Kommentar von Steffen Brehme, Lobster Data Digitale Ökosysteme – neue Marktzugänge mit überschaubarem Aufwand

Von Steffen Brehme |

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Ob Daten- oder Systemintegration, Digitalisierung oder IoT: Wer Teil von digitalen Ökosystemen wird oder diese gar selbst initiiert, kann mit geringem Aufwand und überschaubaren Kosten von den Möglichkeiten der Vernetzung profitieren.

Der Autor: Steffen Brehme ist Geschäftsführer bei Lobster Data
Der Autor: Steffen Brehme ist Geschäftsführer bei Lobster Data
(Bild: Lobster Data)

Amazon Marketplace, Alibaba, der Apple App Store: Anbieter von Consumer-Produkten nutzen derartige Plattformen, um ihre Angebote zu präsentieren. Logistiker, Finanzierungspartner und andere Dienstleister bieten dort zusätzliche Services an und schaffen, wie es das Fraunhofer-Institut definiert, „ein sozio-technisches System, in dem Unternehmen und Menschen kooperieren, die zwar unabhängig sind, sich von der Teilnahme aber einen gegenseitigen Vorteil versprechen.“ Und auch in Deutschland sind mit Plattformen wie Delivery Hero oder Gematik digitale Ökosysteme im B2C-Bereich inzwischen erfolgreich.

Solche Plattformen ermöglichen die Interaktion zwischen Produzenten, Konsumenten und Drittanbietern zu allseitigem Nutzen. Und längst sind Plattformen nicht mehr nur reine Marktplätze. In den digitalen Märkten von heute ergibt sich der Wettbewerbsvorteil aus datenbasierten Transaktionen zwischen unterschiedlichen Partnern. Und das auf allen Ebenen: Plattformlösungen vernetzen interne und externe Systeme, Cloud-Dienste, Haushaltsgeräte und Maschinen. Nur wer sich ein Ökosystem aufbaut, das Anbieter vereint und für Kunden zum Beispiel Bestell- und Buchungsvorgänge oder Logistikdienstleistungen so komfortabel wie möglich gestaltet, wird sich gegen Wettbewerber durchsetzen. Digitale Plattformen ermöglichen einen unmittelbaren Zugang zu Angeboten mittels digitaler Technologien wie der automatisierten Datenintegration. Sie bringen Angebot und Nachfrage zusammen – egal, wie groß die Nutzergruppen sind.

Datenintegration ist Gold wert

Einerseits geht es um die Integration ganzer Geschäftsprozesse, die über Plattformen miteinander in Verbindung gebracht werden. Andererseits geht es auf der technischen Seite vor allem um die reibungslose und fehlerfreie Übergabe von Daten in andere Systeme. Hier lohnt der Blick ins Detail: Denn der effektive Datenaustausch entscheidet über den Erfolg von Plattformen – und über das Bestehen vor der gut vernetzten Konkurrenz.

Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen sind bei der Übermittlung von Daten in der Regel an die Vorgaben ihrer Großkunden und Vertriebspartner gebunden. Ob Bestellungen, Auftragsbestätigungen, Rechnungen, Lieferscheine oder Zollpapiere: Die Form der elektronisch übermittelten Daten ist stets abhängig von den Systemen, die der jeweilige Partner nutzt. Und die Anforderung, alle Daten digital zu liefern, steigt: Größere Unternehmen setzen heutzutage voraus, dass auch kleine Partnerfirmen ein System zum elektronischen Datenaustausch (EDI) nutzen.

Auf der anderen Seite stehen Unternehmen durch die Ansprüche der Endkunden unter Druck: Wer etwas bestellt oder eine Dienstleistung in Anspruch nimmt, erwartet eine echtzeitnahe Sendungsverfolgung und eine klare Dokumentation der Abläufe. Das Nachsehen haben die Kleinen im Markt, die weniger finanzielle Kapazitäten und Digitalisierungs-Know-how mitbringen.

Integrationsplattformen als Dienstleistung

Zum Glück bieten mittlerweile immer mehr Unternehmen iPaaS-Lösungen an. iPaas steht für Integration Platform as a Service (Integrationsplattform als Dienstleistung). iPaaS-Lösungen liefern vorgefertigte Plattformen zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen, die zwischen separaten Cloud-Anwendungen kommunizieren. Besonders praktisch ist es, wenn diese Lösungen auf Low- oder No-Code-Technologie basieren: Ein Unternehmen passt die Plattformen spezifisch den eigenen Bedürfnissen an, ohne die dafür notwendige Architektur selbst entwickeln zu müssen.

Immer mehr Unternehmen finden Interesse an solchen Marktplätzen. Eine Studie des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) aus dem Jahr 2020 dokumentiert diese Tendenz mit einer Reihe interessanter Beispiele. Von der Logistik über die Landwirtschaft bis in das Gesundheitswesen: Plattformen eröffnen gerade für kleine und mittelständische Unternehmen die Möglichkeit, problemlos alle gewünschten Formate und Kommunikationswege der Partnerunternehmen zu bedienen. Geschäftspartner können mit ihren eigenen Systemen an eine Plattform andocken und am automatisierten Datenaustausch teilhaben. Damit entsteht ein vollständig digitaler Prozess, der Transparenz schafft, Nachverfolgbarkeit sicherstellt und viele Möglichkeiten für die Automatisierung von Abläufen bietet.

