Patente Jede dritte europäische Industrie-4.0-Erfindung stammt aus Deutschland

Von Juliana Pfeiffer |

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Die Patentanmeldungen in den Bereichen Internet der Dinge, Big Data, 5G und Künstliche Intelligenz (KI) wächst zwar in Deutschland. Im Vergleich zu anderen Ländern fällt es aber zurück. Das hat eine aktuelle Studie zum weltweiten Patentaufkommen gezeigt.

Die Technologien der 4. Industriellen Revolution wachsen rund fünfmal schneller als der Durchschnitt aller Technologiefelder.
Die Technologien der 4. Industriellen Revolution wachsen rund fünfmal schneller als der Durchschnitt aller Technologiefelder.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Die Entwicklungsgeschwindigkeit weltweiter Innovationen im Bereich vernetzter intelligenter Objekte hat sich enorm beschleunigt So lautet das Ergebnis der Studie „Patente und die Vierte Industrielle Revolution. Globale Technologietrends – Treiber der datengesteuerten Wirtschaft“ des Europäischen Patentamts.

Demnach ist die Zahl der Patentanmeldungen im Bereich Internet der Dinge, Big Data, 5G und Künstliche Intelligenz weltweit jährlich um fast 20 Prozent gestiegen – und das in einem Zeitraum von 2010 und 2018. Die Technologien der 4. Industriellen Revolution wachsen demnach rund fünfmal schneller als der Durchschnitt aller Technologiefelder.

In der Studie wurden erstmals sämtliche internationale Patentfamilien (IPF) im Zusammenhang mit Technologien der 4. Industriellen Revolution untersucht.

Was sind internationale Patentfamilien?

Die Patentanalyse in diesem Bericht basiert auf dem Konzept der internationalen Patentfamilien (IPF). Jede IPF steht für eine einzelne Erfindung für die Patentanmeldungen in mindestens zwei Ländern oder bei einem regionalen Patentamt (wie z. B. dem EPA) eingereicht und dort veröffentlicht wurden, sowie veröffentlichte internationale Patentanmeldungen. IPF repräsentieren Erfindungen, die von ihrem Schöpfer für wertvoll genug erachtet werden, um internationalen Patentschutz anzustreben. Nur ein relativ kleiner Prozentsatz der Anmeldungen schafft es über diese Schwelle. Dieses Konzept kann daher als solide Grundlage für den Vergleich internationaler Innovationsaktivitäten herangezogen werden, da es die Verzerrungen reduziert, die beim Vergleich von Patentanmeldungen bei verschiedenen nationalen Patentämtern entstehen können.

10 Prozent der Patente betreffen Technologien der Industrie 4.0

Allein im Jahr 2018 fast 40 000 neue IPF für diese Technologien angemeldet, womit sie mehr als 10 Prozent des gesamten weltweiten Patentierungsaufkommens ausmachten. Aus Deutschland stammten im selben Jahr über 2.000 IPF, was einem Anteil am weltweiten Patentierungsaufkommens von etwas mehr als 5 Prozent entspricht.

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Deutschland belegt Platz 5 weltweit

Damit ist Deutschland in Europa führend und steuert nahezu jede dritte europäische Erfindung in dem Segment bei. Im weltweiten Vergleich lag Deutschland im Zeitraum 2010-2018 an fünfter Position hinter den USA, Japan, Südkorea und China. Dabei wuchsen die IPF aus Deutschland jedoch im selben Zeitraum durchschnittlich nur um 14,9 Prozent pro Jahr und blieben damit klar hinter dem jährlichen Wachstum in den USA (18,5 Prozent), Südkorea (25,2 Prozent), China (39,3 Prozent) und selbst dem europäischen Durchschnitt von 15,5 Prozent zurück.

