Industrie 4.0 Gabriel: Deutschland bleibt Industrie-Ausrüster der Welt

Autor / Redakteur: Jürgen Schreier / Nico Litzel

Während alle IIC-Infizierten bereits das Totenglöcklein für Industrie 4.0 läuten, bläst Sigmar Gabriel einen Triumphmarsch. Auf der HPI-Tagung in Potsdam erklärte der Bundeswirtschaftsminister, dass Deutschland weiterhin der globale Industrieausrüster bleibe.

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Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel: „Deutschland wird auch weiter der Ausrüster der Industrien in aller Welt bleiben.“
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel: „Deutschland wird auch weiter der Ausrüster der Industrien in aller Welt bleiben.“
(Bild: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung)

„Deutschland wird auch weiter der Ausrüster der Industrien in aller Welt bleiben“. Diese Zuversicht äußerte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel beim Industrie 4.0-Forum des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts. Erfolgreiche Forschung und Enwicklung werde es dauerhaft nur dort geben, wo auch die Produktion ansässig sei, betonte der Vizekanzler in einer Podiumsdiskussion mit Instituts-Stifter Prof. Hasso Plattner. Dieser stellte die am HPI entwickelte Technologie für Hochgeschwindigkeits-Datenbanken als eine Basis vor, die künftig für viele Verbesserungen in der Steuerung von Unternehmen sorgen werde.

Mit Services das große Geld verdienen

SAP-Entwicklungsvorstand Bernd Leukert sagte auf der Potsdamer Tagung, er wage die These, dass die Produktion in der Industrie künftig mehr und mehr nur noch einer der Bestandteile der Wertschöpfung sein werde. In den Vordergrund würdenServices als Monetarisierungsinstrumente treten. SAP sehe sich als Unternehmen, das es Kunden ermögliche, mit eigenen Daten neue Geschäftsmodelle zu kreieren. Es brauche Plattformen, um aus Big Data intelligent ausgewertete Daten zu machen.

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Prof. Norbert Gronau, Wirtschaftsinformatiker der Universität Potsdam erklärte, er sehe „faszinierende Möglichkeiten in der Industrie 4.0, die nur durch unsere Phantasie begrenzt sind“. Und HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel wies darauf hin, dass in der Entwicklung hin zur „Smart World“ jedes Ding seinen Namen bekomme und übers Internet individuell angesprochen werden könne. Neben großen Chancen, etwa in der Selbststeuerung von Produktion und in der Fernwartung von Maschinen, sieht Meinel aber auch die Herausforderung, wie die vernetzte Fabrik in Zukunft nach außen abgesichert werden könne.

Teilnehmer nahmen „Anwendungszentrum Industrie 4.0“ in Augenschein

An dem Forum nahmen mehr als 200 Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft teilgenommen. Die Tagung drehte sich um die globale Vernetzung und selbständige Organisation von Produktionseinheiten. Auf der Agenda standen rund 20 Präsentationen und Vorträge zu ersten praktischen Anwendungsbeispielen, zu Forschungsfeldern und zu Zukunftsvisionen. Externe Referenten kamen zum Beispiel von den Technischen Universitäten Darmstadt, Dortmund und München, von den Universitäten Paderborn, Stuttgart und Karlsruhe sowie aus Fraunhofer-Instituten und aus den Unternehmen Daimler, General Electric, Kuka, SAP und Trumpf. Auch der Hightech-Verband Bitkom war vertreten. Teilnehmer konnten im Rahmen der Veranstaltung das Potsdamer „Anwendungszentrum Industrie 4.0“ besichtigen.

Eine Welt ohne Draht und Kabel

„Bei der stattfindenden vierten industriellen Revolution verschmelzen die reale und die virtuelle Welt“, sagte Gastgeber Prof. Christoph Meinel in einem Fernseh-Interview. Maschinen kommunizierten selbständig mit anderen Maschinen und würden in die Lage versetzt, autonom zu entscheiden. Hinzu kommt nach Meinels Worten, dass Produktions-Anlagen und -Werkzeuge innerhalb kürzester Zeit an wechselnde Wünsche angepasst werden könnten. „Kabelverbindungen werden durch Internettechnologie ersetzt und über drahtlos funktionierende, in die Produktionseinheiten eingebettete Computer kann man die Herstellung steuern und sich ständig selbst optimieren lassen“, schwärmte der HPI-Direktor.

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Nach Dampfmaschine, Fließband und Computer sei dies die vierte Stufe der industriellen Revolution - das voll digitalisierte Unternehmen. Meinel sieht neben Sicherheitsrisiken für die Produktionssteuerung im „Internet der Dinge und Dienste“ auch Chancen in den Bereichen Fertigungskontrolle, vorausschauende Instandhaltung sowie Services rund um die Auswertung von Betriebsdaten.

Dieser Artikel ist ursprünglich bei unserem Schwesterportal MaschinenMarkt erschienen. Verantwortlicher Redakteur: Jürgen Schreier

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