Kommentar von Frank Zahn, Endava Smart Mobility dank digitaler Plattformen

Von Frank Zahn

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Die Ära der digitalen Plattformen hat bereits vor einigen Jahren begonnen, doch die COVID-19-Pandemie und ihre Folgen haben diesen Wandel massiv beschleunigt. Das gilt insbesondere für Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle umstellen und neue Produkte und Services entwickeln. Aber auch Einrichtungen, die einen gesellschaftlichen Zweck verfolgen, sollten das aktuelle Momentum besser nutzen, denn öffentliche Dienstleistungen lassen sich mithilfe von Plattformen ebenfalls effizienter, nachhaltiger und attraktiver gestalten.

Der Autor: Frank Zahn ist Geschäftsführer von Endava Berlin
Der Autor: Frank Zahn ist Geschäftsführer von Endava Berlin
(Bild: Endava)

Plattformen sind die Zukunft der Digitalwirtschaft – und für alle, die in diesem Raum eine Rolle spielen wollen. Als einer der Vorreiter dieser Entwicklung gilt sicherlich Amazon. Einst mit dem Versand von Büchern gestartet, hat das Unternehmen ein Plattform-Ökosystem aufgebaut, das heute genauso E-Commerce, Streaming und eigene Hardware umfasst wie das Cloud-Angebot Amazon Web Services. Ziel ist es natürlich zum einen, die Kunden zum Kauf zu bewegen, zum anderen aber auch, sie möglichst nah und langfristig ans Unternehmen zu binden. Und das gelingt eher, wenn man ihnen eine Reihe unterschiedlicher Services und Produkte anbieten kann.

Bei öffentlichen Einrichtungen und kommunalen Unternehmen – beispielsweise Ämtern und Behörden, Krankenhäusern oder Verkehrsverbünden – stellt sich die Situation anders dar, denn sie verfolgen in erster Linie einen gesellschaftlichen Auftrag und kein kommerzielles Interesse. Dennoch sollten sich auch hier die Verantwortlichen mit der Thematik der Plattform-Ökonomie beschäftigen.

Weniger Barrieren, mehr Intelligenz im Verkehrswesen

Schließlich können Plattformen dazu beitragen, die angebotenen Dienstleistungen unmittelbar zu verbessern und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Das wird in Zukunft immer wichtiger werden, um den sich verändernden Bedürfnissen der Kunden und den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Spannende Möglichkeiten existieren zum Beispiel im Bereich urbane Mobilität – ein Thema, das von unterschiedlichen Seiten mit großer Leidenschaft diskutiert wird. Zumindest herrscht Einigkeit darüber, dass Verbesserungen dringend notwendig sind, um Städte für alle lebenswerter zu machen.

Das kann mithilfe von Plattformen für Smart Mobility gelingen, mit denen kombinierte und neue, vernetzte Dienste aufgebaut werden können. Zwei Beispiele:

Ein vernetzter, übergreifender Nahverkehr: Das 9-Euro-Ticket überzeugte Fahrgäste nicht nur durch den Preis, sondern auch durch seine Einfachheit – egal, wo man sich in Deutschland befindet, man konnte einfach in Bus und Bahn einsteigen und losfahren. Ein deutlicher Kontrast zum Tarif-Dschungel, der normalerweise in Deutschland herrscht und fernab des heimischen Verkehrsnetzes allzu oft zu Verwirrung oder Ärger führt. Zudem bietet jeder Verkehrsverbund eine eigene App an, was ebenfalls nicht zur Benutzerfreundlichkeit beiträgt.

