Definition Was ist SAP HANA?

Autor / Redakteur: Dipl.-Ing. (FH) Stefan Luber / Nico Litzel

SAP HANA steht für „High Performance Analytic Appliance“ und stellt eine Technologie- und Entwicklungsplattform des Softwareherstellers SAP dar, mit der Unternehmen große Datenmengen performant auswerten können. Die Basis bildet die In-Memory-Technik.

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(Bild: © aga7ta - stock.adobe.com)

Hinter dem Begriff SAP HANA verbirgt sich die englische Bezeichnung für „Hochleistungsanalyseanwendungsgerät“. Die Architektur von HANA wurde ursprünglich im Jahr 2008 von SAP in Zusammenarbeit mit der Stanford University und dem Hasso-Plattner-Institut entwickelt. Den Kern der SAP-Entwicklungsplattform für Softwareanwendungen bildet die sogenannte In-Memory-Technik. Die auf Basis der In-Memory-Technik konzipierten Datenbanken halten die Daten nicht auf herkömmlichen Speichern wie Festplatten bereit, sondern nutzen vollständig den Arbeitsspeicher (RAM – Random-Access Memory). Das ermöglicht die Auswertung großer Datenmengen mit hoher Performance. Unternehmensdaten können mithilfe einer SAP-HANA-Datenbank in Echtzeit analysiert und Entscheidungen live getroffen werden. Dadurch lassen sich Geschäftsprozesse beschleunigen und gleichzeitig effizienter gestalten.

SAP HANA ist in verschiedenen Ausprägungen verfügbar. Die High Performance Appliance kann lokal im Unternehmen auf unterschiedlicher Hardware installiert sein oder virtualisiert als Cloud-Service zur Verfügung gestellt werden. Aufgrund einer gemeinsamen Datenhaltung in der SAP HANA DB lassen sich getrennte Datensilos im Unternehmen vermeiden und die IT-Architektur vereinfacht sich. War SAP HANA ursprünglich nur als Appliance verfügbar, handelt es sich heute um eine komplette Plattform für den Betrieb und die Entwicklung von SAP-Geschäftsanwendungen.

Die In-Memory-Technologie als Basis von SAP HANA

Den Kern von SAP HANA bildet die In-Memory-Technik. Die Plattform ist konsequent auf diese Datenbank-Technologie ausgerichtet. Gegenüber herkömmlichen Datenbanken kopiert die In-Memory-Plattform die Daten zur Weiterverarbeitung oder Analyse nicht von Festplatten in den Arbeitsspeicher, sondern hält sie vollständig im Arbeitsspeicher bereit. Dank dieses Verfahrens ergeben sich deutliche Performancevorteile gegenüber bisherigen relationalen Datenbanktechnologien.

Die Datenbank lässt sich für die Echtzeit-Verarbeitung riesiger Datenmengen (Big Data), wie sie im Unternehmensumfeld anfallen, einsetzen. In der spaltenorientierten Datenbank von HANA sind transaktionale und analytische Daten gemeinsam verfügbar. Das macht die klassischen Architekturen relationaler Datenbanken, die transaktionale Daten für analytische Aufgaben in ein separates Data-Warehouse replizieren, überflüssig. Auf der SAP HANA Plattform laufen Analysen direkt auf den transaktionalen Daten. Sämtliche Lesezugriffe in der spaltenorientierten Datenstruktur funktionieren wesentlich schneller.

Um das Schreiben von Daten zu beschleunigen, ist der spaltenorientierten Datenbank ein zeilenbasierter Buffer vorgeschaltet. Die zeilenbasiert gelieferten Daten lassen sich dadurch im Hintergrund in die Spaltenstruktur überführen. Der lokale Betrieb von SAP HANA erfordert geeignete Server, wie sie beispielsweise die Unternehmen Dell, Hewlett-Packard Enterprise oder IBM bereitstellen. Der HANA-Code ist für die Intel-Plattform optimiert, weshalb SAP Intel-CPUs und das Linux Betriebssystem für SAP HANA zertifiziert. Mittlerweile wurde das Appliance Modell für weitere Linux Systeme wie Red Hat Linux gelockert.

SAP HANA als Cloud-Plattform

SAP betreibt HANA als Cloud-Plattform unter der Bezeichnung SAP HANA Cloud Platform (HCP). Damit ist SAP als Platform-as-a-Service-Anbieter (PaaS-Anbieter) auf dem Markt aktiv. Bei der SAP HANA Cloud Platform handelt es sich um einen Cloud-Service für Anwendungen und Dienste im SAP-HANA-Umfeld. Die Cloud-Lösung bietet gegenüber der Appliance-Installation einige Vorteile. Diese Vorteile sind beispielsweise:

  • Die Services sind flexibel und schnell skalierbar,
  • die Verfügbarkeit und Datensicherheit steigt aufgrund des Betriebs der SAP HANA Platform in einem professionellen Rechenzentrum und
  • SAP HANA ist sofort verfügbar und erfordert keine Beschaffung, Installation und Konfiguration von Hard- oder Software.

SAP HANA Cloud Platform bietet allerdings nicht die typischen Funktionen eines ERP-Systems für Unternehmen, sondern stellt lediglich die Plattform für solche Anwendungen bereit. Bestandteil ist eine SAP-HANA-Datenbank, die für Datenoperationen in Echtzeit genutzt werden kann. Auch mobile Szenarien mit eigens für Tablets oder Smartphones entwickelten Lösungen oder Dienste für das Internet of Things (IoT) werden durch den Cloud-Service unterstützt. Für die Entwicklung von Anwendungen auf Basis der SAP HANA Cloud Platform lässt sich Java, SAPUI5 (SAP User Interface for HTML 5) und serverseitiges JavaScript verwenden. Typische Anwendungsgebiete der SAP HANA Cloud Platform sind Erweiterungen des SAP-Systems wie zusätzliche Anwendungen für SAP S/4HANA oder kundenspezifische Applikationen.

Die SAP ERP Suite SAP S/4HANA

Ein weiteres Produkt basierend auf SAP HANA ist S/4HANA. Es handelt sich dabei um die SAP Business Suite 4 SAP HANA, die nächste Generation der Anwendungssuite von SAP. SAP S/4HANA kann als Nachfolger von SAP R/2 oder SAP R/3 und SAP ERP gesehen werden. Das S in SAP S/4HANA steht für das Prinzip Simple. Das komplette Produkt ist vollständig auf Basis der In-Memory-Technologie von HANA entwickelt und bietet eine neue Benutzeroberfläche. Diese vereinfacht die Bedienung und verwendet den SAP-Fiori-Standard. Dank der Vereinfachung des Datenmodells und der Nutzung der In-Memory-Technik lassen sich Geschäftsprozesse mit S/4HANA beschleunigen und verschlanken. SAP S/4HANA lässt sich im eigenen Rechenzentrum betreiben, von SAP als eigene Instanz hosten oder als Software-as-a-Service-Lösung aus der Cloud nutzen.

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