Studie zu Industrie 4.0 Flexibilität als wichtigster Treiber
Die Porsche-Tochter MHP hat dem wichtigen Thema Industrie 4.0 eine eigene Studie gewidmet. Teilweise überraschen die Ergebnisse. Sie zeigen aber vor allem, dass gerade die Automobilindustrie nicht den Anschluss verlieren darf.
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Die steigende Notwendigkeit für Unternehmen, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, ist der wichtigste Treiber für Industrie 4.0. Das ist ein zentrales Ergebnis der Studie „Industrie 4.0 – Eine Standortbestimmung der Automobil- und Fertigungsindustrie“, welche die Porsche-Tochter MHP kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz in der MHPArena Ludwigsburg vorgestellt hat.
Befragt hatte die Prozess- und IT-Beratung 227 Personen aus der Automobil- und Fertigungsindustrie danach, wie sie die vierte industrielle Revolution einschätzen, wie das Thema in ihren Unternehmen vorangetrieben wird und welche Hemmnisse bestehen.
Logische Fortentwicklung
Dr. Oliver Kelkar, verantwortlich für den Bereich Innovationsmanagement bei MHP und Autor der Studie, spricht von einer der „tiefgehendsten und umfangreichsten Befragungen dieser Art.“ Kelkar und seine Kollegen sehen die Industrie definitiv schon im Prozess der Revolution, denn „das Internet der Dinge, ist eine logische Folge des Internet der Menschen.“
Allerdings dürfte es sich derzeit noch um den Status „3.1“ handeln. Doch zwei Punkte werden aus Sicht von MHP die Entwicklung beschleunigen: Das sind der Marktbedarf und die vorhandene Technologie. Sollte sich die Industrie 4.0 durchsetzen, bringt sie laut Kelkar aber auch einen Paradigmenwechsel, denn dann bestimmt das intelligente Produkt den Takt und die Produktion wandelt sich. Sie wird dezentralisiert und autonom.
Industrie 4.0 als große Unbekannte
Neben Dr. Kelkar stimmte Wolfgang Dorst, Bereichsleiter Industrie 4.0 beim Branchenverband BITKOM, als Gast auf das Thema ein. Unter anderem machte führte er an, wie vielfältig der Begriff Industrie 4.0 definiert wird. Zu Beginn des Jahres zählte sein Verband allein 134 Definitionsvarianten.
Auch diese Definitionsvielfalt zeigt, dass Industrie 4.0 seit einiger Zeit viel diskutiert wird. Trotzdem, das ergab die Studie, ist das Thema bislang nicht allen bekannt. So konnten 24 Prozent der Befragten mit dem Begriff Industrie 4.0 nichts anfangen – ein erstaunlich hoher Wert.
Im Branchenvergleich zeigt sich zudem, dass die Automobilindustrie derzeit dem Thema noch einen geringeren Stellenwert zukommen lässt als der Maschinen- und Anlagenbau. Folglich sind die Vertreter der Automobilindustrie auch wesentlich zurückhaltender bezüglich der Investitionsbereitschaft in diesem Feld.
Darüber hinaus herrscht insgesamt eine erhebliche Skepsis bezüglich der Rolle Deutschlands für die vierte industrielle Revolution vor. Nur die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass sich Deutschland als Vorreiter etablieren kann. Erfreulich ist dagegen, dass Industrie 4.0 in den meisten Unternehmen von den Führungskräften vorangetrieben wird.
Schnelles Agieren ist gefragt
„Die Studienergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Industrie-4.0-Konzepte müssen transparenter, bekannter werden. Der Nutzen für die Unternehmen – und dies gilt insbesondere für den Mittelstand – muss greifbar sein. Dabei sind die Politik, Verbände, Technologie-Anbieter, Dienstleister und implementierende Industrieunternehmen gleichermaßen gefordert. Das größte Risiko besteht darin, zu langsam zu agieren und damit wertvolle Wettbewerbsvorteile zu verspielen“, warnt Kelkar.
Die Investitionen in dieses Feld werden nicht gering ausfallen. Doch Kelkar betont: „Die erste Investition findet im Kopf statt.“ Mit Blick auf derzeitige Entwicklungen in der automobilen Produktion, wie der Modularisierung bei VW, sieht der MHP-Manager die Möglichkeiten der Industrie 4.0 als logische Weiterentwicklung. Die Modularisierung beispielsweise werde um ein höheres Maß an Individualisierung erweitert.
Die vollständige Studie sowie eine Zusammenfassung der Ergebnisse können über die Website von MHP abgerufen werden.
Dieser Text ist erstmals bei unserer Schwesterpublikation Automobil Industrie erschienen. Verantwortlicher Redakteur: Christian Otto
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