:quality(80)/images.vogel.de/vogelonline/bdb/1883400/1883464/original.jpg)
Völlig neu konzipiert - SAP Business Suite 4 SAP HANA Kleiner, schneller, Cloud-fähig: HANA auf Speed
SAP hat mit S4/HANA die vierte Generation seiner Business Suite an ERP-Anwendungen vorgestellt. S4, der Nachfolger von R3, soll der "digitalen Transformation" von Unternehmen dienen. Die DSAG sieht S4 eher für "visionäre Unternehmen bzw. Vorreiter" geeignet.
Anbieter zum Thema

Für diese drei Ziele hat SAP mehrere Entwicklungen der letzten Jahre zu einem neuen Angebot zusammengeführt. Da alle Anwendungen von SAP auf die Datenbankplattform HANA portiert worden sind oder noch werden, stellt HANA nun nicht nur die Basis und Drehscheibe von S4 dar, sondern kann seine großen Performance-Vorteile voll ausspielen. Diese hat Hasso Plattner, Mitgründer des Unternehmens, bei der Vorstellung an der New Yorker Börse deutlich herausgestrichen.
Kleiner, schneller, einfacher
Es sei SAP gelungen, den Speicherbedarf der In-memory-Datenbank und ihrer Anwendungen auf ein Zehntel zu drücken. Das hat seinen Preis: Eine Anwendung wie Simple Finance verfügt nun nicht mehr über ca. zehn Tabellen, von denen einige auch noch Untertabellen aufweisen, sondern nur noch vier Haupttabellen. Der verringerte Footprint erlaube es künftig, Transaktions- und historische Daten im gleichen System auf einem Endgerät von der Speicherkapazität eines Smartphones oder Tablets mit mindestens 8 GB RAM bereitzustellen. Dort laufe die Datenverarbeitung bzw. das Reporting drei- bis fünf Mal schneller als bisher. Reports lassen sich, wie demonstriert, auf einer Smartwatch abrufen.
"Es gibt keine Updates mehr", sagte Plattner und meinte damit, dass keine bestehenden Daten geändert, sondern nur noch neue Daten in die spaltenorientierte Datenbank HANA weggeschrieben werden. "Da es nun keine Datenkonflikte bei Updates mehr geben kann, erlaubt uns dies eine massive Parallelisierung, die den Betrieb um den Faktor 50 beschleunigt."
Es ist sattsam bekannt, dass Transaktions- und historische Daten in HANA gemeinsam vorgehalten werden. Nun sollen deshalb Business Analytics aufgrund der Geschwindigkeitsvorteile um den Faktor 1800 beschleunigt werden können. Davon profitieren nicht zuletzt Simulationen und Vorhersagen, wie Bernd Leukert, Mitglied des globalen Vorstands, anhand von Beispielen erläuterte.
Integration von Fiori
Nach zwei Jahren Entwicklungszeit stehen in S4 auch die Transaktionen mit grafischer Benutzeroberfläche namens Fiori bereit. Mit Fiori sind die Anwendungen auf nahezu jedem Endgerät ausführbar. "Simple Finance" besitzt die auf HTML5 und CSS basierende Grafikoberfläche, die im Browser läuft, schon seit geraumer Zeit. Welche anderen Anwendungen als nächste davon profitieren werden, machte Plattner von den Kundenforderungen abhängig.
"Guided Configuration" erleichtert Implementierung
Das vielleicht eindrucksvollste Merkmal an S4 ist die "Guided Configuration". Der PAC-Analyst Rüdiger Spies erläutert: "Das ist eine Möglichkeit, sich das System entsprechend seinen Notwendigkeiten online zu parametrisieren und zu konfigurieren." Gibt der Nutzer beispielsweise ein: „Wir sind Fertiger“, dann verschwinden die Optionen für Chemieunternehmen, und andere Optionen für Fertiger tauchen im Menü auf. Dazu liefert SAP automatisch Musterdaten und Vorlagen, damit der Nutzer die Anwendung sofort testen kann. "Eigentlich eine coole Sache", findet Spies. Es erleichtere die Arbeit der Implementierer bzw. eliminiere deren Arbeit. "Es sorgt auf jeden Fall für mehr Konsistenz im System."
Nicht nur für die Cloud
"Das evolutionäre Element an S/4 HANA", meint Matthias Zacher von IDC, "ist die Konsolidierung unterschiedlicher Ansätze, Technologien und Produkte in eine Lösung bzw. das Einfangen von Entwicklungen, die über die Jahre nebeneinander standen oder auseinander gedriftet sind."
