Interview mit Alexander Klink, Dell Software, zu Master Data Management iPaaS-Lösungen überwinden Integrationsprobleme
BigData-Insider sprach mit Alexander Klink, Director Systems Consulting bei Dell Software, über Master Data Management und Integration-Platform-as-a-Service-Strukturen.
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BigData-Insider: Die steigende Datenmenge bestimmt die gegenwärtigen Diskussionen um den Umgang mit Informationen. Ist sie aber das einzige Problem bei der Integration von Daten und Anwendungen?
Klink: Es ist allgemein bekannt, dass die Menge unstrukturierter Daten weiter wächst und immer heterogener wird. Doch Informationsflut und der Hype um daraus entstehende Analysemöglichkeiten sind nur eine Aufgabe – und dabei für viele Administratoren auch noch gar nicht relevant. Viel dringlicher ist für viele IT-Abteilungen der Austausch sämtlicher durch Geschäftsprozesse entstehender Daten zwischen allen Applikationen – und damit die Integration und Verzahnung dieser unterschiedlichen Anwendungen. Das korrekte Auslesen und Übertragen von Datensätzen in die Formate anderer Unternehmensapplikationen – das Master Data Management – spielt dabei eine zentrale Rolle. Das Master Data Management wird nicht so sehr durch die Menge der Daten, sondern vielmehr durch die steigende Menge an Applikationen immer aufwendiger. Zum einen sind Daten aus lokalen Anwendungen wie CRM- oder ERP-Lösungen, Oracle-Datenbanken, SAP-Modulen oder auch aus dem Financial- und Human-Resource-Bereich zu integrieren; zum anderen müssen aber auch Daten aus mobilen Anwendungen, Cloud-Diensten, SaaS- und PaaS-Anwendungen oder gar aus sozialen Netzwerken berücksichtigt werden. Zudem ist der flexible Austausch zwischen der Cloud und den lokalen Anwendungen zu unterstützen.
Für die Datenintegration und fürs Master Data Management gibt es aber doch schon Middleware-Lösungen?
Klink: Durchaus. Aber bestehende Hardware- oder Software-basierte Middleware-Lösungen zu Master Data Management und Datenintegration können mit den immer komplexeren digitalen Geschäftsprozessen, IT-Infrastrukturen und der damit wachsenden Zahl von Datenquellen nicht mehr Schritt halten. IT-Abteilungen haben nämlich in den seltensten Fällen die Ressourcen, um eigenen Software-Code für die Umwandlung und Übermittlung der Daten selbst zu programmieren. Auch die Implementierung spezieller Software oder Hardware im ganzen Unternehmen nimmt viel Zeit in Anspruch und belastet die IT-Infrastruktur. Später dazukommende Anwendungen sind zudem durch solche starren Systeme nur schwer zu integrieren. Nur Cloud-basierte Dienste unterstützen Administratoren mit den nötigen Funktionen für einen flexiblen und leicht skalierbaren Datenaustausch. Integration-Platform-as-a-Service-Strukturen (iPaaS) bieten flexibel und Cloud-basiert Middleware-Technologien, mit denen Administratoren die Extraktion und Übermittlung von Daten der verschiedensten Anwendungen über einfache Menüs selbst veranlassen können. iPaaS-Lösungen verteilen hierfür lokale Software-Container, die dann ohne großen Bedarf an Ressourcen die gewünschte Datenextraktion – gegebenenfalls auch eine Filterung oder Löschung von Daten – durchführen. Ein solcher Container lässt sich sowohl in der Wolke, on premise oder auch in hybriden Strukturen installieren. Die Dienste der Plattform stellen auch die notwendigen API-Schnittstellen zur Übertragung der Daten zwischen den Anwendungen bereit. Sie binden auch Applikationen in öffentlichen Clouds ein und erleichtern den Austausch zwischen zwei Cloud-basierten Diensten. Das ist etwa bei der Integration von Facebook-Informationen in Salesforce nötig. iPaaS-Angebote verwalten die Container und Schnittstellen zentral. Mit solchen Lösungen passen Administratoren den Extraktionsprozess schnell an neue Datensatzformate an. Mit kleinen Skripts können die IT-Abteilungen in Sonderfällen auch die Umwandlung einzelner Attribut-Felder individuell definieren.
Welchen Nutzen bieten iPaaS-Lösungen?