Laut der Studie verfügt Deutschland über einen hohen Spezialisierungsgrad in den Technologien:

  • Sicherheit
  • Positionsbestimmung
  • Datenmanagement

Diese Technologien werden in Kombination mit vernetzen Objekten genutzt und finden ihre Anwendung in Fahrzeugen, Fertigung und Landwirtschaft.

Bei Industrie 4.0-Kerntechnologien wie IT Hardware, Software und Konnektivität, aber auch im Bereich Energieversorgung und insbesondere bei Künstlicher Intelligenz ist Deutschland gemäß der Studie hingegen schwächer positioniert.

Samsung führender Patentanmelder – Siemens auf Rang 18

An der Spitze der Liste der führenden Anmelder der Jahre 2010 bis 2018 stehen die südkoreanischen Unternehmen Samsung und LG.

Als bestplatziertes deutsches Unternehmen belegte Siemens in diesem Zeitraum den 18. Rang. Dabei lag Siemens Fokus verstärkt auf Datenmanagement, vor allem in den Bereichen Planung und Steuerung, als auch Analytik und Diagnose, sowie Konnektivität.

Das Unternehmen zeigt zudem eine hohe Spezialisierung in den Anwendungsgebieten Fertigung, Gesundheitswesen, Infrastruktur und intelligente Fahrzeuge.

Robert Bosch spezialisiert sich auf Fertigung und intelligente Fahrzeuge

Robert Bosch (Rang 20) weist ebenfalls eine hohe Spezialisierung bei Fertigung und intelligenten Fahrzeugen auf und ist zudem das einzige Unternehmen unter den globalen Top 20 Anmeldern mit einer hohen Spezialisierung im Anwendungsbereich Landwirtschaft.

Weiter hinten platziert sind Volkswagen und Continental, wobei Volkswagen in den letzten Jahren ein starkes Wachstum verzeichnete.

Fraunhofer Gesellschaft auf Platz 2 bei Forschungsinstituten

Die Fraunhofer Gesellschaft belegt bei den Forschungsinstituten im weltweiten Ranking hinter der südkoreanische Forschungseinrichtung ETRI den zweiten Platz. Das Forschungsinstitut fokusiert sich auf Benutzerschnittstellen und IT-Hardware und im Bereich Benutzeroberflächen. Damit gehört es ebenfalls zu den fünf stärksten deutschen Anmeldern.

Regionale Innovationscluster spielen weltweit bedeutende Rolle

Die Studie zeigt zudem, dass sich Innovationsfähigkeit auf bestimmte regionale Innovationscluster konzentriert. Demnach ist die Innovationstätigkeit in Europa auf kleinere regionale Cluster verteilt.

Die weltweit größten 20 Cluster gehören zu den Innovationsführern in ihren jeweiligen Ländern. Von hier kamen über die Hälfte (56,3 Prozent) der Industrie 4.0-Patente.

Deutschland ist mit drei Clustern dabei:

  • München (Rang 17)
  • Stuttgart (Rang 20)
  • Nürnberg (Rang 31)

München ist dabei mit einer jährlichen Wachstumsrate von 16,1Prozent besonders innovativ. Unternehmen in der Region haben sich auf Industrie-4.0-Themen wie Positionsbestimmung, Datensicherheit sowie bei 3D-Systemen und Fahrzeuge spezialisert. So generierten die Unternehmen Siemens, BMW und der Volkswagen- Konzern (dessen Tochtergesellschaft Audi in Ingolstadt ansässig ist) 40 Prozent der IPF in diesem Cluster.

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Die Region Stuttgart ist auf Datenmanagement, Positionsbestimmung und Anwendungen für die Automobil- und Fertigungsindustrie spezialisiert. Das Innovationszentrum strukturiert sich rund um Robert Bosch, das seit 2010 39 Prozent der IPF des Clusters beigesteuert hat, sowie Nokia (7 Prozent) und SAP (5 Prozent).

Dieser Artikel stammt von unserem Partnerportal KonstruktionsPraxis.

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