Kommentar von Paul Hopton und Dr. Cristina Stanca-Mustea, Scoutbee ESG – transparente, sichere und konforme Lieferketten durch KI

Von Paul Hopton, CTO, und Dr. Cristina Stanca-Mustea, ESG-Expertin, beide Scoutbee Lesedauer: 4 min

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Die EU fordert mehr Transparenz. Unternehmen müssen künftig umfassende Berichte bereitstellen – über Umweltbelastung, soziales Bewusstsein und Führungsverhalten. Doch die beziehen sich nicht nur auf das Unternehmen selbst, sondern auf die gesamte Lieferkette. Eine komplexe Aufgabe, bei der Künstliche Intelligenz eine entscheidende Hilfestellung leistet.

Die Corporate Sustainability Directive der EU, die von Unternehmen künftig ein genaues Reporting über ihr verantwortliches Handeln verlangt, stellt diese vor enorme Herausforderungen. Künstliche Intelligenz kann hier helfen.
Die Corporate Sustainability Directive der EU, die von Unternehmen künftig ein genaues Reporting über ihr verantwortliches Handeln verlangt, stellt diese vor enorme Herausforderungen. Künstliche Intelligenz kann hier helfen.
(Bild: Benjamas - stock.adobe.com)

Reines Gewinnstreben war gestern. Das Unternehmen von heute muss Verantwortung gegenüber der Umwelt, den eigenen Mitarbeitern und den Kunden zeigen. Und es muss diese Verantwortung auch nachweisen. Das besagt die Corporate Sustainability Directive der EU, die von Unternehmen künftig ein genaues Reporting über ihr verantwortliches Handeln verlangt.

Dieses ESG-Reporting (Environmental, Social, Governance) umfasst nicht nur den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens. Es muss auch über das soziale Verhalten und die Unternehmensführung Auskunft geben. Vor allem aber beschränkt es diese Verantwortung nicht nur auf das Unternehmen selbst, sondern schließt die gesamte Lieferkette ein.

Gestiegenes Bewusstsein als neue Chance

Die erweiterten Reporting-Maßnahmen sind das Ergebnis eines gesteigerten Verantwortungsbewusstseins gegenüber Menschen, Ressourcen und Umwelt. Die Beschaffung der damit verbundenen Daten ist nicht nur ein erheblicher Aufwand. Sie wirkt sich auch entscheidend auf die künftig notwendigen Prozesse aus.

Nicht nur Corona, sondern auch zunehmende Umwelteinflüsse haben deutlich gemacht, wie anfällig Lieferketten sein können. Viele Unternehmen sehen daher ESG als einen Anstoß, die eigenen Lieferketten nachhaltiger und robuster zu gestalten. So gesehen ist ESG nicht einfach ein zusätzlicher Kostenfaktor, sondern wird zunehmend auch als Chance zur Kostensenkung verstanden.

Nach einer McKinsey-Studie (2022) publizieren mittlerweile bereits 90 Prozent aller S&P-500-Unternehmen ESG-Reports. Sie reagieren damit auf das veränderte öffentliche Bewusstsein, denn dieselbe Studie hat auch ergeben, dass 83 Prozent der Konsumenten der Meinung sind, ein zeitgemäßes Unternehmen solle sich durch Best Practices im Bereich ESG auszeichnen.

Wie eine Erfahrung zur entscheidenden Idee wurde

Scoutbee ist eines der Unternehmen, das sich schon frühzeitig mit den Risiken global vernetzter Produktionssysteme beschäftigt hat. Mitgründer und CEO Gregor Stühler war zuvor für einen global tätigen Hersteller medizinischer Geräte tätig, als 2011 das japanische Fukushima von einem Tsunami heimgesucht wurde. Durch dieses Naturereignis brachen die damals bestehenden Lieferketten nahezu vollständig zusammen, und es war schlichtweg unmöglich, innerhalb kurzer Zeit Alternativen zu finden.

Diese Erfahrungen veranlasste Stühler 2015, mit Scoutbee eine Plattform auf den Markt zu bringen, die die Beschaffungsprozesse von Unternehmen auf eine digitale Basis stellt. Sein Ziel: Bei der Auswahl der Zulieferer soll nicht mehr nur die eigene Resilienz im Mittelpunkt stehen, sondern es sollen auch strategische Prioritäten wie Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit und soziale Verantwortung gezielt in den Entscheidungsprozess einfließen.