Klink: Erst die automatisierte Integration von Daten in verschiedene Anwendungen ermöglicht das Zusammenspiel der Anwendungen verschiedener Fachabteilungen. Ein vielseitiger Dienst integriert heterogene Quellen wie SMTP-Mail-Dienste, Webinhalte, SOAP-Web-Dienste sowie AS-400-und SQL-Datenbanken in kurzer Zeit und zu sehr geringen Kosten. Die Fehlerquote bei der Integration sinkt, während die Verfügbarkeit der Daten und deren Compliance steigt. Der Austausch von Datensätzen und damit die Integration von Anwendungen stellen dank iPaaS keine neuen Herausforderungen dar. Sie werden zu abrufbaren Diensten und Funktionalitäten.
Für welche Unternehmen ist iPaaS zur Datenintegration interessant? Und wann?
Klink: Master Data Management spielt mit dem Aufkommen von Cloud-Diensten und sozialen Netzen nicht mehr nur für große Betriebe eine Rolle. Entscheidend ist die Technologieaffinität der Unternehmen. Auch der innovative Mittelstand benötigt einen verbesserten Datenaustausch zwischen den verschiedensten Anwendungen: zwischen SaaS-Anwendungen (Amazon Web Services), PaaS-Anwendungen (wie Salesforce), sozialen Netzwerken oder auch lokalen CRM, ERP-, SCM-, Finance- und Human-Resource-Anwendungen. iPaaS-Dienste zeichnen sich dadurch aus, dass sie gerade die Extraktion von Daten aus neu eingerichteten Applikationen schnell unterstützen. Sie eignen sich auch zum schnellen Einsatz bei Akquisitionen, Fusionen oder unterstützen die Migration von Daten. Ebenso ermöglichen sie schnell die punktuelle Einbindung von Legacy-Datenbeständen.
Bieten iPaaS-Lösungen darüber hinaus einen zusätzlichen Mehrwert?
Klink: Fortschrittliche iPaaS-Dienste stellen dem Administrator auf ihrer Integrations-Plattform nicht nur Extraktionsdienste bereit, sondern lassen ihn auch an der Praxiserfahrung anderer IT-Abteilungen teilhaben. Ein automatisiertes Attribut Mapping präsentiert bei jeder Extraktion Vorschläge für eine Übertragung der einzelnen Felder des Ursprungs-Datensatzes in die Felder der Zielanwendung. So schlägt die Lösung zum Beispiel für das Attribut „Adresse“ in der Datenquelle aus der Zielanwendung für CRM die Felder „Lieferadresse“ und „Rechnungsadresse“ vor. Die Mapping-Vorschläge basieren etwa bei einer Plattform wie Dell Boomi auf der Auswertung von über sieben Millionen anderen Praxisbeispielen. Die Vorschläge sind anonymisiert und lassen sich daher keinem anderen Unternehmen, welches den Dienst auch in Anspruch nimmt, zuordnen. Zudem werden die Vorschläge permanent von der iPaaS-Plattform auf ihre Einschlägigkeit hin getestet.
Stichwort Sicherheit – entsteht hier nicht ein neues Sicherheitsrisiko durch die Bewegung und Zentralisierung der Daten?
Klink: Eine Integrations-Plattform stellt nicht zwangsläufig ein Risiko für die Daten dar – auch nicht bei der Integration von Cloud- und On-Premise-Lösungen. Es kommt auf die Sicherheit der Datenübertragung an. Zwischen der iPaaS-Lösung und dem Unternehmen dürfen niemals Informationen selbst, sondern nur Metadaten übertragen werden. Die Datensätze werden nur direkt zwischen der Quell- und der Ziel-Applikation übertragen, unterstützt durch Verschlüsselung und Handshake-Verfahren.
Wie sehen sie die Entwicklung auf dem deutschen Markt?
Klink: Natürlich wächst der Bedarf an iPaaS-gestützten Lösungen zur Integration von Daten und damit von Anwendungen auch in Deutschland. Vor allem Unternehmen, die bereits auf Cloud-basierte Dienste wie Salesforce, Microsoft Azure oder Amazon Web Services setzen, benötigen die Flexibilität, Skalierbarkeit und den Mehrwert einer funktionsreichen Cloud-basierten Middleware. Dieser Trend wird zunehmen, denn viele Vorbehalte gegenüber Public-Cloud-basierten Anwendungen werden zurzeit durch private Cloud-Lösungen entkräftet. Damit gehen immer mehr Unternehmen in unterschiedlicher Art und Weise in die Cloud. Für den automatisierten Austausch der Daten und die Integration der Anwendungen brauchen sie flexible Middleware-Lösungen zur Integration von Daten.
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