Im Gespräch mit Fivetran COO Taylor Brown Trends in der Datenintegration und Ausblick auf Roadmap
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Trotz Investitionsbereitschaft gelingt es Unternehmen in Deutschland nur bedingt, KI für Entscheidungsprozesse zu nutzen. Das zeigt eine vom Marktforschungsinstitut Vanson Bourne im Auftrag von Fivetran durchgeführte Studie. Bei einem Besuch in München sprach Taylor Brown, COO und Mitgründer von Fivetran, über die Rolle der Datenintegration für KI, Trends der Branche und die Produkt-Roadmap seines Unternehmens.

Im Zeitalter von Cloud, SaaS, Data Warehouses und Data Lakes reichen herkömmliche ETL-Tools nicht mehr aus, um die Flut an Daten in die richtigen Bahnen zu lenken. Aus diesem Grund gründete Taylor Brown gemeinsam mit seinem Jugendfreund George Fraser, dem heutigen CEO, das Unternehmen Fivetran. Die Vision dahinter: Daten sollen in Unternehmen so einfach und zuverlässig fließen wie Strom aus der Steckdose.
Vom Start-up zum global agierenden Enterprise
Heute ist Fivetran ein 5,6-Milliarden-US-Dollar-Unternehmen, wird in den USA bei Investoren gefeiert und hat den Begriff der Data Pipelines neu definiert. „2012, als wir Fivetran gegründet haben, wussten wir noch nicht viel über Modern Data Stack und Datenintegration im Speziellen“, erklärt Taylor Brown. „Das war aber schlussendlich ein Vorteil, denn es ermöglichte uns, anders zu denken und einen völlig neuen Ansatz zur Lösung eines sehr komplizierten IT-Problems umzusetzen.“
Fivetran entwickelt Konnektoren, die direkt einsatzbereit sind, sich automatisch an veränderte Schemata und APIs anpassen und so einen konsistenten und zuverlässigen Datenzugriff gewährleisten. Was heute dank Fivetran für den Kunden so einfach funktioniert war laut Brown zu dieser Zeit noch ein großes Problem der IT. „Datenintegration, und wie man sie für den Kunden automatisieren und vereinfachen kann, ging damals nur über äußerst komplizierte Tools. Und wir wollten das genaue Gegenteil erreichen: ein einfach nutzbares, automatisiertes Tool zur Datenintegration.“
2015 gewann Fivetran den ersten zahlenden Kunden in den USA. Heute sind es weltweit mehr als 3.500 Kunden und es gibt Niederlassungen in den USA, Europa, Asien und Australien. Zum Kundenspektrum zählen ganz unterschiedliche Unternehmen – vom Start-up bis hin zum global agierenden Unternehmen. Allen gemeinsam ist, dass sie ein datengetriebenes Geschäftsmodell haben und deshalb schnell und konsistent auf Daten zugreifen müssen. Sie wollen Daten aus verschiedenen Datenbanken, Datenquellen und Apps sicher anbinden und zentralisieren, um damit Wettbewerbsvorteile für ihr Business zu erzielen. Für Deutschland nennt Brown zum Beispiel Siemens, VW Financial Services, Lufthansa, Hermes, Douglas oder Westwing als aktuelle Kunden.
Missing Link für den Einsatz von KI
Auch die Frage nach dem Einsatz von KI gewinnt bei den Kunden eine immer größere Dringlichkeit. Laut der „AI-Ambitions 2022“ Studie, die das Marktforschungsinstitut Vanson Bourne im Auftrag von Fivetran durchführte und im September vorstellte, ersticken neun von zehn KI-Projekten bereits im Anfangsstadium. Das bedeutet, dass 90 Prozent der Unternehmen Künstlicher Intelligenz nicht genug vertrauen, um auf menschliche Entscheidungsfindung zu verzichten.
Die Umfrage unter CIOs, IT-Verantwortlichen und Data Scientists zeigt: Der Wille für KI ist da, es fehlt jedoch noch an der Umsetzung. Die Studie liefert vor allem auch in Bezug auf Deutschland interessante Ergebnisse: So sehen sich die deutschen Unternehmen im internationalen Vergleich am wenigsten als „KI-Neulinge“. Gleichzeitig bleibt eine zentrale Hürde zu überwinden. Das kann auch Brown bestätigen: „Zu den größten Herausforderungen beim Einsatz von KI zählt die Datenintegration. Oder anders gesagt, es fehlt die Automatisierung der Datenintegration. Und das hemmt den KI-Reifegrad in Unternehmen.“
Die Zahlen geben Brown Recht: 71 Prozent der Unternehmen können nur teilweise auf relevante Daten für KI-Systeme, Workloads und ML-Modelle zugreifen. 73 Prozent kämpfen mit dem ETL-Prozess und sind zudem nur bedingt in der Lage, aus den durch die Daten gewonnenen Erkenntnissen auch konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten. Und die Unternehmen in Deutschland reagieren bereits darauf: Hier konzentrieren sich die Investitionsvorhaben vor allem auf neue Technologien für Datenintegration, Sicherheit und Data Governance sowie KI und Machine Learning.
