17,5 Millionen Euro Förderung Mit Künstlicher Intelligenz gegen den Fachkräftemangel
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Wie lässt sich die Versorgung der Patienten gewährleisten, wenn bedingt durch den demografischen Wandel immer mehr Patienten auf zu wenig medizinisches Fachpersonal treffen? Die Antwort des Uniklinikums Bonn (UKB) lautet: Digitalisierung. Innerhalb von drei Jahren soll daher das Leuchtturm-Projekt „Innovative Secure Medical Campus“ umgesetzt werden. Das Wirtschaftsministerium NRW unterstützt das Projekt.

In den vergangenen zwei Jahren wurde der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen heiß diskutiert. Im Gespräche waren höhere Löhne und Boni, um den Beruf wieder attraktiv zu machen. Entsprechende Lösungen helfen allerdings höchstens kurzfristig, gegen den demografischen Wandel kommt das zusätzliche Geld nicht an. So ist davon auszugehen, dass sich die Situation eher zuspitzen wird und das ohnehin schon geringe Fachpersonal mit einer erhöhten Anzahl an Patienten mit komplexen Krankheiten klarkommen muss.
Die Lösung sehen Prof. Ulrike Attenberg, Direktorin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am UKB, und Prof. Jörg Kalff, Direktor der Chirurgischen Klinik der UKB, in der Digitalisierung. Zusammen mit dem Cyber Security Cluster haben sie ein KI-Leuchtturmprojekt ins Leben gerufen. „Unter der Nutzung modernster Technologien wie z. B. 5G, Künstliche Intelligenz und OP-Robotik soll das UKB als Innovative Medical Campus Vorreiter für einen Medizin-Campus der Zukunft sein“, erläutert Attenberger. „Dabei geht es um eine sichere vollumfängliche Digitalisierungslösung, bei der die Diagnostik und Behandlung der Patientinnen und Patienten inklusive Robotic Surgery sowie die allgemeinen Prozesse in Kliniken optimiert werden.“
Mit KI-basierten Algorithmen zum Therapieerfolg
Für das Vorhaben müssen alle medizinischen Patientendaten digital vorliegen. Sie bilden die Grundlage für die Entwicklung von KI-basierten Algorithmen, die zur therapeutischen Entscheidungsfindung beitragen. So sollen beispielsweise Therapiesimulatoren zum Einsatz kommen. An sogenannten digitalen Zwillingen, also digitalen Ebenbildern der Patienten, soll damit der Therapieerfolg getestet werden. Auch die OP-Robotik soll optimiert werden.
Doch damit sind die Bemühungen des UKB noch nicht am Ende: Das Projekt beschäftigt sich darüber hinaus auch mit einer KI-gestützten intelligenten Ressourcenplanung und dem Smart Parking. Zudem sollen auf dem Gelände des Uniklinikums autonom fahrende Shuttle-Fahrzeuge erprobt werden. Die Digitalisierungslösungen sollen schließlich auch in den Smart-City-Ansatz der Stadt Bonn integriert werden.
Um entsprechende Projekte durchzuführen, benötigt es allerdings eine stabile und schnelle Internetverbindung. Daher wurde bereits im vergangenen Jahr auf dem gesamten Venus-Campus ein 5G-Campus-Netz der Deutschen Telekom etabliert.
Sicherheit geht vor
Gerade bei sensiblen Patientendaten sind ausreichend Sicherheitsvorkehrungen unerlässlich. Schließlich haben die letzten Jahre gezeigt, dass Hacker vermehrt medizinische Einrichtungen ins Visier nehmen. Das Uniklinikum arbeitet daher für die Sicherheitsstrategie eng mit dem Cyber Security Cluster Bonn zusammen. Zu dessen Gründungsmitgliedern gehören unter anderem die Deutsche Telekom und Fraunhofer. „Wir sind stolz, dass wir mit dem Wissen und der umfangreichen Erfahrung unserer Cluster-Mitglieder bei der Gestaltung des Innovatice Secure Medical Campus von Anfang an die Cyber Security per design haben einbringen können“, bestätigt Stephan Wirtz, Vorstand des Cyber Security Clusters Bonn.
Millionenförderung durch das Wirtschaftsministerium
„Das Universitätsklinikum Bonn wird das Gesundheitswesen in Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland als hochinnovativer Secure Medical Campus entscheidend prägen“, ist sich auch Prof. Dr. Pinkwart, Wirtschaftsminister von NRW, sicher. Sein Ministerium unterstützt das Projekt daher mit bis zu 17,5 Millionen Euro. „Durch den Einsatz modernster Technologien und Digitalisierungsstrategien setzen wir innerhalb der nächsten drei Jahre die Vision einer Klinik der Zukunft in die Wirklichkeit um“, so Pinkwart weiter. „Als Pilot-Klinikum wird Bonn Vorreiter für eine hochmoderne, hocheffiziente und digitalisierte Krankenversorgung in Deutschland sein und neue Maßstäbe setzen. Dieser neue Standard wird nicht nur Ärztinnen und Ärzte, Pflegende und alle, die im Gesundheitswesen beschäftigt sind, die Arbeit erleichtern, sondern auch für bessere Abläufe, mehr Sicherheit und eine optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten sorgen.“
Damit andere Krankenhäuser auch von den Vorteilen des Innovative Secure Medical Campus profitieren, wird das Vorhaben von der Kompetenzplattform für Künstliche Intelligenz NRW (KI.NRW) in ihre KI-Flagship-Initiative aufgenommen. „Der Ansatz, modernste KI-Technologie von Anbeginn mit dem Thema Cyber Security und Datenschutz zu kombinieren, zeigt: NRW kann KI. Aber auch: KI ist ein Teamsport“, so KI.NRW-Geschäftsführer Dr. Christian Temath. „Das Zusammenspiel verschiedener Expertisen ermöglicht innovative Lösungen mit Strahlkraft über NRW hinaus.“
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