Marktstudie von Lünendonk Deutscher BI-Markt wächst weiter

Autor / Redakteur: lic.rer.publ. Ariane Rüdiger / Nico Litzel |

Die jährliche Studie von Lünendonk zum deutschen Markt der BI-Only-Anbieter zeigt: Der deutsche BI-Markt wächst unvermindert weiter.

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Das Analystenhaus Lünendonk hat den Markt der BI-Only-Anbieter in Deutschland unter die Lupe genommen.
Das Analystenhaus Lünendonk hat den Markt der BI-Only-Anbieter in Deutschland unter die Lupe genommen.
(Bild: © dizain – Fotolia.com)

In Summe erwirtschafteten die 14 von Lünendonk in der Marktstudie aufgeführten BI/Analytics-only-Anbieter auf dem deutschen Markt einen Umsatz von 425,3 Millionen Euro. Zum Vergleich: BARC bezifferte Ende 2015 den deutschen BI-Gesamtmarkt, also einschließlich der Allrounder, die neben BI auch Software für andere Themen anbieten, auf rund 1,5 Milliarden Euro, von denen allein SAP etwa 317 Millionen ausmacht. Ein weiterer relativierender Faktor: Befragt wurden nur 70 Entscheider aus großen Anwenderunternehmen, bei einigen Fragen auch Beratungsunternehmen oder Hersteller.

Von den BI-only-Anbietern mit Aktivitäten im deutschen Markt führen SAS mit einem Umsatz 2015 von 142 Millionen Euro und Teradata (91 Millionen Euro) um Längen vor dem Rest der Anbieter. Für beide hat das Geschäft im deutschsprachigen Raum etwa ein Gewicht von zehn Prozent.

Neun der 14 in der Studie erfassten Firmen haben unter 20 Millionen Euro Umsatz, drei sogar unter zehn Millionen Euro. Das zeigt, wie relativ die Aussagekraft der Daten ist und wie fragmentiert sich die Anbieterlandschaft derzeit noch darstellt.

Jährlich zehn Prozent Wachstum

Die Anbieter erwarten für die kommenden zwei Jahre ein Wachstum von etwa zehn Prozent pro Jahr, wobei die Auslandsumsätze stärker wachsen sollen als die im Inland. Die von Lünendonk nach ihren Investitionsplänen befragten Anwender untermauern diese positive Erwartung und überbieten sie sogar noch. Das wirkt sich positiv auf die Beschäftigungslage aus – es wird mit einem Anstieg der Mitarbeiterzahl bei den BI-Spezialisten um 6,1 Prozent gerechnet.

Wie wichtig BI auf den Einkaufslisten der Anwenderunternehmen ist, zeigte auch die Frage an IT-Berater, wo ihrer Meinung nach die Investitionsschwerpunkte ihrer Kunden liegen: Nach IT-Security, dem dominanten Thema, folgen gleichauf Business Analytics und die Integration digitaler Lösungen in die bestehenden IT-Systeme.

BI/Analytics-Anbieter erwarten, dass der Auslands- stärker als der Inlandsumsatz wächst.
BI/Analytics-Anbieter erwarten, dass der Auslands- stärker als der Inlandsumsatz wächst.
(Bild: Lünendonk)

Dass das auch einem tatsächlichen Bedarf entspricht, zeigt die Antwort auf die Frage nach dem Berichtswesen: Bei rund 20 Prozent der befragten Anwenderunternehmen werden derzeit noch nicht die aktuellen und Vergangenheitsdaten analysiert und visualisiert, bei zwei Dritteln der Befragten gibt es keine Analytik-Reports auf mobilen Endgeräten. Kurzfristige Anpassungen kann das Berichtswesen in etwa einem Drittel der Unternehmen nicht ausführen.

Visualisierungstools stehen ganz oben auf der Wunschliste

Ob Anbieter das produzieren, was die Kunden letztlich gerade am dringendsten brauchen, zeigt ein Vergleich zwischen den Gebieten, auf denen Anwender vor allem investieren wollen, und den von den Anbietern identifizierten wichtigsten Markttrends, in die sie naheliegenderweise meist ihre Investitionen lenken. Auf Platz 1 beider Listen stehen Visualisierungstools. Doch ab Platz 2 zeigen sich Divergenzen: Während Anbieter die Selbstbedienungs-BI für den zweitwichtigsten Trend halten (und dementsprechend auch viele Ankündigungen auf diesem Gebiet zu verzeichnen waren), sehen die Anwender dieses Thema auf Platz 6. Sie investieren am zweitliebsten in vorausschauende Analytik, gefolgt von mobiler BI, die wiederum bei den Herstellern erst auf dem sechsten Platz der Trendliste zu finden ist.

