Kommentar von Jürgen Schomakers, Esri DCH Wertvolle Zusammenhänge mit Location Intelligence erkennen
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Vor nicht einmal 20 Jahren waren Daten fast ausschließlich analog vorhanden. Heute ist es genau umgekehrt und jeder Mensch erzeugt quasi nebenbei unfassbar große Datenmengen – und das jeden Tag aufs Neue. Gerade in Zeiten von Corona wachsen die Volumina mit rasanter Geschwindigkeit aufgrund von Homeoffice, Videokonferenzen, Homeschooling und Streaming. So ist der durchschnittliche Datenverkehr laut DE-CIX seit Beginn der Corona-Krise innerhalb kürzester Zeit um rund zehn Prozent angestiegen.

Auch Unternehmen steuern unzählige Daten bei, seien es Standort- und Bestandsinformationen oder Logistik- und Maschinendaten, wobei ein Großteil dieser Daten einen räumlichen Bezug hat. Doch was können Unternehmen mit diesen Daten eigentlich anfangen? Große Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, die hier nicht den Überblick verlieren wollen, müssen in der Lage sein, die Daten in den richtigen Kontext zu setzen und gezielt miteinander zu kombinieren. Eine wichtige Ergänzung etablierter Business Intelligence-Prozesse ist deshalb die Technologie der Location Intelligence. Sie unterstützt Unternehmen dabei, Geodaten in wertvolle Informationen für die Entscheidungsunterstützung zu verwandeln.
Lebensrettende Koordination in der Pandemie
Spätestens seit dem Ausbruch der aktuellen Corona-Pandemie dürfte jedem klar sein, welch wichtige Rolle Geodaten spielen. Für sämtliche Eindämmungsmaßnahmen ist es entscheidend, nachvollziehen zu können, wer sich wann mit wem – und vor allem in welcher Umgebung – getroffen hat. Ohne diese Informationen und ohne die Möglichkeit, sie in den passenden Kontext zu stellen, wären uns bei der Bekämpfung der Pandemie die Hände gebunden. Diese Daten sind also die Voraussetzung, um Risikogebiete anhand aktueller Fallzahlen zeitnah bestimmen und Infektionsketten so schnell wie möglich nachverfolgen und unterbrechen zu können.
Das, was Geodaten in der gegenwärtigen Situation leisten können, geht aber noch weit darüber hinaus. Das RKI meldet täglich neue Rekordzahlen an Neuinfektionen. In dieser sich zuspitzenden Situation ist es vor allem wichtig, einen Überblick darüber zu behalten, welche Regionen über wie viele Intensivbetten verfügen und wie viele noch frei sind. Das Intensivregister-Dashboard, das die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin zusammen mit dem Robert-Koch-Institut entwickelt hat, wurde dafür ins Leben gerufen: Es erfasst tagesaktuell die Anzahl der Intensivpatienten und gleicht sie mit den Bettenkapazitäten von etwa 1.300 Krankenhäusern in ganz Deutschland ab. Die Anzahl der Covid-19-Patienten mit und ohne Beatmung wird zusätzlich ausgewiesen.
Für das sogenannte „Kleeblatt-Prinzip“, das erst kürzlich vom Bundesinnenministerium vorgestellt wurde, sind diese Daten und Fakten essentiell. Es sorgt dafür, dass Patienten auch über Kreis- und Bundeslandgrenzen hinweg verlegt werden können – und zwar ohne zeitaufwendige Recherchen und ohne unnötig lange Wege. Einerseits lässt sich nur so eine lokale Überlastung des Gesundheitssystems auch während der zweiten Corona-Welle verhindern. Andererseits wird so gewährleistet, dass jeder Patient, der eine intensivmedizinische Behandlung benötigt, diese auch zeitnah bekommt.
Der „Missing Link“ der Wirtschaft
Viele Unternehmen, die Geodaten bisher als eher nebensächlich betrachteten, mussten mit dem Beginn der Krise schnell feststellen, dass die Verfügbarkeit solcher Daten und die Möglichkeit, sie auszuwerten, über Erfolg und Misserfolg entscheiden können. Viele Prozesse, die bislang ohne Aufwand zuverlässig liefen, erwiesen sich plötzlich als fragil. Von einem Tag auf den anderen wurden zentrale Lieferketten unterbrochen und Liefertermine konnten nicht mehr eingehalten werden. Das betraf nicht nur ganz alltägliche Güter, sondern auch zentrale Hilfsmittel zur Bekämpfung der Pandemie wie Masken, Desinfektionsmittel und wichtige Medikamente. Unternehmen, die ihre Lieferketten in Echtzeit überwachen können, wurden hier nicht völlig überrumpelt und konnten bei Bedarf schnell reagieren und entsprechend gegensteuern.
