Akkutechnologien Gedruckte Akkus für das Internet der Dinge

Von Jean-Nicolas Tisserant und Florian Ullrich * |

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Drahtlose Sensoren im Internet der Dinge benötigen eine zuverlässige Stromquelle, die lange Zeit betriebsbereit ist. Sie muss kostengünstig und kompakt sein und in den Formfaktor des Sensors passen.

Gedruckte Batterien: Mit der TAeTTOOz-Technologie können dünne, leichte und flexible, Festkörperakkus im industriellen Maßstab gedruckt werden.
Gedruckte Batterien: Mit der TAeTTOOz-Technologie können dünne, leichte und flexible, Festkörperakkus im industriellen Maßstab gedruckt werden.
(Bild: InnovationLab)

Das Internet der Dinge (IoT) beruht auf der kontinuierlichen Datenerfassung durch ein Netzwerk von Sensoren. Während einige Sensoren verkabelt werden können, müssen andere von einem Stromnetz entfernt sein und sollten ihre Daten drahtlos erfassen und übertragen können.

Diese drahtlosen Sensoren benötigen eine zuverlässige Stromquelle, die über einen längeren Zeitraum, idealerweise über mehrere Jahre, betriebsbereit ist. Eine solche Stromquelle muss kostengünstig und kompakt sein und in den Formfaktor des Sensors passen.

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Energiequellen für dünne drahtlose IoT-Sensoren basieren in der Regel auf sperrigen und nicht wiederaufladbaren Batterien oder auf Energy-Harvesting-Systemen, die auf intermittierenden Energiequellen wie Licht, Druck- oder Temperaturschwankungen basieren.

Wiederaufladbare Batterien in Kombination mit einem solchen Energy Harvester wären in diesem Zusammenhang sehr attraktiv, um sowohl die Entladung der Batterie im Laufe der Zeit als auch die unregelmäßige Natur des Energy Harvesters zu kompensieren. Gedruckte Batterien bieten mehrere Vorteile, darunter mechanische Flexibilität, kompakte Abmessungen und niedrige Produktionskosten.

In der Vergangenheit haben mehrere Unternehmen gedruckte Batterien hergestellt und verkauft, aber bis jetzt wurde noch keine wiederaufladbare gedruckte Batterielösung kommerzialisiert. In diesem Artikel stellt InnovationLab eine neuartige gedruckte Batterielösung vor, die diese Herausforderung direkt angeht. Dieser Beitrag erörtert den Aufbau, die Funktion, die Spezifikationen und die zahlreichen möglichen Anwendungen, in denen wiederaufladbare gedruckte Batterien eingesetzt werden können.

Gedruckte Akkus

Gedruckte Elektronik ist eine innovative Produktionsmethode, die zahlreiche Vorteile bietet. Sie ist einfach, kostengünstig und umweltfreundlich. Die Komponenten werden mit organischen Tinten gedruckt, die aus löslichen Polymeren und Partikeldispersionen bestehen. Druckverfahren wie Tintenstrahl- oder Siebdruck ermöglichen die Herstellung großer Mengen zu niedrigen Kosten.

Verschiedene Materialien wie Metalle, Halbleiter oder Dielektrika können als druckbare Tinten ausgewählt und formuliert werden, sodass eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen erreicht werden kann. Diese Tinten können in großem Maßstab gedruckt, bei relativ niedrigen Temperaturen auf eine Vielzahl flexibler oder starrer Substrate aufgebracht und anschließend in viele Industrie- oder Verbraucherprodukte integriert werden. Die gedruckte Elektronik ist eine Technologie, die sich ideal für die Herstellung von Sensoren auf flexiblen Substraten eignet. Dadurch können sie in Situationen, in denen der Platz für herkömmliche Sensoren fehlt, mit großem Erfolg eingesetzt werden.

Die gleiche Drucktechnik kann auch für die Herstellung von Batterien verwendet werden. Allerdings ist es erst seit kurzem möglich, wiederaufladbare Batterien zu drucken. Diese innovative druckbare Batterietechnologie wurde von Evonik in Zusammenarbeit mit InnovationLab entwickelt. Die Technologie trägt den Namen TAeTTOOz und wurde nun von InnovationLab für die Hochskalierung und Massenproduktion erworben.

Wie sie funktionieren

Diese moderne, wiederaufladbare, gedruckte Batterietechnologie basiert auf redoxaktiven Polymeren. Mit herkömmlichen Druckverfahren können dünne, flexible Batterien hergestellt werden, die elektrische Energie speichern können, ohne dass Metalle oder metallische Verbindungen in ihrem Speichersystem erforderlich sind. Wichtig ist, dass die mit der TAeTTOOz-Technologie hergestellten Batteriezellen keinen flüssigen Elektrolyten benötigen, um zu funktionieren, wodurch das Risiko des Auslaufens und die daraus resultierenden Gefahren von vornherein ausgeschlossen sind.

