PwC-Studie Komplexität in Unternehmen gefährdet Cybersicherheit
Vier von fünf IT-Führungskräften in Deutschland sehen die Komplexität in ihren Unternehmen auf einem zu hohen Level. Das führt zu besorgniserregenden Risiken für die Bereiche Cybersicherheit und Datenschutz, wie eine PwC-Studie zeigt.
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Mehr als 80 Prozent der IT-Führungskräfte in Deutschland halten die Technologie, Daten und Betriebsumgebungen in ihren Unternehmen für unnötig komplex und schätzen, dass die Betriebe daher nicht optimal gegen Cyberangriffe geschützt sind. Das zeigt die aktuelle Studie „Digital Trust Insights 2022“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Für die Studie würden mehr als 3.600 Führungskräfte aus Wirtschaft und Technologie weltweit zu den Herausforderungen und Chancen mit Cybersicherheit befragt.
Vor allem die Regulierung von Investitionen in Technologien, aber auch Cloud-Umgebungen halten 85 beziehungsweise 77 Prozent der deutschen Befragten für zu komplex. Die meisten befürchten dadurch fehlende Resilienz, finanzielle Verluste und mangelnde Innovationsfähigkeit. Innerhalb des eigenen Unternehmens konnten zwar 72 Prozent ihre Geschäftsumgebung in den letzten zwei Jahren vereinfachen, indem sie Technologien komplett oder teilweise rationalisiert haben. Moritz Anders, Partner im Bereich Cyber Security & Privacy bei PwC Deutschland, sieht dennoch deutlichen Handlungsbedarf: „Unternehmen nutzen zu selten Daten und Automatisierung, um ihre Prozesse effizienter zu gestalten. Dabei führt die Vereinfachung des Betriebs, der Prozesse und der zugehörigen Systeme dazu, dass sie Cyberrisiken schneller erfassen und IT-Sicherheit besser gewährleisten können.“
Risiken in der Lieferkette
Komplex sind teilweise auch die Beziehungen zu Zulieferern: 32 Prozent der Führungskräfte in Deutschland verstehen die IT- und Software-Risiken in ihrer Lieferkette wenig oder gar nicht. Auch die Verhältnisse zu Sub-Dienstleistern sind für 30 Prozent der Befragten undurchsichtig, ebenso wie zu Anbietern von Cloud-Lösungen (29 %), IoT oder anderer Technologien (28 %). Immerhin 38 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten Audits bei Zulieferern durchgeführt haben, um die Sicherheitslage und Compliance einzuschätzen.
Zögerliche Anwendung von Threat Intelligence
57 Prozent sind der Ansicht, dass Cyberkriminalität im kommenden Jahr im Vergleich zu 2021 zunehmen wird, vor allem in den Bereichen Mobile (56 %), IoT (59 %) und Cloud (58 %). 59 Prozent erwarten einen Anstieg von Ransomware-Angriffen, fast genauso viele gehen von zunehmender Malware durch Software-Updates (58 %) und mehr Angriffen auf Cloud Services (57 %) aus.
Die Prävention solcher Angriffe erfolgt dabei nicht immer geordnet. Entscheidungen über Investitionen oder das Management von Cyberrisiken basieren beispielsweise selten auf einer soliden Datenbasis: Nur etwa ein Drittel der befragten Unternehmen verfügt über ein vollständiges Data-Governance-Programm. Außerdem bemerkenswert: In Deutschland betrachten weniger Befragte (21 %) eine Threat Intelligence in Echtzeit als wesentlich für ihr Cyber-Security-Betriebsmodell als weltweit (30 %). Nur für 21 Prozent (weltweit: 26 %) stellt die Quantifizierung von Cyberrisiken einen integralen Bestandteil ihres Betriebsmodells dar.
Die Rolle der CEOs
Eine Vorreiterrolle bei der Cybersicherheit kommt CEOs zu. Laut den befragten Führungskräften aus Deutschland engagieren sich ihre CEOs vor allem bei der Berichterstattung zu Cybervorfällen für Aufsichtsbehörden. Auch nach Cyberangriffen auf die eigene Organisation oder Branche werden CEOs selbst aktiv. Auffällig dabei: Die Unternehmen, deren CEOs sich engagieren und den Bereich Cybersicherheit für wachstums- und vertrauensrelevant halten, haben in den vergangenen zwei Jahren häufiger Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht.
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