Die Krise hat es allen vor Augen geführt, aber auch schon vorher war klar, warum Daten oft als „das neue Öl“ bezeichnet werden. Ihr Wert ist immens, sobald sie einmal erfasst, ausgewertet und in Beziehung zueinander gesetzt wurden. Sie schaffen solide Entscheidungsgrundlagen für Planung und Steuerung von Standorten oder Vertriebsgebieten, können aber auch dazu beitragen, bestehende Prozesse und Abläufe deutlich effizienter zu gestalten. Geodaten wurden hier von vielen Unternehmen bislang sträflich vernachlässigt, weil auch die adäquate Auswertungsmöglichkeit fehlte.
Mit Location Intelligence steht die erforderliche Technologie zur Verfügung, um die vorhandenen Datenmengen umfassend auszuwerten und zum Beispiel demografische, finanzielle oder infrastrukturelle Daten anhand von 3D- oder 4D-Analysen in einen größeren Kontext zu setzen. Geodaten und räumliche Analysen sind sozusagen der „Missing Link“, der vielen Strategien bislang noch fehlte.
Ein gutes Beispiel für den Einsatz von Location Intelligence ist der Konzern Migros. Das größte Detailhandelsunternehmen der Schweiz hat sein Supply Chain Management digitalisiert und das weltweite Liefermanagement in der selbst entwickelten Logistik-Monitoring-Software LTOPEX Tower gebündelt. Die Anwendung fasst alle Informationen zu Lieferungen zusammen und stellt sie in Form von Karten, Tabellen und Statistiken in einer intuitiven Übersicht zur Verfügung. So können kontinuierlich laufende Transporte in Echtzeit überwacht, LKW-Routen verfolgt und Kunden über geplante Lieferzeiten informiert werden. Selbst aktuelle Ereignisse, wie zum Beispiel drohende Unwetter, die sich negativ auf die Lieferkette auswirken können, werden dabei berücksichtigt.
Mehr Lebensqualität in Städten
Nicht nur die Wirtschaft, auch Kommunen und Behörden können von Location Intelligence profitieren. Die zunehmende Landflucht und die entsprechenden Zuwachsraten in den Ballungsgebieten ist eine seit Langem bekannte Entwicklung. Für die Städte und Gemeinden ist es eine große Herausforderung, ihre bauliche Entwicklung und Straßenplanung so zu steuern, dass allen Beteiligten Rechnung getragen wird. Es kann ja nicht nur darum gehen, ungebremst immer mehr Wohnraum zu schaffen. Vielmehr erwarten die Menschen auch ein entsprechendes Maß an Lebensqualität – zum Beispiel im Hinblick auf Infrastruktur, Grünflächen und Luftqualität. Viele Städte setzen hierzu heute 3D-Planungsinstrumente ein, die mit verfügbaren Geodaten und 3D-Gebäudedaten gefüllt werden. Mit ihrer Hilfe können Stadtplaner anhand intuitiver Visualisierungen, Kennzahlen und 3D-Analysen die Auswirkungen einzelner Maßnahmen auf die Umgebung und die Bewohner besser abschätzen.
Geodaten gehen alle an
Geodaten sind nicht nur überall, sie bestimmen auch maßgeblich unser Leben. Entsprechend bieten raumbezogene Analysetools enormes Potenzial für Verbesserungen in jedem Lebensbereich – sei es kurzfristig in Krisenzeiten oder dauerhaft für Unternehmen, Menschen und Umwelt. Unternehmen können Kosten sparen, indem sie ihre Logistik und Lieferketten oder ihre Standortentwicklung effizienter gestalten. Sie können Prozesse sicherer machen, weil bislang unberücksichtigte Daten in die Analyse eingebunden werden. Problemstellen können erkannt und Chancen entdeckt werden. Auf dieser Basis werden bessere und nachhaltigere Entscheidungen möglich, die in einer sich rasant verändernden Zeit dazu beitragen, eine nachhaltige Zukunft zu verwirklichen.
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