Internet der Dinge Der Informations-Schatz liegt im Datensee

Franz Graser |

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Bei der Internet-of-Things-Konferenz LiveWorx in Boston/Massachusetts stehen Lösungen aus dem Bereich des Internets der Dinge im Fokus. Ausgefeilte Analyse- und Datenmodelle sollen die Informationen, die im IoT gewonnen werden, nicht nur auswerten, sondern auch Vorhersagen und Handlungsempfehlungen entwickeln.

Professor Michael Porter von der Harvard Business School sieht in den im IoT generierten Daten einen Informationsschatz für produzierende Unternehmen.
Professor Michael Porter von der Harvard Business School sieht in den im IoT generierten Daten einen Informationsschatz für produzierende Unternehmen.
(Bild: Franz Graser)

„Der Schatz im Silbersee“ gehört zu den bekanntesten Werken des Abenteuerschriftstellers Karl May, der es bekanntlich mit der Fabulierkunst manchmal übertrieb und es mit der Wahrheit nicht immer ganz so genau nahm. Für Unternehmen dürfte in Zukunft der Datensee den wichtigsten Schatz darstellen. Denn in dem Datensee, den die Sensoren und Geräte aus dem Internet der Dinge speisen, liegen die Informationen, aus denen Firmen die wichtigen Handlungsempfehlungen ableiten können. In diesem See zu fischen, dürfte deshalb in Zukunft eine der zentralen Unternehmensaufgaben sein.

Anders als beim Fabulierer Karl May liegt also im Datensee die Wahrheit, erklärten Jim Heppelmann, Chef des gastgebenden Unternehmens PTC, und Professor Michael Porter von der Harvard Business School. Mit dem „Data Lake“ ist eine neue Art von Datenbank gemeint, in die praktisch alle Informationen einfließen, die die sogenannten „Smart Connected Products“ (intelligente vernetzte Produkte) der Zukunft erzeugen. Als Beispiel für ein solches Produkt wurde in Boston ein Mountain-Bike des US-Herstellers Santa Cruz gezeigt, das mit einer Reihe von Sensoren und einer Raspberry-Pi-Plattform ausgestattet wurde.

An so einem Sportgerät könne man zum Beispiel Daten wie die Umdrehungsgeschwindigkeit der Räder messen, die Kraft, die auf die Pedale einwirkt, oder aber auch die Beschleunigungswerte an der Federung. Die so gewonnenen Daten könnten dann dazu nutzen, um sie wiederum in das Konstruktionsprogramm einzuspielen – etwa um angenommene Werte mit den in der Realität gemessenen Daten zu vergleichen.

Da die Wurzeln des gastgebenden Unternehmens PTC in 3-D-Konstruktionswerkzeugen liegen, zeigte Heppelmann, wie die Daten direkt im CAD-Werkzeug Creo verarbeitet werden, um Soll- und Istdaten des Produkts miteinander abzugleichen. Mithilfe von Augmented-Reality-Technik können diese Daten zudem auf einem Tablet eingespielt werden. Dies unterstützt Service-Mitarbeiter, die das Produkt warten oder reparieren müssen.

Im Rahmen seiner einführenden Ansprache gab PTC-Chef Jim Heppelmann die Akquisition des IT-Unternehmens Coldlight bekannt. Coldlight hat mit der Analysetechnik Neuron ein Verfahren entwickelt, das einen Datenstrom in Echtzeit nicht nur auswertet, sondern das auch dank selbstlernender Verfahren Prognosemodelle entwickle. Auf diese Weise sei es möglich, aus den Daten konkrete Handlungsempfehlungen für geschäftliche Entscheidungen zu generieren.

Eine solche Technik sei nötig, um mit den Anforderungen der Zukunft Schritt zu halten, sagte Professor Michael Porter. „Der Kern der intelligenten vernetzten Produkte der Zukunft sind die Daten“, daran ließ der Professor keinen Zweifel. Laut Porter werden bald in vielen Unternehmen sogenannte Chief Data Officers (CDO) Einzug halten, zu deren Aufgabe es gehöre, die gesamten Informationen zu aggregieren. Den CDOs obliegt es also, die Datenseen anzulegen und sie zu pflegen.

Das Neue an der Technik ist, dass diese sogenannten Datenseen aus unstrukturierten und nicht normalisierten Daten bestehen, die in keiner Weise aufbereitet seien. Gerade die Rohdaten würden dazu genutzt, die Prognosemodelle zu erstellen. Das sei wichtig, um zum Beispiel die Informationen aus dem realen Leben in den Produkt-Entwicklungszyklus zurückzuspielen. Für Porter ist nämlich die Produktentwicklung der Zukunft kein abgeschlossener, sondern ein kontinuierlicher Prozess – das sogenannte „Evergreen Design“, das nicht einfach ein Produkt-Release, sondern die ständige Weiterentwicklung zum Ziel habe.

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