Industrie 4.0 bei Piller Hochleistungsgebläse werden intelligent
Die Ventilatoren von Piller Blowers & Compressors sind produktionskritische Maschinen. Mit neuen IoT-Services sorgt der Hidden Champion aus Niedersachsen dafür, dass seine Gebläse noch deutlich seltener stillstehen als bislang. Die Basis dafür: eine homogene IT-Landschaft für alle Standorte aus der Cloud.
Anbieter zum Thema

Wer an Ventilatoren denkt, der verbindet damit Frischluftzufuhr an heißen Tagen. Mit dieser Vorstellung haben die Hochleistungsgebläse von Piller aus dem niedersächsischen Moringen rein gar nichts zu tun. Der Hidden Champion liefert Hochleistungsgebläse für die Industrie. Seine produktionskritischen Maschinen kommen in Raffinerien, in der chemischen, der Lebensmittel- oder der Pharmaindustrie zum Einsatz, sie fördern Gase oder trocknen feuchte Stoffe.
Die Hochleistungsgebläse der Piller Blowers & Compressors GmbH sind weltweit im Einsatz. Rund um den Globus hilft das Unternehmen aus dem niedersächsischen Moringen seinen Kunden dabei, mit den Ventilatoren die Prozesse zu optimieren, den Energieverbrauch zu drosseln und so die eigene CO2-Bilanz zu verbessern. Die Piller-Gebläse kommen bei der Heißgasumwälzung genauso zum Einsatz wie bei der mechanischen Brüdenverdichtung oder dem Platforming.
Das Unternehmen ist ein Global Player: 85 Prozent seiner Industriegebläse exportiert Piller ins Ausland. Viele der 360 Beschäftigten arbeiten auch dort, denn Piller hat Tochterfirmen und Joint Ventures in den USA, China, Singapur, Brasilien, Korea und Indien.
Zeitgemäße IT mit der Cloud
Weil sich der Maschinenbau mit der Digitalisierung transformiert, rief CIO Thomas Henzler die Piller Digital (R)evolution aus und räumte mit seinem Team das Nebeneinander historisch gewachsener, heterogener Systeme auf. Das Ziel: Standardisierte Lösungen aus der Cloud statt hochgradig individualisierter Systeme, die sich kaum mehr managen ließen, die Zusammenarbeit der verschiedenen Unternehmensstandorte erschwerten sowie Doppelarbeit und Kosten verursachten.
Damit verbunden: Eine digitale Strategie, die mehr Mobilität und Agilität ermöglichen sollte. „Natürlich wollen wir mit der Prozessintegration über alle Firmensitze hinweg in Zukunft auch effizienter arbeiten. Vor allem aber geht es uns darum, unsere Kunden und ihre Bedürfnisse ins Zentrum zu rücken und ihnen einen besseren Service zu bieten“, sagt der CIO. Für Piller ist das kein ganz neuer Ansatz. Denn seit jeher richtet sich das Unternehmen an den Kundenwünschen aus, denn jedes Produkt ist ein maßgefertigtes Einzelstück.
Besserer Service mit Predictive Maintenance
Mit der modernisierten IT wollte sich der Maschinenbauer zum digitalen Unternehmen entwickeln und seinen Kunden künftig Services aus dem Internet of Things (IoT) anbieten. Henzler: „Dafür brauchten wir eine einheitliche Cloud-Plattform, die alle Datenquellen zusammenführt.“ Die Wahl fiel auf ineinandergreifende SAP-Lösungen wie die SAP Cloud Platform, die SAP Sales Cloud und SAP Service Cloud sowie S/4HANA Enterprise Management als Kernsystem des Unternehmens. Henzler: „Wir integrieren zudem das IoT-Portfolio von SAP Leonardo in unsere IT-Landschaft, damit unsere Kunden von vorausschauender Wartung und effizientem Service profitieren.“ Das konzernweite SAP-System aus der Cloud deckt alle Kundentransaktionen ab – vom ersten Kontakt, über die Abwicklung von Aufträgen bis hin zu Fehlermeldungen der Maschinen und Ersatzteillieferungen.
Sensoren melden Zustandsdaten
Damit die Hochleistungsgebläse ins Internet der Dinge kommen, stattet Piller seine Geräte nun mit intelligenten Sensoren aus. Diese sind über die SAP Cloud Platform (SCP) in die Unternehmensinfrastruktur eingebunden. Das Unternehmen weiß damit genau, wie es seinen Maschinen geht – egal wo auf der Welt sie im Einsatz sind. Das Internet of Things ist für PILLER der Hebel, um Kunden künftig noch besseren Service zu bieten. Denn das Unternehmen kann seinen Kunden nun die vorausschauende Wartung als IoT-Service anbieten und damit die Stillstandszeiten reduzieren. Ein echter Gewinn in der Branche, da jede Betriebsstunde für den Kunden zählt. Mit der Cloud sind zudem neue Services wie Pay-per-Use- oder Prepaid-Modelle denkbar.
Damit der Mensch mit der Maschine kommunizieren kann, setzt Piller auf ein spezielles Asset-Management-Tool für IoT. Alle Sensordaten wandern zur SAP Cloud Platform und werden dort ausgewertet. Sobald eine Maschine Probleme meldet, schickt das System ein Fehlerticket an den Maschinenbetreiber und den Piller-Kundenservice. Die Nachricht geht über eine App und per Mail ein – auf Wunsch erhält auch der Leitstand des Kunden eine Info. Wenn der Kunde den Fehler selbst beheben kann, „dann erfährt er anhand der Benachrichtigung ganz genau, wie er vorgehen muss“, sagt Henzler.