In herkömmlichen Li-Ionen-Batterien (Bild 1, links) bewegen sich nur die kleinen Li+-Kationen in einem als „Interkalation“ bezeichneten Prozess in und aus den Elektroden auf beiden Seiten der Batterie. Eine Batterie auf Polymerbasis funktioniert anders (Bild 1, rechts). Hier bewegen sich während des Zyklus sowohl Anionen als auch Kationen innerhalb des Elektrolyten.

Die Polymerbatterietechnologie basiert auf redoxaktiven organischen Molekülen (Polymeren), deren Redoxzustände während der Lade- und Entladephasen reversibel verändert werden können. Im Wesentlichen bedeutet dies, dass das Redox-Polymer sowohl einen Elektronenverlust (Oxidation) als auch einen Elektronengewinn (Reduktion) erfahren kann, wobei beide Prozesse reversibel sind.

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TAeTTOOz-Batterien bestehen aus zwei leitfähigen Materialien auf Polymerbasis, die als Kathode und Anode in der Batterie verwendet werden, und einem dritten ionischen Material, das als Festkörperelektrolyt fungiert (Bild 2). Die Kathoden- und Anodenmaterialien sind so optimiert, dass sie die von einer externen Stromquelle zugeführten elektrischen Ladungen chemisch speichern. Dies wird durch eine Änderung ihres Redoxzustands bei einer bestimmten Ladespannung während des Ladevorgangs erreicht.

Beim Anlegen einer Entladespannung wird der ursprüngliche Redox-Zustand reversibel wiederhergestellt, und es kann Strom aus der Batterie entnommen werden. Der Festkörperelektrolyt sorgt durch die Ionenbeweglichkeit für den elektrischen Ladungsausgleich in der Batterie.

Produktion

Die Tinten sind auf Wasserbasis und können nach den spezifischen Bedürfnissen der Kunden formuliert werden. Sie erfordern keine Verwendung von giftigen oder CMR (krebserregenden, mutagenen oder reproduktionstoxischen) Lösungsmitteln. Da diese organischen Tinten ungiftig sind, können die Druckerzeugnisse in den Hausmüll gegeben werden: Wiederaufladbare Batterien, die weggeworfen werden können!

Um den spezifischen Druckanforderungen gerecht zu werden, werden diese Tinten hinsichtlich ihrer Partikelgröße, Stabilität und Rheologie (d. h., Fließeigenschaften) charakterisiert. Kombiniert man diese Tinten mit gedruckten Leiterbahnen auf einem Substrat, lassen sich sowohl die Batterien als auch die zugehörigen Lade- und Entladeschaltungen in relativ wenigen Druckschritten drucken. Als flexible Substrate können Folien aus Polyimid (PI), Polyestern (PET, PEN) oder thermoplastischen Polyurethanen (TPU) verwendet werden.

Durch die interessante Tatsache, dass die Batterie vor dem ersten Aufladen keine Spannung aufweist, sind nachfolgende Produktionsprozesse wie das Bestücken und Platzieren von Bauteilen ohne das Risiko von Überspannungsschäden möglich. Diese Batterien können von Anfang bis Ende auf handelsüblichen Siebdruckmaschinen gedruckt werden, entweder im kontinuierlichen Rolle-zu-Rolle-Verfahren oder im Bogen-zu-Bogen-Verfahren.

Die seitlichen Abmessungen der gedruckten Batterien liegen typischerweise zwischen 1 und 20 cm, und die Gesamtdicke überschreitet nicht 0,5 mm. Diese Batterien können natürlich auch gestapelt, gefaltet oder gerollt werden, um 3D-Objekte für die Integration in bestehende Systeme zu gestalten.

Durch den Einsatz universeller Drucktechniken können kundenspezifische Batterien in verschiedenen Größen hergestellt werden. Die Größe der gedruckten Batterien kann von einigen cm² bis zu mehreren m² variieren, wobei bei extremen Größen gewisse Leistungseinschränkungen bestehen.

Anwendungen und kundenspezifische Anpassung

Eine der wichtigsten Anwendungen für die TAeTTOOz-Batterietechnologie ist die Kombination mit einem Sensor oder einem Sensorarray in Verbindung mit einer der verschiedenen Energy Harvesting-Komponenten, um eine völlig autonome, selbstversorgte Einheit für IoT-Anwendungen zu schaffen. Dasselbe Prinzip kann auch für Beschilderungen oder andere ähnliche Geräte verwendet werden.

