Plattform für praktische Datenkompetenz Wie aus Tableau Public ein YouTube für Daten wurde
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750.000 Autoren, die mehr als zwei Millionen Visualisierungen veröffentlicht haben und über zwei Milliarden Ansichten – von Vielen in Deutschland noch unbemerkt, hat sich im Netz eine beachtliche Community um Tableau Public als eine Plattform entwickelt, die Daten und ihre Visualisierung in den Mittelpunkt stellt. Von den dort entwickelten Kompetenzen können auch Unternehmen profitieren.
Daten gelten heute oft als eines der wertvollsten Güter von Unternehmen. Sie geben unternehmensintern klare Hinweise darauf, wie gut Prozesse funktionieren und wie diese optimiert werden können. Das Erheben von Daten ist dabei das eine – die heutigen digitalen Technologien erledigen das in der Regel von allein. Viel wichtiger ist es, die Datenlage bezüglich eines bestimmten Sachverhalts so darzustellen und zu interpretieren, dass andere Stakeholder dadurch einen sachlich zutreffenden Einblick erhalten. Datenkompetenz erhält so für Mitarbeiter wie auch Führungskräfte und Management eine besonders große Bedeutung.
Digitale Herausforderungen wie diese haben meist digitale Lösungen – so auch in diesem Fall. Tableau Public ist die öffentliche Plattform der Datenvisualisierungs-Software Tableau. Eine schnell wachsende Community von Datenexperten und -fans veröffentlicht dort ihre „Vizzes“, also Beiträge mit interaktiven, datenbasierten Visualisierungen zu einer großen Vielfalt von Themen, Personen und Ereignissen. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen, Nachrichtendienste und Wissenschaftler nutzen die Plattform und die dahinterstehende Software. Mit Tableau lässt sich ohne Einstiegsbarriere das anschauliche Darstellen und Vermitteln von Daten schnell erlernen und nachhaltig meistern.
Interaktive Datenvisualisierung – von Boris Becker zum Controlling
Klaus Schulte darf sich seit diesem Jahr „Zen Master“ nennen. In seinem Fall hat das aber nichts mit Buddhismus zu tun. Beim Onlineportal Tableau Public werden so besonders einflussreiche Mitwirkende bezeichnet, deren „Vizzes“ besonders herausragen. Er hat zum Beispiel in einem seiner vielen Vizzes den Wimbledon-Sieg von Boris Becker 1985 und seinen darauffolgenden Aufstieg zum Tennisstar grafisch aufbereitet. Das Besondere an der Darstellung durch ein Vizz: Die Datenvisualisierungen sind interaktiv und erlauben es jedem, die Daten selbst zu analysieren, indem Filter und Parameter geändert werden. In diesem Fall können Betrachter im relevanten Zeitraum auch die Ergebnisse von Hunderten anderer Tennisspieler anzeigen lassen, um sie mit den Erfolgen Beckers zu vergleichen. So wird der größere Kontext, in dem sich ein Ereignis stets befindet, durch den Rezipienten gesteuert visuell erlebbar.
„Das ist so besonders an Tableau Public: Beiträge dort präsentieren nicht nur die eine Perspektive des Autors zu einem Thema, sondern der Rezipient kann selbst Fragen an die Visualisierung stellen und erhält Antworten in größeren Zusammenhängen“, so Klaus Schulte.
Abgesehen vom Tableau Zen-Master ist Klaus Schulte Professor für Controlling an der Fachhochschule Münster. Den verantwortungsvollen Umgang mit und die anschauliche Präsentation von Daten hält er für eine Kernkompetenz für die Studierenden seines Fachs – weswegen Tableau seit mehreren Jahren festen Einzug in seinen Lehrplan gehalten hat, als Teil des Tableau-Academic-Programms, das Studenten und Professoren Zugang zu freien Tableau Lizenzen und Trainings gibt.
„Aufgabe des Controllings ist die Versorgung des Unternehmens mit Informationen“, so Klaus Schulte. „Und Kompetenzen in der Datenvisualisierung sind ein notwendiges Fundament, um diese Aufgabe in unserer digitalen Welt optimal zu erfüllen.“
Einfacher Einstieg, große Reichweite
Hinter dem kostenlosen Tableau Public steht die Tableau Software-Suite, die es jedem Nutzer erlaubt, Datenquellen einzufügen, Informationen visuell aufzubereiten, Dashboards, Berichte, Präsentationen und Beiträge zu erstellen und Erkenntnisse aus Daten mit anderen zu teilen. Während die kostenpflichtige Variante der Lösung es erlaubt, erstellte Datenvisualisierungen für einen rein internen Gebrauch lokal zu speichern, bietet die offene Version Tableau Public dieselbe Grundfunktionalität, postet die Visualisierungen aber öffentlich. Auf Tableau Public können auch die Vizzes anderer Autoren herunterladen werden und man kann sehen, wie der Autor bei der Erstellung vorgegangen ist.
So können Viz-Ersteller direkt von anderen datengetriebenen Menschen lernen. Dabei helfen auch die Blogposts der Viz-Autoren, durch die Einsteiger wie auch Fortgeschrittene Hintergründe zur Datenvisualisierung erfahren können. Das kommt nicht von ungefähr, denn das Teilen von Informationen und der gegenseitige Support gehört zur Open-Source-Mentalität von Tableau Public. Zur weiteren Inspiration der Community dienen Ranking wie das „Viz of the day“, die nationalen Top-10-Vizzes oder das Zen-Master-Programm, das besondere Leistungen bei der Datenvisualisierung auf Tableau Public würdigt.
Full-Stack-Lösung für die gesamte Datenwertschöpfungskette
In der Datenvisualisierung bei Tableau sieht Klaus Schulte handfeste Vorteile für seine Studierenden wie auch alle anderen, die ihre Datenkompetenz erweitern und praktisch umsetzen möchten: „Tableau ist eine Full-Stack-Lösung für die gesamte Datenwertschöpfungskette von der Datenquelle über Aufbereitung, Verarbeitung und Visualisierung bis hin zur Distribution.“ Durch sein umfassendes Konzept und die Mentalität der Offenheit gegenüber neuen, lernwilligen Nutzern hat die Plattform mittlerweile eine große Reichweite entwickelt – was YouTube für Videos und Instagram für Bilder ist, das ist Tableau Public für die Präsentation von Daten. Sport, Musik und Reiseländer sind dabei ebenso beliebte Themen wie Wissenschaft, Politik, Geschichte und Wirtschaft. Auch prominente Nutzer von Vizzes finden sich in der Community, darunter die deutsche Nachrichtenagentur DPA, der Nachrichtensender N-TV oder das internationale Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG.
Klaus Schulte sieht den Erfolg von Tableau Public auch als einen Erfolg in weiterer, größerer Hinsicht: „Wenn wir in die Welt schauen, kann man manchmal den Eindruck kriegen, dass Daten und Fakten nicht mehr überall die Rolle spielen, die sie eigentlich haben sollten. Da kann man eine Plattform wie Tableau Public, auf der Menschen Daten auf verschiedene Weise visualisieren können, um sie besser zu sehen und zu verstehen, gar nicht hoch genug bewerten.“
* Dr. Matthias Ernst ist Technikredakteur
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