Stillstandszeiten verringern sich
Solche Servicetickets sind vorqualifiziert. Sie geben also Aufschluss darüber, wo die Fehlerursache liegt. Etwaige Probleme lassen sich damit viel schneller lösen. „Unvorhergesehene Stillstandszeiten unserer produktionskritischen Maschinen reduzieren sich so“, sagt der CIO. Gut 60 Prozent der Zeit lässt sich einsparen, weil die Techniker die Servicefälle rascher identifizieren können. Da das System mitdenkt, müssen die Servicetechniker bis zu 80 Prozent weniger Tickets nachqualifizieren. Dass in der Cloud alle Daten in Echtzeit vorliegen, wirkt sich auch auf die Kosten aus. Diese reduzieren sich um zehn Prozent, schätzt der CIO.
Viele Ausfälle lassen sich verhindern
Das stichhaltigste Argument dürfte für die Kunden dennoch ein anderes sein: Mit Predictive Maintenance lassen sich viele Ausfälle ganz vermeiden. Denn dank SAP Leonardo erkennt PILLER potenzielle Probleme, ehe sie sich auswirken. So kann der Kunde oder der eigene Kundenservice rechtzeitig Fehler beheben.
Die Maschinen- und Verschleißdaten aller beim Kunden im Einsatz befindlichen Maschinen liegen zentral in der Cloud ab. Auf ihnen kann die Wartungsplanung der Maschinen basieren. Denn das Unternehmen kann die bislang vorgegebenen Wartungsintervalle durch Predictive-Maintenance-Services ersetzen. An den Verschleißdaten können erfahrene Servicetechniker ablesen, wann ein Ventilator ein neues Ersatzteil braucht – und ihre Kunden dann punktgenau informieren. So sparen sich diese die Kosten für die Lagerhaltung.
Ohnehin können sich die Kunden jederzeit über den Gesundheitszustand ihrer Maschinen informieren und über eine App auf das Piller IoT-Portal zugreifen. Dazu modelliert Piller in Leonardo einen digitalen Zwilling jeder Kundenmaschine. „Dieses digitale Abbild verknüpfen wir in SAP C/4HANA mit der gesamten Kundenhistorie – mit allen Dokumenten, Prüfprotokollen und Tickets“, sagt Henzler. Dieses Bild soll nun noch schärfer werden: Dazu will PILLER zusätzliche Analysetools einsetzen und deren Visualisierungsmöglichkeiten nutzen.
IoT-Vorreiter in der Branche
IoT-Services für Ventilatoren sind in der Branche noch eine Ausnahme, erklärt Henzler. Natürlich wolle Piller mit einer digitalen Strategie und den innovativen Cloud-Services seine „Technologieführerschaft behaupten und weiter ausbauen“. Das Internet of Things sei aber ein Trend, an dem künftig sicher auch kein Wettbewerber mehr vorbeikomme. Der IT-Report des Verbands Deutsche Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), gibt Henzler recht. Demnach wollen bis 2020 insgesamt 50 Prozent der befragten Firmen IoT-Plattformen nutzen.
Dennoch gebe es, so Henzler, Vorbehalte auf Kundenseite. Daher gehe Piller sehr transparent damit um, welche Daten es für welche Services brauche. Zudem habe sein Unternehmen mit SAP einen Cloudlösungsanbieter gewählt, „bei dem die Daten der europäischen Datenschutzgrundverordnung unterliegen und sicher verarbeitet werden.“
Interne Prozesse mit mehr Tempo
Außerdem macht die Cloud auch die internen Prozesse intelligenter. Mit ihr stehen die Sensordaten allen Systemen des Unternehmens zur Verfügung. Wird beispielsweise bei einer Störung in der SAP Service Cloud ein Ticket eröffnet, dann ruft das nicht nur den Kundenservice auf den Plan. Das Ticket stößt auch Transaktionen im digitalen Kernsystem, dem SAP S/4HANA, an: Zum Beispiel die Stundenabrechnungen, Lieferscheine und Rechnungen oder die Retouren. Das Unternehmen kommuniziert mit identischen Formularen und Vorlagen heute konzernweit einheitlich und sorgt für einen nahtlosen Ende-zu-Ende-Prozess in allen Abteilungen und an allen Standorten. Henzler: „Wir haben jetzt alle Prozesse genau im Blick und entwickeln uns zum agilen Unternehmen.“
Auf dem Weg zum intelligenten Unternehmen
In Sachen Agilität unterstützt SAP das Unternehmen mit Workshops. Denn frische PILLER-Ideen sollen ab sofort schneller in Lösungen münden. Und dabei immer den Kunden ins Zentrum aller Überlegungen rücken. Das Mittel der Wahl: Methoden wie Design Thinking und Scrum. Konkret sieht das zum Beispiel so aus: Die Projektarbeit unterteilt sich bei Piller in kleine Schritte und beteiligt von Anfang an viele Unternehmensbereiche. Jederzeit können zum Beispiel die Mitarbeiter des Datenschutzes Einwände vorbringen und die Entwicklung der Produkte und Services mitbestimmen. Auf diese Weise werden bei PILLER nicht nur die Gebläse intelligent, sondern auch die Unternehmensstrukturen.
Artikelfiles und Artikellinks
Link: Piller im Web
(ID:46142602)