Datensätze zurück.
Polypen unterscheiden sich in ihrer Form und Gewebestruktur. So gibt es hyperplastische Polypen, entzündliche Polypen, hamartöse Polypen und Adenome (gutartige Tumore, die aus Drüsenzellen wachsen). Neben den hyperplastischen Polypen zählen Adenome zu den häufigsten Vorwölbungen. „Die meisten Polypen sind gutartig, nur wenige entwickeln sich zu Darmkrebs. Allerdings stellen sie eine Vorstufe des Kolonkarzinoms, also von Darmkrebs, dar. In über 90 Prozent der Fälle entsteht Darmkrebs aus adenomatösen Polypen. Je mehr sich von ihnen dabei im Dickdarm befinden und je größer sie sind, desto höher ist das Krebsrisiko“, so der Chefarzt.
In Metaanalysen habe sich gezeigt, dass sich durch die Verwendung von KI die Adenomdetektionsrate von 19,3 auf bis zu 36,6 Prozent erhöhen lässt. Die Verbesserung betreffe insbesondere den Nachweis kleinerer Polypen bis zu einer Größe von 10 Millimetern, aber auch flache Adenome und serratierte Läsionen – Polypen mit sägezahnartiger Oberfläche. „Eine Erhöhung der Adenomdetektionsrate um 1 Prozent senkt das Risiko für kolorektale Karzinome um 3 Prozent. Die eingesetzte Anwendung hilft uns also dabei, möglichst früh Polypen zu erkennen und aussagekräftige Diagnosen zu stellen“, führt Erhardt aus.
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