IoT-Security Kann es im Internet of Things noch Datensicherheit geben?

Von Stefan Guggenberger |

Sprachassistenten und smarte Geräte werden im Zeitalter des IOT omnipräsent. Können wir dann noch absehen, was mit unseren Daten passiert? Und wie flächendeckend wird die Datensammlung? Prof. Dr. Stefan Köpsell von der TU Dresden gibt einen Ausblick.

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Zuhause hören heute schon Sprachassistenten mit. In zukünftigen Smart Cities wird die Zahl der ‚mithörenden‘ Geräte jedoch immer größer und es wird kaum noch möglich sein, alle datensammelnden Schnittstellen zu überblicken.
Zuhause hören heute schon Sprachassistenten mit. In zukünftigen Smart Cities wird die Zahl der ‚mithörenden‘ Geräte jedoch immer größer und es wird kaum noch möglich sein, alle datensammelnden Schnittstellen zu überblicken.
(Bild: gemeinfrei // Unsplash)

„Hey, Alexa“ oder „OK, Google“ gehören mittlerweile zum akustischen Grundrauschen unserer Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräume. Doch die nützlichen Sprachassistenten beantworten uns nicht nur Fragen, sondern sind auch in Dauerbereitschaft. Sie haben also immer ein offenes Ohr, hören aber auch nie weg. Dr.-Ing. Stefan Köpsell hält die Professur für Datenschutz und Datensicherheit der TU-Dresden inne und forscht zur Privatsphäre in einer vernetzten Welt. „Die üblichen Privacy-Mechanismen greifen nicht mehr“, sagt Köpsell angesichts der zunehmenden Präsenz von IoT-Geräten.

„Informed Consent“ wird zunehmend unmöglich

„Informed Consent“ gilt als übliches Datenschutzprinzip. Dabei sollen Nutzer über den Umgang mit ihren Daten informiert werden und selbst entscheiden, ob sie der Verarbeitung zustimmen. Doch kann man als Nutzer überhaupt noch informierte Entscheidungen treffen? Köpsell sieht hier vor allem in Zukunft große Herausforderungen: „Einen Sprachassistenten kann ich noch erkennen, wenn ich mich ein bisschen im Raum umschaue, bei smarten Kühlschränken und Fernsehern wird das schon schwieriger und wenn wir an Smart Cities denken, wird es zu einer gesamtgesellschaftlichen Frage, wie wir damit umgehen. Schon jetzt sehen wir auch Verschiebungen in der ethischen Diskussion: In Zusammenhang mit Corona und der Warn-App hieß es bereits, der Datenschutz würde eine effektive Pandemiebekämpfung verhindern.“

Ist Datensammeln überhaupt ein Problem?

Gerade bei Endverbrauchern ist immer wieder folgende Meinung zu hören, wenn es um mithörende Geräte geht: „Ich habe ja nichts zu verbergen.“ Hierzu resümiert Köpsell: „Datenschutzverletzungen werden sehr unterschiedlich wahrgenommen, je nachdem, wie weit weg derjenige ist, der mithört. Dinge, von denen wir nicht wollen, dass unsere Familie sie erfährt, werden bedenkenlos den amerikanischen Geheimdiensten anvertraut. Aber auch generell gilt: Wissen ist Macht und Daten sind Wissen. Wie wir bei einigen Wahlen in den vergangenen Jahren gesehen haben, können ver- und gekaufte Daten gravierende gesellschaftliche Auswirkungen haben, die dem Einzelnen gar nicht so bewusst sind.“

Smarte Begleiter mit direkter Verbindung zu ausländischen Servern

Fest steht, dass viele vernetzte Geräte wie Smartphones oder Wearables ständig Daten an Unternehmen schicken, die nicht in Deutschland oder der EU ansässig sind. Vor allem amerikanische Tech-Konzerne treten hier als regelrechte Datenkraken auf. Doch gibt es eine realistische Alternative oder hilft nur eine digitale Askese?

„Man kann natürlich ein Smartphone mit einem alternativen Betriebssystem verwenden und keine Apps installieren, die Daten sammeln, aber das geht meist mit einem Komfortverlust einher oder die Network-Effekte schlagen zu“, fasst Köpsell zusammen. Für die meisten Nutzer stellt das aber keine attraktive Alternative da, weil weniger vernetzt Apps oft nicht so gut optimiert sind, wie das Angebot der datensammelnden Konkurrenz. Zudem erscheint es nicht sinnvoll, Messenger zu nutzen, die von Freunden und Verwandten nicht genutzt werden (Network-Effekte).

Aktiv sicherere Optionen suchen

Was empfiehlt nun der Experte, um zumindest die Datensouveränität in den eigenen vier Wänden zu behalten? Auch Köpsell nutzt Smart-Home-Anwendungen, achtet aber darauf, dass diese nicht mit einer Cloud verbunden sind und verzichtet auf Sprachassistenten. Zudem empfiehlt er: „Jeder kann in seinem Smartphone einmal in die Einstellungen schauen und die entsprechende Wahl für den Datenschutz treffen, wo man die Option hat.“ Auch bei Messenger-Diensten gibt es einige gute Alternativen zu den großen, datensammelnden Anbietern: „Ich nutze Wire, aber zum Beispiel auch Signal ist neben anderen eine sichere Option.“

Dieser Artikel stammt von unserem Partnerportal Industry of Things.

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