Beschaffung rückt in den strategischen Mittelpunkt

Ist die Lieferkette in Gefahr? Frühzeitige Warnungen helfen, Probleme zu erkennen und auf diese zu reagieren.
Ist die Lieferkette in Gefahr? Frühzeitige Warnungen helfen, Probleme zu erkennen und auf diese zu reagieren.
(Bild: Scoutbee)

Die strategischen Herausforderungen im Bereich der Beschaffung haben weit mehr mit Daten und Wissen zu tun als mit Prozessen. Nicht nur Corona hat gezeigt, wie anfällig globale Logistikprozesse sein können. Auch Naturkatastrophen können sehr schnell dazu führen, dass Produktionsstandorte ausfallen und Lieferketten unterbrochen werden.

Die Beschaffung ist daher als Risikofaktor zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Nicht nur die Global Player setzen mittlerweile weniger auf Kosten-, sondern auf Risikominimierung. Die früher üblichen Single-Source-Strategien haben ausgedient. Heute heißt es, zu diversifizieren, um das Ausfallrisiko zu minimieren. An die Stelle eines einzelnen treten dabei mehrere Zulieferer, die sich vorzugsweise in unterschiedlichen Regionen befinden. Krisen verlieren damit ihre Dramatik und das Unternehmen kann besser auf äußere Störungen reagieren.

Such- und Filtermöglichkeiten bei Lieferanten
Such- und Filtermöglichkeiten bei Lieferanten
(Bild: Scoutbee)

Die neue Realität auf dem Beschaffungsmarkt hat zu grundlegenden Verschiebungen geführt. Statt Low Cost lautet das Motto heute Best Cost. Das heißt, dass nicht der billigste Lieferant den Zuschlag erhält, sondern der, der insgesamt die geringsten Kosten verursacht. Dazu kommen die ESG-Anforderungen, um die in naher Zukunft selbst kleinere Unternehmen nicht herumkommen werden.

KI als Motor der Wissensgenerierung

Digitalisierung und Automatisierung waren im Procurement bisher noch weitgehend Neuland. Doch auch hier hat eine zunehmend komplexere und unsicherere Welt neue Impulse gesetzt. Dazu kommt die Corporate Sustainability Directive der EU, die Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt, die sich mit herkömmlichen Methoden kaum bewältigen lassen.

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Mit KI ermöglichen Dienstleister wie Scoutbee daher eine ganz neue Art der Transparenz. In vielen Unternehmen ist nämlich die Suche nach passenden Lieferanten noch ein weit gehend manueller und damit recht zeitaufwendiger Vorgang. Dabei ist es praktisch unmöglich, alle geeigneten Lieferanten zu identifizieren und in den Auswahlprozess einzubeziehen.

Genau diesen Prozess automatisiert Scoutbee und bündelt dafür die unterschiedlichsten Informationsquellen zu einer Single Source of Truth. Dabei werden öffentlich zugängliche Websites genauso herangezogen wie Produktinformationen, sowie externe und unternehmensinterne Datenquellen. Das Ziel heißt, innerhalb kürzester Zeit Rohdaten in praktisch nutzbares Wissen zu verwandeln. Das Ergebnis sind Zulieferer-Profile und Datengrafiken, die Daten zu Informationen machen und damit fundierte Entscheidungen ermöglichen.

Die Schlüsseltechnologien dafür heißen maschinelles Lernen, Künstliche Intelligenz und Big Data. Die Schnittstelle zum System ist ein Chat-Interface, das es dem Anwender erlaubt, ganz einfach in natürlicher Sprache mit der KI zu kommunizieren. Sie beruht auf Large Language Models (LLM) und erlaubt es dem Anwender, auch ohne technische Vorkenntnisse gezielt Informationen über Chatbots abzufragen. Die KI analysiert alle erkannten Lieferantendaten und bewertet, inwiefern sie zu den Anforderungen des Einkäufers passen.

Bereit für die Herausforderungen der Zukunft

ESG steht für den vielleicht größten Bewusstseinswandel unserer Zeit. Der Geist dahinter reicht vom Klimawandel über die Diversität der Belegschaft bis hin zur nachhaltigen Produktion mit sozialer Verantwortung und einem bewussten Umgang mit den natürlichen Ressourcen.

In naher Zukunft wird ESG-Konformität unerlässlich sein. Nicht nur, weil dahinter klare gesetzliche Forderungen stehen, sondern vor allem, weil die Reputation eines Unternehmens heute auch an Merkmalen wie Umweltbilanz, Sozialverhalten und verantwortlicher Unternehmensführung gemessen wird.

Big Data und Künstliche Intelligenz ermöglichen die Ausweitung der gesetzlichen und ethischen Forderungen auf die gesamte Lieferkette des Unternehmens. Der Zulieferer-Markt wird transparent. Diversifizierung wird zur Normalität in der Beschaffung. Lieferketten werden zuverlässiger. Soziale Aspekte, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit rücken in den Vordergrund.

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