Tipps vom Praktiker Das richtige Personal für die Fabrik der Zukunft

Autor / Redakteur: Simon Richardson / Nico Litzel

Der Weg zur Fabrik der Zukunft ist keineswegs nur technologiegetrieben. Vielmehr kommt es auf das optimale Zusammenspiel zwischen Technik und Belegschaft an. Doch wie findet man die „richtigen“ Mitarbeiter und welche Fähigkeiten müssen sie mitbringen? Nachfolgend ein paar Erkenntnisse aus der Praxis eines Maschinenbauers.

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PLM statt Zeichenbrett: IT-Fitness ist eine wesentliche Voraussetzung der digitalisierten Fabrik.
PLM statt Zeichenbrett: IT-Fitness ist eine wesentliche Voraussetzung der digitalisierten Fabrik.
(Bild: ANCA)

Technologie ist der Schlüssel für Fabrik der Zukunft. Und: Die Fabrik der Zukunft ist digital. Sie integriert vernetzte Maschinen, Sensoren und IT-Robotersysteme in bestehende Prozesse und profitiert von Echtzeitdaten sowie einem beispiellosem Zugang zu Informationen. Dadurch arbeitet die Fabrik der Zukunft effizienter und geht weniger verschwenderisch mit den Ressourcen um.

Doch was bedeutet es für die Mitarbeiter, wenn sich Technologien und Prozesse wandeln? Klar: Man braucht Mitarbeiter, die für den Wandel gerüstet sind und den Wandel mitvollziehen, vielleicht sogar vorantreiben. Folglich ist zu überlegen, wen man einstellt und wie man Mitarbeiter, die bereits auf der Payroll stehen, „ertüchtigt“. Dies bedeutet nicht, dass man generell bei Null anfangen muss. Möglicherweise hat man Unternehmen bereits die Grundlagen für eine Belegschaft geschaffen, die in der Lage ist, die Zukunft zu meistern.

Viele Fähigkeiten sind schon vorhanden

Denn in vielen Unternehmen kommt bereits Technologie zum Einsatz, die geeignet sind, das bereits Vorhandene zukunftsfähig zu machen. Dazu gehören, um ein paar Beispiele zu nennen, Cloud Computing, intelligente Robotik und Process Mining bzw. Robot Process Automation (RPA). Das alles bringt aber spezifische Qualifikationsanforderungen mit sich.

Auf dem Shopfloor geht nichts mehr ohne profunde Kenntnisse der modernen Steuerungstechnik.
Auf dem Shopfloor geht nichts mehr ohne profunde Kenntnisse der modernen Steuerungstechnik.
(Bild: ANCA)

Um die erwähnten Technologien optimal nutzen zu können, braucht man im Unternehmen ein Team „kritischer Geister“, die Prozesse nicht als „gottgegeben“ hinnehmen, sondern diese permanent hinterfragen. Die Fabrik der Zukunft funktioniert nur mit einer Belegschaft, die mit dem Computer vertraut ist, die aber auch den Willen und die Fähigkeit besitzt, auftretende Probleme offensiv anzupacken. Die Mitarbeiter müssen analytisch denken und wissen, wie sie die von den Systemen generierten Daten zur kontinuierlichen Verbesserung der Prozesse nutzen können.

Die Teams benötigen gute Kenntnisse in der Softwareentwicklung und Erfahrung im Umgang mit moderner Steuerungstechnik. Sie müssen Maschinen vernetzen können, um die Vorteile der Automatisierung tatsächlich auszuschöpfen. Die Fabrik der Zukunft wird ihr eigenes Innovationszentrum sein, das heißt, ständig nach Möglichkeiten suchen, durch Technologie zu wachsen und sich zu verbessern.

Rollen ändern sich, neue kommen hinzu

Die Fabrik der Zukunft braucht flexible Arbeitskräfte, die funktionsübergreifend denken und zusammenarbeiten, um das Beste aus ihren sich jeweils ergänzenden Fähigkeiten herauszuholen. Ähnlich wie bei einem Software-Programmierteam ist dazu eine agile Denkweise erforderlich: Offenheit für neue Ansätze und Bereitschaft, sich an eine intelligentere Arbeitsweise anzupassen.

