Siemens auf der Hannover Messe 2017 „Die Datenanalyse wird ein großes Thema sein“

Autor / Redakteur: Ute Drescher / Nico Litzel |

Wie Industriebetriebe jeder Größe vom digitalen Wandel profitieren können, das will Siemens auf der Hannover Messe 2017 zeigen. Die Beispiele auf dem 3.500 Quadratmeter großen Stand reichen von individualisierten Lebensmittel- und Pharmaproduktion bis hin zum industrietauglichen Additive Manufacturing. Außerdem treibt das Unternehmen den Ausbau seines cloudbasierten, offenen IoT-Betriebssystem Mindsphere voran.

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Jan Mrosik, CEO der Division Digital Factory, ist überzeugt: "Nur Unternehmen, die ihre Prozesse ganzheitlich digitalisieren, werden wettbewerbsfähig bleiben."
Jan Mrosik, CEO der Division Digital Factory, ist überzeugt: "Nur Unternehmen, die ihre Prozesse ganzheitlich digitalisieren, werden wettbewerbsfähig bleiben."
(Bild: Siemens)

„Nur Unternehmen, die ihre Prozesse ganzheitlich digitalisieren, werden wettbewerbsfähig bleiben“, ist Jan Mrosik, CEO der Siemens-Division Digital Facotry überzeugt. Siemens versteht darunter den nahtlosen Datenfluss zwischen allen Schritten der Wertschöpfungskette: vom Produktdesign über Produktionsplanung, Engineering und Produktion bis zum Service – und wieder zurück.

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Wie dieser holistische Ansatz konkret aussieht, erklärt Mrosik anhand der Entwicklung eines Industrie-PCs: Abgeleitet aus den Anforderungen im Pflichtenheft entsteht ein digitaler Zwilling des IPC, der in der Konstruktionsphase mithilfe von Simulationen in mehreren Zyklen überprüft wird. Im Anschluss wird auch für die Fertigung ein digitaler Zwilling erstellt. Mithilfe von weiteren Simulationstools durchläuft der digitale Zwilling des IPC seine zukünftige, virtuelle Fertigung.

„Hier lässt sich unter anderem überprüfen, ob eine bestimmte Schraube so platziert ist, dass sie manuell befestigt werden kann“, veranschaulicht Mrosik anhand eines Beispiels. Simulieren lassen sich sogar ganze Fertigungsketten. Im nächsten Schritt wird aus diesen beiden digitalen Zwillingen automatisiert der Plc-Code für die Fertigung generiert und im TIA-Portal abgelegt; wieder wird ein digitaler Zwilling (zum Beispiel einer Simatic S7) erzeugt, der den digitalen Zwilling der Fertigung steuert. „Dieser Prozess spart 30 bis 40 Prozent der Engineering-Zeit", erklärt der Siemens-CEO. In der bill of process, einer Anleitung für die Fertigung, wird anschließend festgelegt, wie das Produkt gebaut werden muss und erst jetzt wird die Produktion ausgeführt, überwacht und die Produkte qualitätsgeprüft. Dabei fließen die Produkt- und Produktionsdaten über das Siemens IoT-Betriebssystem Mindsphere zurück in die Entwicklung, um Produkt und Produktionsprozess weiter zu optimieren.

Die Daten fließen nahtlos

In Hannover zeigt Siemens am Beispiel der Milchproduktion, wie Unternehmen der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie mithilfe dieser Vorgehensweise flexibel auf Marktanforderungen wie die wachsende Vielfalt an Geschmacksrichtungen reagieren können. Den nahtlosen Datenfluss zwischen allen geschilderten Schritten ermöglicht die Integration von PLM (Product Lifecycle Management), MOM (Manufacturing Operations Management) und TIA (Totally Integrated Automation) in die gemeinsame Kollaborationsplattform Teamcenter.

Das IoT-Betriebssystem Mindsphere von Siemens spielt dabei eine wesentliche Rolle. „Industry of Things und die Datenanalyse werden große Themen für viele Kunden sein“, ist Mrosik sicher. Und betont noch einmal: „Wir können den digitalen Zwilling mit den Analysedaten aus der Cloud verknüpfen.“ Angeschlossen an Mindsphere lassen sich enorme Datenmengen schnell und effizient auswerten und Schwachstellen aufdecken. Mit neuen Schnittstellen, Apps sowie Partnerschaften, etwa mit Bluvision, sowie der Nutzung der Cloud-Infrastruktur und Dienste von Amazon Web Services treibt Siemens den Ausbau des Ecosystems rund um die Mindsphere weiter voran. „Wir wollen hier bewusst ein offenes Ecosystem aufbauen“, betont Mrosik.

Addivtive Manufacturing

Ein weiteres Highlight auf dem Messestand wird das Thema Additive Manufacturing sein. Anhand der Rekonstruktion eines Knies zeigt Siemens auch hier den durchgängigen Prozess vom Produktdesign bis zur Fertigung auf einem EOS-Drucker.

Zu den Neuvorstellungen aus der diskreten Fertigung gehören

  • eine erweiterte Version des Engineering-Frameworks TIA Portal V14, die sich durch Offenheit zu anderen Systemen auszeichnet,
  • neue Basic-Industrie-PCs in Box- und Panel-Format sowie
  • ein neues Antriebssystem aus Sinamics S210 und Simotics S-1FK2 Motoren.

Das Pferd von hinten aufzäumen

In der Prozessindustrie spielen Bestandsanlagen mit langen Laufzeiten und unterschiedlihen Systemen und Komponenten eine wesentliche Rolle. „Hier fragen wir uns: Wie können wir aus einer alten Anlage eine neue machen?“, erklärt Dr. Jürgen Brandes, CEO der Process Industries und Drives Division bei Siemens. „Hier zäumen wir das Pferd von hinten auf.“ Denn um eine bestehende Anlage zu modernisieren, sei es wichtig, ihren digitalen Zwilling effizient aufzubauen und aktuell zu halten. Dabei setzt Siemens auch auf Partnerschaften wie die Kooperation mit Bentley Systems. So wird es möglich, realitätsgetreue 3D-Modelle in das Engineering System Comos zu integrieren – eben auch bei bestehenden Anlagen.

Grundsätzlich gilt, so Brandes: „Alles fängt mit den Daten an!“ Daher wird Siemens in Hannover auch ein Smart Motor Concept präsentieren. Die von integrierten Sensoren erfassten Daten (etwa Temperatur- oder Vibrationsdaten) lassen sich in Cloud-Umgebungen wie Mindphere schnell und einfach auslesen und analysieren. Dadurch können Anwender sowohl die Effizienz und Anlagenverfügbarkeit erhöhen als auch Wartung- und Serviceaktivitäten optimieren.

Weitere Produktvorstellungen werden sein:

  • Neue, kompakte Hochspannungsmotoren (Simotics HV C) mit einem innovativeN Kühlsystem und eine
  • neue Generation des Sinamics Perfect Harmony GH180, die um 20 Prozent schmaler als vergleichbare Umrichter sind.

Ganz wesentlich für das Gelingen dieser Konzepte ist die Daten-Security, da sind sich Jan Mrosik und Jürgen Brandes einig. Das Security-Konzept von Siemens lasse sich mit drei Punkten beschreiben: es sei ganzheitlich, Security werde in jedes Geräte ein-designt mit End-to-end-Verschlüsselung und klaren Berechtigungen. Darüber hinaus führt Siemens auch Security-Beratungen durch und überprüft die Sicherheit der Kundennetze.

Dieser Artikel stammt von unserem Partnerportal Elektrotechnik. Verantwortliche Redakteurin: Ute Drescher

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