Kommentar von Peter Herweck, AVEVA Wie die gemeinsame Nutzung industrieller Daten eine fragmentierte Welt vereinen kann

Von Peter Herweck

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Die Industrie sieht sich branchenübergreifend mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Durch strategische, datenbasierte Zusammenarbeit kann sie ihre wirtschaftliche Leistung steigern und gleichzeitig CO2 sparen.

Der Autor: Peter Herweck ist CEO von AVEVA
Der Autor: Peter Herweck ist CEO von AVEVA
(Bild: AVEVA)

Dank datengesteuerter industrieller Zusammenarbeit standen die lebensrettenden Covid-19-Impfstoffe in noch nie dagewesenem Umfang und Tempo zur Verfügung. Das hat neue Maßstäbe für die heutige Industrie gesetzt. Immer mehr Unternehmen tauschen ihre industriellen Daten strategisch und sicher untereinander aus, wenn sie mit externen Partnern, Lieferanten und Kunden zusammenarbeiten. Gemeinsam decken sie neue Synergien auf, reduzieren Verschwendung und eröffnen neue Möglichkeiten. Viele Industrieunternehmen tragen zur Versorgung mit lebenswichtigen Gütern bei – Medikamente, Wasser, Lebensmittel, Energie, Infrastruktur und vieles mehr. Gemeinsam haben sie das Potenzial, nicht nur industrielle, sondern auch menschliche Herausforderungen zu lösen: von Krankheiten und Hunger bis hin zum Klimawandel.

Die vernetzte Zusammenarbeit wird die Arbeitsweise der Industrie in den kommenden Jahrzehnten verändern. In einer vollständig vernetzten Welt können Industrieteams mit integrierten Daten aus verschiedenen Quellen zusammenarbeiten – nicht nur mit Kolleginnen und Kollegen, sondern auch mit Zulieferern, Partnern und Kunden.

Leif Eriksen, Research Vice President, Future of Operations bei IDC, sagte kürzlich: „Datengesteuerte Betriebsabläufe sind ein Prozess. Unternehmen sollten sich aber nicht damit zufriedengeben, den Prozess angestoßen zu haben. Das operative Geschäft wandelt sich zunehmend schneller und führt branchenübergreifend zu signifikanten Neuausrichtungen. Unternehmen, die diese Chancen erkennen, werden erfolgreich sein; diejenigen, die sie nicht erkennen, werden scheitern.“1

Dank der aktuellen technischen Möglichkeiten können Menschen in Echtzeit zusammenarbeiten und komplexe Wertschöpfungsketten in agile, nachhaltige Wachstumsnetzwerke verwandeln. Bei AVEVA nennen wir diese datengesteuerte, vernetzte Innovation „Connected Industrial Economy“.

Vernetzte Innovationen gegen die zentralen Herausforderungen der Menschheit

So kann die vernetzte Industrie auch wirkungsvolle, gemeinschaftliche Maßnahmen gegen die globale Erwärmung beschleunigen. Mithilfe des strategischen Datenaustauschs unterstützen Energieversorgungsunternehmen ihre Kunden bei der Umstellung auf erneuerbare Energien. Städte reduzieren so Emissionen, Verkehr und Umweltverschmutzung. Produzierende Unternehmen verbrauchen dank vernetzter Daten weniger Ressourcen.

In einer globalen Studie im Auftrag von AVEVA gaben allerdings mehr als acht von zehn Führungskräfte großer Industrieunternehmen an, dass sie wichtige Geschäftsentscheidungen ohne einen umfassenden Einblick in die verfügbaren Daten treffen. Diese könnten sie jedoch nutzen, um Herausforderungen wie wirtschaftliche Unsicherheit, instabile geopolitische Verhältnisse, historische Arbeitskräfteknappheit und unterbrochene Lieferketten zu bewältigen. Führungskräfte berichteten in der Studie ebenfalls, dass die größten Vorteile eines offenen und agnostischen Ökosystems für den Informationsaustausch eine höhere Effizienz und vermehrte Innovationen (48 Prozent), eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit (45 Prozent) sowie die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit (44 Prozent) sind.

Die Integration von bisher getrennten Anlagen- und Lieferketteninformationen kann auch die Produktqualität, die betriebliche Effizienz und sogar die Kundenzufriedenheit verbessern.