Derzeit laufen mehrere Projekte mit unseren Kunden und Partnern aus Industrie und Wissenschaft, bei denen eine gedruckte wiederaufladbare Batterie mit einem Temperatur- oder Feuchtigkeitssensor, einer Solarzelle, einer gedruckten RF-Antenne oder einem piezoelektrischen Material kombiniert wird. Dieses technologische Konzept wurde bereits erfolgreich bei der Verwendung von gedruckten organischen photovoltaischen (OPV) Solarzellen angewendet und bewährt.

Die technischen Spezifikationen der Batterien werden durch das gewählte Layout bestimmt. Typischerweise werden Batteriekapazitäten von 0,1 bis 0,2 mAh/cm² bei einer Betriebsspannung von 1,2 V erreicht. Die genannte Kapazität und Spannung bestimmen die Zielanwendungen. Offensichtlich sind sie zu niedrig, um helle LEDs oder Heizungen zu betreiben, aber optimal für Anwendungen mit geringem Stromverbrauch, wie z. B. die Versorgung von Sensoren in Smart Labels und Patches.

Aufgrund des Siebdruckverfahrens besteht volle Freiheit beim Zellendesign (Bild 3), wobei vertikale oder koplanare Designs durchaus möglich sind. Um höhere Spannungen zu erreichen, können mit der Drucktechnik mehrere Zellen in Reihe geschaltet werden (Bild 3, rechts). Die Reihenschaltung von zwei Zellen liefert zum Beispiel 2,4 V. Die Anzahl der Druckschritte bleibt bei einem koplanaren Layout konstant und erhöht sich bei vertikal gestapelten Designs.

Verlässlichkeit und allgemeine Eigenschaften

Bisher wurden diese Batterien vor allem in Demonstrationsaufbauten und für Forschungs- und Entwicklungszwecke eingesetzt. Die Batterien wurden nun vollständig hinsichtlich ihrer Leistung unter verschiedenen Ladebedingungen charakterisiert, wobei Selbstentladung und zyklische Messungen aufgezeichnet wurden. Die erreichte Batteriekapazität nähert sich dem theoretischen Maximum, das mit den verwendeten Materialien erreicht werden kann - derzeit liegt sie bei gedruckten Batterien bei etwa 70 bis 80 Prozent.

Die Leistung und Zuverlässigkeit gedruckter Batterien hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, darunter die Druckgeometrie, die verwendete Druckmaschine, die resultierende Dicke und Zuverlässigkeit der gedruckten Schicht, die Batteriekonfiguration, das Substrat, die Verkapselung, usw.

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Die Zyklenstabilität der Anoden- und Kathodenmaterialien übersteigt 500 Zyklen bei einer Kapazitätserhaltung von über 80 Prozent, wenn sie als Einzelmaterialien in Knopfzellenbatterien verwendet werden. Die Langzeitstabilität hängt entscheidend von der verwendeten Verkapselungstechnologie ab. InnovationLab wird in Kürze weitere Informationen zur Verfügung stellen, sobald der Technologietransfer von Evonik vollständig abgeschlossen ist.

Dünn, leicht flexibel und kostengünstig

Gedruckte Batterien sind dünn, leicht und flexibel. Sie können eine kostengünstige Lösung für industrielle drahtlose Sensoren und andere IoT-Anwendungen sein. Mit der neuen TAeTTOOz-Technologie können flexible, wiederaufladbare Festkörperbatterien im industriellen Maßstab gedruckt werden, wobei Heidelberg Printed Electronics als Produktionspartner der InnovationLabs fungiert. Diese gedruckten Batterien sind zudem deutlich sicherer und umweltfreundlicher als herkömmliche Batterien auf Metallbasis.

In Kürze wird InnovationLab sowohl die Druckmaterialien als auch das Know-how für das Design, den Druck und die Charakterisierung der gedruckten Batterien liefern. Das Unternehmen wird auch sein eigenes Sortiment an gedruckten Batterien herstellen und an seine Kunden verkaufen, um die Entwicklung und den Einsatz von gedruckten Akkus in der gesamten Industrie zu ermöglichen.

Dieser Artikel stammt von unserem Partnerportal ElektronikPraxis.

* Dr. Jean-Nicolas Tisserant ist Head of Sensors and OFETs´ Development bei der InnovationLab GmbH,

* Dr. Florian Ullrich ist Head of Business Development bei der InnovationLab GmbH.

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