Kürzere Release-Zyklen und in allen Welten zuhause
„Die Strategie der SAP, das neue Produkt SAP S/4HANA ihren Kunden sowohl On-Premises als auch in der Private und in der Public Cloud zur Verfügung zu stellen, ermöglicht den Unternehmen, das für sie sinnvolle Betriebsmodell zu wählen", freut sich Gerhard Göttert, Vorstand fürs Anwendungsportfolio bei der DSAG. "Wir erwarten, dass der Funktionsumfang von SAP S/4HANA für alle Betriebsmodelle identisch ist. Sollten jedoch Einschränkungen, auch im Vergleich zur existierenden SAP Business Suite, bestehen, müssen diese von SAP klar kommuniziert werden.“
Visionär: der Übergang in neue Zielgruppen
Hier liegt auch der Hund begraben, wenn es nach der DSAG geht. "Das Produkt eignet sich für visionäre Unternehmen bzw. Vorreiter, für die innovativ abgebildete Geschäftsprozesse einen großen Wettbewerbsvorteil darstellen", urteilt der DSAG-Vorstandsvorsitzende Marco Lenck. Zacher pflichtet bei: "Aktuell profitieren vor allem diejenigen Unternehmen von S/4 HANA, die auf die Karte 'Digitalisierung' setzen, die also ihre Geschäftsprozesse unter den Aspekten Flexibilität und Performance redesignen oder die sich in einer Transformationsphase befinden."
Echte Wahlfreiheit gefordert
Aber es sei wichtig, so Lenck weiter, dass SAP den Business-Mehrwert von SAP S/4HANA anschaulich darstellt." Und dazu gehört eben auch der Anreiz für den Wechsel zu S4. "Konkret", so Gerhard Göttert, "fordern wir, dass SAP u. a. eine 'echte' Wahlfreiheit für die Kunden im Bereich der Datenbanken beibehält. Alternativen zur SAP-HANA-Datenbank müssen ohne Funktions- und Leistungseinschränkungen möglich bleiben."
Prognose: eher langsame Transition
Das ist allerdings noch sehr die Frage. "Wer die Vorteile der neuen Suite nutzen will, der benötigt HANA" signalisierte SAP: "Andere Datenbanken können das nicht. Das ist ein klares, selbstbewusstes Statement", findet Spies. Aber es würden auch Angebote wie etwa Rapid Deployment Solution für die „Alt-Systeme“ erhalten bleiben. "Man darf nicht davon ausgehen, dass nun alle auf S/4HANA gehen werden. Das wird eine langsame Transition", sagt der Analyst vorher.
Er bezweifelt daher auch, dass SAP seine Cloud-basierte ERP-Suite Business ByDesign dem neuen Angebot opfert: "Sicher ist, dass Business ByDesign geringere Fähigkeiten hat und strukturierter in den zur Verfügung gestellten Funktionen ist." SAP werde sagen: 'Der Markt entscheidet, ob Business ByDesign erhalten bleiben wird.' Außerdem blieben SAP so mehr Pricing-Optionen.
Neuer (alter) Zankapfel: die Lizenzkosten
Dieses Preismodell ist ein weiterer Zankapfel zwischen der DSAG und den Walldorfern. "Wir als DSAG sind davon überzeugt, dass die Kunden ein Anrecht darauf haben, dass über die Datenbank hinaus keine weiteren Lizenzkosten für SAP S/4HANA entstehen", sagt Andreas Oczko, Vorstand für Operations/Service & Support bei der DSAG klipp und klar. "Die Unternehmen werden sich die Entwicklung in diesem Bereich genau anschauen und sehen, ob das Produkt einen entsprechenden Mehrwert liefert."
Die bei den Kunden bereits eingesetzten installierten Lösungen dürften von SAP nicht außer Acht gelassen werden. "Bestehende SAP-Produkte müssen im Rahmen der Wartungszusage von SAP bis 2025 signifikant weiterentwickelt werden, da die Kunden hier regelmäßig über die Wartungszahlungen in die Softwarepflege investieren. Die bestehenden Produkte müssen seitens SAP zumindest gleichberechtigt zu SAP S/4HANA behandelt werden." Ob sich die Dinge so entwickeln, wie die DSAG-Mitglieder fordern, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
US-Analyst zeigt sich begeistert
In den USA wird das neue Angebot jedenfalls begrüßt. "SAP hat S/4HANA gebaut und ausgerollt, um seine Relevanz und angestrebte Dominanz in Märkten für Geschäftssoftware auszubauen, in denen die Cloud an erster Stelle steht", resümiert Bruce Guptill von Saugatuck. Wo sich die US-Wirtschaft also bereits befindet, dorthin sollen SAPs Kunden noch folgen. Partner wie Accenture, Capgemini, Deloitte und PwC werden sie darin unterstützen. Das versichern deren entsprechenden Statements.
(ID:43199938)