Das zeigt die Smart Factory von Schneider Electric in Batam (Indonesien), die das Weltwirtschaftsforum 2019 zum Leuchtturmprojekt erklärt hat. Die Smart Factory nutzt Technologien der Industrie 4.0. Dabei verknüpft sie Daten aus der Cloud, sodass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Fertigung bis zum obersten Management die Betriebs- und Anlagenleistung überwachen können. Zu den unmittelbaren Vorteilen gehören eine höhere Effizienz durch die Leistungsverfolgung in Echtzeit und eine schnellere Entscheidungsfindung. Schneider Electric verzeichnete einen Rückgang der Ausfallzeiten um 44 Prozent, während die pünktliche Lieferung an die Kunden um 40 Prozent zunahm. Neben einer insgesamt intelligenteren Ressourcennutzung sank der Energieverbrauch der Anlage um ein Fünftel.

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Beidseitiger Datenaustausch unterstützt gemeinsame Innovationen und reduziert Emissionen

Wenn Echtzeitdaten auf sichere Weise zwischen Unternehmen, etwa zwischen Auftraggeber und Dienstleister, ausgetauscht werden, kann dies dringend benötigte Innovationen hervorbringen.

Die Renewable Energy Group (REG), ein nachgelagerter Hersteller von Biodiesel, nutzt eine Cloud-Plattform, um Ausfälle der Zentrifuge zu vermeiden. Das in Iowa ansässige Unternehmen verließ sich früher auf manuelle Einschätzungen zur Anlagenoptimierung seiner Tochtergesellschaft Allied Reliability. Doch die Empfehlungen waren oft schon veraltet, wenn sie eintrafen. Durch die Automatisierung des Echtzeit-Datenaustauschs analysiert Allied Reliability nun laufend den Zentrifugenbetrieb. Das reduziert die Ausfallzeiten der REG-Anlagen um bis zu 90 Prozent und senkt zudem ihre Emissionen.

Das US-Unternehmen Dominion Energy unterstützt mit verknüpften Daten die Nachhaltigkeitsziele seiner Versorgungskunden. Mithilfe einer cloudbasierten Datenplattform stellt der Strom- und Energieversorger ihnen Informationen über seinen grünen Energiemix zur Verfügung. So können die Kunden ihren eigenen CO2-armen Energieverbrauch nachvollziehen und bei Audits und gegenüber Investoren nachweisen. Dadurch konnte Dominion sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Konkurrenten verschaffen und die Markteinführung des grünen Energiemix um 50 Prozent beschleunigen. Ebenso erzielten die Kunden von Dominion deutliche Fortschritte bei ihren Nachhaltigkeitszielen und konnten den Übergang zur Net-Zero-Wirtschaft weiter vorantreiben.

Nachhaltiges Wachstum in der digitalen und vernetzten Industriewelt

Die industrielle Welt befindet sich an einem Wendepunkt, da gleichzeitig zwei massive Disruptionen stattfinden. Auf der einen Seite wollen innovative Unternehmen ihre digitale Transformation voranbringen und als Teil der Industrie 4.0 agieren. Auf der anderen Seite sorgt der Druck der Regulierungsbehörden, der Finanzwelt und der Kunden dafür, dass sie ihre Abläufe überdenken und ökologische Ziele in den Mittelpunkt ihrer Wertschöpfungsketten stellen. All dies spielt sich in einer dynamischen und zunehmend fragmentierten globalen Wirtschaft ab.

An der Schnittstelle dieser Disruptionen entsteht eine neue vernetzte Industriewelt, in der Mitarbeitende, Zulieferer, Partner sowie Kunden dank der vorhandenen Daten flexibel, profitabel und nachhaltig zusammen Innovationen schaffen können. Die „Early Adopter“ profitieren durch den digitalen Datenaustausch von tieferen Einblicken und ziehen so an ihren Wettbewerbern vorbei.

Der Weg zu einer nachhaltigen Wertschöpfung durch digitales Denken zeigt sich klarer als je zuvor: Unternehmen müssen ihre Herangehensweise ändern. Nur in einer sicher vernetzten Welt können sie globalen Herausforderungen schnell, wirksam und ressourcenschonend begegnen.

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