Netzwerkeffekte als Erfolgsfaktor

„Was könnte man Kunden noch zusätzlich anbieten?“ – mit dieser Frage wird aus einem reinen Handelsnetzwerk ein Plattform-Ökosystem. Jede gute Plattform muss das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und durch komplementäre Dienstleistungen möglichst viele Kundenbedürfnisse vorausschauend abdecken – und zwar ohne direktes Tätigwerden der Nachfragenden. Entscheidend ist dabei der sogenannte Netzwerkeffekt: Je mehr Verbraucher eine Plattform nutzen, desto mehr Anbieter werden sich auf der Plattform versammeln, desto mehr Verbraucher werden die Plattform nutzen, desto mehr Anbieter … der Prozess setzt sich – idealerweise – beliebig lange fort. Am Ende stehen Plattformen wie Otto, Spotify, Airbnb oder Booking.com.

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So funktioniert eine digitale Plattform

Ein konkretes Beispiel: Ein kleines Unternehmen verkauft nachhaltig produzierte Kleidung. Viele Kundinnen und Kunden wünschen sich zudem einen Änderungsservice, den der Händler selbst allerdings nicht anbieten kann. Deshalb stellt er im Web-Shop einen Marketplace für externe Schneidereien zur Verfügung und richtet gleichzeitig ein Bewertungssystem ein, über das die Nutzer ihr Feedback abgeben können. In der Folge werden dann bei jedem Bestellvorgang die vier am besten gerankten Näh-Ateliers automatisch angezeigt. Von diesem digitalen Ökosystem profitieren am Ende alle: Der Modeanbieter stärkt sein Netzwerk und steigert seinen Umsatz, weil er erweiterte Kundenbedürfnisse bedienen kann. Die Schneidereien profitieren, weil sie durch die Plattform eine viel größere Reichweite erhalten. Und die Kundinnen und Kunden profitieren, weil sie Kleidung bekommen, die ihnen wirklich passt.

6 Gründe, warum Sie sich mit Plattformen beschäftigen sollten

1. So profitieren Unternehmen von digitalen Ökosystemen

Digitale Plattformen sollten besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) auf der Agenda stehen. Im besten Fall – und mit dem richtigen Partner – können sie so eine eigene Plattform aufbauen. In jedem Fall aber können sich KMU mithilfe von digitalen Plattformen neue Geschäftsfelder erschließen und neue Marktzugänge eröffnen.

2. Vorgefertigte Plattformen entlasten die IT-Abteilung

Unternehmen haben spezifische Bedürfnisse und die unterschiedlichsten Kundinnen und Kunden. Plattformen müssen also an das jeweilige Unternehmen angepasst sein. Hilfreich sind dabei vorgefertigte Plattformangebote, die auf Low- oder No-Code-Technologie aufbauen. Denn hier kann die hauseigene IT-Abteilung ohne großen Aufwand eine Plattform einrichten und Business-Verantwortliche können ohne Programmierkenntnisse die Plattform individualisieren und an die eigenen Unternehmensanforderungen anpassen.

3. iPaaS-Lösungen sparen Kosten

Schulungen sind teuer, neue Mitarbeitende und Rechner auch. So teuer, dass kleinere Unternehmen oft Probleme mit der Digitalisierung haben – weil sie sich keine Investitionen für den Ausbau der IT-Abteilung leisten können. Vorgefertigte Plattformen schaffen hier Abhilfe. Mit ihnen lassen sich Prozesse digitalisieren und optimieren, Dienstleistungen für unterschiedliche Kundenbedürfnisse abdecken, anpassen sowie jederzeit erweitern. Außerdem bieten sie einen kostengünstigen Zugang zu neuen Märkten – ohne hohe Anschaffungskosten für Soft- und Hardware.

4. Geschäftsmodelle wachsen mit Plattformen einfacher und schneller

Einmal angestoßen, wachsen digitale Ökosysteme wie von selbst. Das Stichwort lautet „Netzwerkeffekte“: Je größer das Netzwerk, desto besser das Standing – Plattformen vereinen Geschäftspartner und bauen Synergien auf.

5. Plattformen schaffen neue Marktzugänge und verändern Märkte

Plattformen bringen den Mittelstand in Geschäftsfelder, die kein Mittelständler zuvor gesehen hat: Kleine und mittelständische Unternehmen erhalten durch die Implementierung von digitalen Plattformen Marktzugänge, die zuvor nur großen Unternehmen offenstanden.

6. Plattformen decken Anforderungen von Geschäftspartnern ab

Wer nicht mithalten kann, geht unter. Das gilt nicht nur für den Wettbewerb mit der direkten Konkurrenz. Wenn ein Unternehmen mit dem Rechnungsformat des größten Kunden nicht zurechtkommt, sucht der sich jemanden, der damit weniger Probleme hat. Eine neutrale Integrationsplattform hilft hier. Und besonders praktisch ist es, wenn die Datenverarbeitung dahinter automatisiert oder als Managed Service abläuft – mit minimalem Aufwand für die hauseigene IT-Abteilung.

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