Datenbeschaffung soll in Zukunft weniger Zeit beanspruchen. So soll mehr Raum für Analyse, Kommentierung und die Nachverfolgung von Maßnahmen entstehen.
Datenbeschaffung soll in Zukunft weniger Zeit beanspruchen. So soll mehr Raum für Analyse, Kommentierung und die Nachverfolgung von Maßnahmen entstehen.
(Bild: Lünendonk)

Anbieter prognostizieren weiter, dass die Anwender in den nächsten Jahren vor allem Anwendungen für Produktion und Fertigung, Unternehmenssteuerung, Corporate Finance, Logistik und Supply Chain, Marketing und Vertrieb nachgefragt werden. Diese Gebiete liegen in der Häufigkeit der Nennungen eng beieinander und jeweils über 90 Prozent, etwas seltener aufgeführt wurde das Risikomanagement, Schlusslichter sind Human Resources und IT/Prozesssteuerung.

Derzeit verwenden die Analytikspezialisten bei den Anwendern 19 Prozent ihrer Zeit dafür, Berichte zu erstellen, 18 Prozent dafür, Daten zu plausibilisieren und abzustimmen sowie genauso lange für Analyse und Kommentierung, 16 Prozent für die Datenbeschaffung, 15 Prozent für Maßnahmennachverfolgung und 14 Prozent für Konsolidierung.

Analyse und Kommentierung gewinnen an Bedeutung

In Zukunft soll der Schwerpunkt sich stärker in Richtung Analyse und Kommentierung sowie Maßnahmennachverfolgung verschieben. In zwei Jahren wollen die Anwender für ersteres 21 Prozent der Zeit der Analytiker verwenden, für die Nachverfolgung 17 Prozent. Weniger Zeit (13 Prozent) soll dagegen in die Datenbeschaffung fließen. Ob sich diese Wünsche erfüllen werden, muss sich freilich erst noch zeigen, zumal es schwer ist, Mitarbeiter mit analytischem Know-how einzukaufen oder aufzubauen, die gleichzeitig das nötige brancheninterne Wissen haben.

Eher selten liefern heute Unternehmen Reports auf mobile Geräte aus. Bedenklich stimmt, dass in 20 Prozent der Unternehmen die Ist- und Vergangenheitsdaten noch nicht analysiert und visualisiert werden.
Eher selten liefern heute Unternehmen Reports auf mobile Geräte aus. Bedenklich stimmt, dass in 20 Prozent der Unternehmen die Ist- und Vergangenheitsdaten noch nicht analysiert und visualisiert werden.
(Bild: Lünendonk)

Nach wie vor illusorisch scheint die von vielen Unternehmen angestrebte integrierte Unternehmenssteuerung. Die wichtigsten Hürden sind dabei die Verzahnung des Berichtswesens der Fachbereiche – 78 Prozent der Befragten sehen sie als Herausforderung – und die Abschaffung von Insellösungen (72 Prozent). Auch der Personalmangel (69 Prozent) scheint diese an sich erwünschte Entwicklung zu behindern, die Komplexität der Systemlandschaften und dezentrale Organisationsstrukturen sind weitere, geringfügig weniger häufig genannte Hindernisse.

Die Fachbereiche mit ihren häufig sehr konkreten Fragen und Informationsbedarfen sind die Haupttreiber, wenn es darum geht, neue analytische Projekte anzustoßen. Bei 84 Prozent der Befragten liefern sie immer oder häufig den Impuls, loszulegen. Finanzwesen und Vorstand fallen demgegenüber deutlich zurück, am wenigsten wichtig ist aber auf diesem Gebiet die IT. Das ist angesichts dessen, dass das Kerngeschäft nun einmal von den Fachbereichen getrieben wird, verständlich, andererseits aus Sicht der IT-Spezialisten aber auch bedenklich. Denn wenn sie nichts Wesentliches zum Kerngeschäftserfolg mehr beitragen kann, weil die Ideen für dessen analytische Verbesserung von anderswo kommen, wird sich die Frage danach, warum ein Unternehmen überhaupt in großem Umfang eine IT betrieben soll, statt sie bis aufs unbedingt Notwendige in die diversen Formen externer Clouds zu verlagern, nur um so lauter stellen.

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