Eine gemeinsame Plattform der Verkehrsunternehmen kann ein erster Schritt sein, die Unübersichtlichkeit zu beseitigen. Wichtig wäre dabei, den Übergang von einem Tarifgebiet ins nächste nahtlos zu gestalten. Bislang ist das oft der Haken: Zwar wird eine Verbindung ins Gebiet des nächsten Verbundes angezeigt, ein Ticket kann der Kunde für die gesamte Strecke aber nicht kaufen. In einer Smart-Mobility-Plattform könnten zudem weitere Verkehrsmittel integriert werden, beispielsweise Fahrräder, E-Scooter und Motorroller, die inzwischen in vielen Städten zum Leihen zur Verfügung stehen. Zum Teil existiert diese Möglichkeit bereits, um ein umfassendes Mobilitätsangebot zu schaffen und das Ziel von Verkehrsverbünden zu erreichen: Kunden schnellstmöglich an ihr Ziel zu bringen. Auch können die Unternehmen dadurch noch mehr Informationen über die Bewegungen ihrer Kunden erhalten – für welche Strecken werden welche Fortbewegungsmittel genutzt, wo fehlen vielleicht noch Anbindungen, welche Gebiete sind bereits ausreichend abgedeckt? Überlegungen zu solch vernetzten Plattformen sollten unabhängig von den vorherrschenden Kapazitätsproblemen gesehen werden, die natürlich auch gelöst werden müssen.

Den Unternehmen sollte zudem bewusst sein, dass sie durch eine gemeinsame Lösung Ressourcen einsparen bzw. an anderer Stelle einsetzen können. Schließlich bindet der Betrieb einer eigenen App vor allem IT-Kräfte, die womöglich andere wichtige digitale Transformationsprojekte vorantreiben könnten – seien es autonome Fahrzeuge oder die Automatisierung interner Prozesse.

Eine smarte Verkehrsführung und Parkplatzsuche: Auch der Straßenverkehr selbst lässt sich durch Smart-Mobility-Konzepte verbessern. Die Stadt Wiesbaden hat beispielsweise kürzlich intelligente Ampeln eingeführt, die anhand von Wärmebildkameras und Sensoren Verkehrs- und Umweltdaten erheben, die in einer Plattform zusammenlaufen und in der Verkehrsleitzentrale ausgewertet werden. In Kombination mit dynamischen Verkehrsschildern kann der Andrang auf den Straßen so besser und zum Teil automatisch gelenkt werden, um Staus zu verhindern, Grünphasen besser zu nutzen, aber auch um den Weg für Feuerwehr- und Rettungswagen freizumachen, die die Ampeln bei Bedarf auf Grün schalten können.

Ein solcher Schritt geht in die richtige Richtung, kann aber noch viel weitergedacht werden, wenn beispielsweise auch die Parkplatzsuche integriert wird. Wer mit einem Auto in der Stadt unterwegs ist, kennt die mühsame Suche nach einer freien Parkgelegenheit nur allzu gut, gerade dort, wo Parkhäuser hohe Gebühren verlangen. Warum nicht stattdessen mithilfe von Sensoren und Kameras Leitsysteme aufbauen, die Suchende zu freien öffentlichen Parkplätzen in der Nähe führen? Entscheidend ist dabei, dass die entsprechenden Daten in Echtzeit zur Verfügung stehen, verarbeitet werden und in einer entsprechenden Plattform aufbereitet werden. Ansonsten ist der Parkplatz womöglich schon wieder belegt, bis der Autofahrer dort angekommen ist. Natürlich macht die Parkplatzsuche nur einen begrenzten Teil des täglichen Stadtverkehrs aus, aber auch eine solche Lösung kann ihren Teil zu einer insgesamt effizienteren Verkehrsführung beitragen.

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Fazit

In mancherlei Hinsicht haben die Städte in den letzten Jahren erheblich an Attraktivität eingebüßt. Neben anderen Faktoren spielt dabei auch das steigende Verkehrsaufkommen eine Rolle, das inzwischen nahezu das Niveau aus den Zeiten vor der COVID-19-Pandemie erreicht hat. Vielerorts stehen sich die Wünsche von Autofahrern, Fahrradfahrern, Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern diametral gegenüber. Und auch der ÖPNV muss seinem Auftrag bestmöglich nachkommen. Smarte Konzepte auf Basis digitaler Plattformen können zur Lösung dieser Herausforderungen beitragen, indem sie Hürden abbauen und die Mobilität flexibler und effizienter gestalten. Für die Umsetzung ist neben Ressourcen wie Zeit, Geld und Personal vor allem politischer Wille und die Bereitschaft zur Veränderung gefragt – und nicht überall gegeben. Die Zeit ist allerdings mehr als reif für neue Ideen und bessere Konzepte.

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