Datenintegration und Datenschutz sind das A und O jeder Datenstrategie
„Datenschutz hatte bei dem Geschäftsmodell von Fivetran natürlich schon immer eine zentrale Bedeutung. Mit der Expansion nach Europa im Jahr 2018 wurden die Standards hier nochmal auf ein neues Level gehoben. Fivetran erfüllt alle gängigen Datenschutz- und GDPR Anforderungen. Für unsere deutschen Kunden haben wir außerdem ein Datencenter in Frankfurt. Wir entwickeln uns in diesem Punkt ständig weiter, um Unternehmen immer den höchsten Sicherheitsstandart bieten zu können.“
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Für End-to-End-Datenanalyse und -Transparenz
Fivetran stellt neue Metadaten-API vor
Der COO belegt seine Aussage auch mit den neuesten Features: „Mit der neuen Fivetran Metadata API können Unternehmen in ihren Data Catalogs die Herkunft von Daten nachverfolgen und so auch sehr komplexe Compliance-Anforderungen erfüllen. Zudem können so jetzt auch Zugriffe verwaltet werden, sodass einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder ganze Teams nur die Daten sehen können, auf die Sie zugreifen müssen bzw. sollen.“ Die Lösung bietet Data Stewards, Security- und Data-Engineering-Teams automatisierte Data Governance und lässt sich in bestehende Datenschutz- und Sicherheitsstrategien integrieren. Gleichzeitig steigert sie den Wert von Investitionen in Data Catalogs und Lösungen zum Data Quality Management.
Automatisierung in der Datenreplikation
Die Vision von Taylor Brown für sein Unternehmen ist klar: Die Datenintegration muss innerhalb des gesamten Data Stacks effizient funktionieren. Und dafür gibt es nur eine Lösung. „Das Ziel muss Automatisierung sein“, so Brown. Nach wie vor laufen in vielen Unternehmen noch veraltete, standortgebundene Technologien für betriebliche Daten. Der größte Teil ist dabei durch ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) repräsentiert. „2021 hat Accenture darauf hingewiesen, dass ein Datenaustausch bei 92 Prozent der ERP-Plattformen nur über manuelle Eingriffe möglich ist.“ Wenn diese ERP-Systeme und erfolgskritische Geschäftsanwendungen zu einem Modern Data Stack zentralisiert werden, könnten international agierende Unternehmen mit deutlich weniger Ressourcen sehr viel schneller bessere Einblicke gewinnen.
Fivetran hat auch aus diesem Grund im September 2021 das Unternehmen HVR übernommen. HVR gilt als führender Anbieter von Datenreplikationstechnologien im Enterprise-Bereich mit besonderen Stärken bei der Replikation von Oracle- und SAP-Daten sowie Datenbanken im Allgemeinen. Das erste Ergebnis der Akquisition ist eine Managed-Service-Version der HVR-Replikationstechnologie mit hohem Volumen und in Echtzeit. Das bringt das Beste beider Produkte zusammen: zuverlässige Datenübertragung mit hohem Durchsatz bei einfacher, intuitiver Nutzung. Damit schafft Fivetran die Grundlage, um die branchenweit beste Datenintegration von HVR für SAP ERP in der Cloud anzubieten, die sowohl ECC als auch S/4HANA unterstützt.
Klare Roadmap für die Zukunft
Für die Zukunft ist geplant, die HVR-DNA in anderen Managed Services Features zu integrieren. Zudem dürften sich Anwender über viele weitere Destinationen freuen, mit denen sie geschäftskritische Daten aus den Tiefen der Unternehmen holen und diese sicher überall dorthin übertragen können, wo sie benötigt werden. Fivetran wird dazu native Unterstützung für Datenintegrationstopologien hinzufügen, um komplexere Anwendungsfälle zu unterstützen, wie z. B. One-to-Many-Broadcasting von einer einzigen Quelle. Außerdem wird die HVR-Datenvalidierung (Compair und Repair) ihren Weg in die Fivetran-User-Experience finden.
Zur Roadmap von Fivetran gehören zudem Pläne zu einer einheitlichen Preisgestaltung. Konkret geht es darum, für alle neuen Kunden ein einziges verbrauchsbasiertes Modell einzuführen. Und natürlich stehen auch Data Governance und die wirksame Durchsetzung von Governance-Richtlinien im Fokus.
Zu den kurzfristigen Plänen gehören nach Brown weiter erhöhte Datentransparenz und mehr Datenkontrollen. Der erste Schritt ist mit der Einführung der Metadaten-API gemacht: In Kürze sollen diese Metadaten auch automatisch erkannte personenbezogene Informationen (PII) enthalten. Und auch fein abgestufte Benutzerberechtigungen führt Fivetran ein. Dabei geht es um die Delegierung von Berechtigungen und der programmatischen Bereitstellung von Benutzern. In Kombination mit der automatischen Erkennung von PII werden diese Funktionen die Durchsetzung von Richtlinien automatisieren und Genehmigungs- und Überprüfungsworkflows auslösen.
„Ein Marketinganalyst könnte zum Beispiel eine Fivetran-Pipeline erstellen. Diese bringt Daten aus einer neuen App in ein Warehouse, und Fivetran würde automatisch alle PII erkennen und die Daten live halten. Die PII würden einem Data-Governance-Team mit allen Metadaten gemeldet, die für eine Entscheidung erforderlich sind – die PII könnten maskiert oder gesperrt werden, oder die Anfrage könnte abgelehnt werden“, erklärt Brown.
Zudem werden Fivetran und HVR ihre Codebases zusammenlegen, um ein einheitliches Managed Services bereitzustellen. „Dieses Angebot wird die Sicherheits-, Governance- und Betriebsanforderungen von besonders sensiblen Organisationen erfüllen oder übertreffen: z. B. im Gesundheitswesen, im Finanzbereich oder bei Behörden“, so Brown. „Fivetran ist damit gut aufgestellt für den großen Modernisierungsbedarf auf dem Markt für Analysen von betrieblichen Daten im Zusammenhang mit ERP-Systemen, Oracle-Datenbanken und vielem mehr.“
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