Müssen neue Mitarbeiter rekrutiert werden, dann wird es sich meistens um Fachkräfte mit MINT-Hintergrund (Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik) und damit um Hochschulabsolventen handeln. Ihre fachliche Qualifikation sollte aber nur ein Aspekt bei der Personalakquise sein. Nicht minder wichtig sind laterales Denken und Problemlösungskompetenz. Die potenziellen Mitarbeiter müssen in der Lage sein, ihren technischen Hintergrund in die Praxis umzusetzen.

Vorhandene Rollen entwickeln sich weiter. Kenntnisse wie Betriebsüberwachung, Systembewertung und Qualitätskontrolle können auch auf neue Systeme angewendet werden. So können Metall verarbeitende Betriebe wie Werkzeug- und Formenbauer die vorhandenen Kenntnisse im Technologiedesign und in der Analyse betrieblicher Abläufe nutzen, um ihre Prozesse weiter zu verbessern und neue, innovative Produkte zu entwickeln.

In der Fabrik der Zukunft wird es aber auch völlig neue Rollen geben, z. B. Robotik-Spezialisten und Automatisierungstechniker oder Rollen, die beides kombinieren. Dazu gehören auch CTOs, CIOs und CDOs, die als Impulsgeber rund um das Thema Digitalisierung fungieren.

Die „richtigen“ Leute für die Fabrik der Zukunft einstellen

In diesem Kontext ist es entscheidend, dass Einstellungsgespräche erfahrungs- und wissensbasiert durchgeführt werden. Leitende Mitarbeiter aus dem Technikbereich verfügen in der Regel über einen solchen Background, sind also in der Lage, geeignete Kandidaten zu identifizieren. Trotzdem kann es zweckmäßig sein, eine spezialisierte Personalagentur einzusetzen, um sicherzustellen, dass nur solche Personen interviewt werden, die die passenden Kombination aus Fachwissen und Kreativität mitbringen.

In der Fabrik der Zukunft verlagert sich der Fokus von der „ausführenden“ Arbeit auf den Shopfloor auf eher überwachende und analytische Tätigkeiten Automatisierung und Robotik verändern das Erscheinungsbild der Fabrik – und diese Veränderung wird weitergehen.

Auch die kontinuierliche Schulung und Weiterqualifizierung der bestehenden Belegschaft ist eine wichtige Aufgabe auf dem Weg zur Fabrik der Zukunft. Die meisten Unternehmen benötigen einen Schulungsbeauftragten, der die Mitarbeiter nicht nur in den vorhandenen Produktionsmethoden schult, sondern sie auch in neue Abläufe einbezieht.

Hat man das passende Team, muss man es fördern

Außerdem gilt es, die Mitarbeiter zur Zusammenarbeit zu ermutigen und sie dabei zu unterstützen. Ein kooperativer, agiler Ansatz sollte für das gesamte Unternehmen gelten – ganz besonders natürlich, wenn es um die Einführung neuer Technologien und Prozesse geht. Denn nur wenn alle „Seite an Seite“arbeiten, ist gesichert, dass jedes Team seine volle Leistungsfähigkeit entfalten kann.

Und noch etwas: Aktivieren Sie Ihre Mitarbeiter! Lassen Sie Ihre Schulungsverantwortlichen und Ihre Techniker die Vision und Zukunft der Fabrik kommunizieren. Begeistern Sie Ihre Belegschaft für diese Zukunft, indem Sie ihr Klarheit und Orientierung bieten.

Schulungen sind auf dem Weg zur Fabrik der Zukunft unerlässlich. Noch besser aber ist es, die Beschäftigten für die neuen Technologien zu begeistern.
Schulungen sind auf dem Weg zur Fabrik der Zukunft unerlässlich. Noch besser aber ist es, die Beschäftigten für die neuen Technologien zu begeistern.
(Bild: ANCA)

Angesichts des global schrumpfenden Angebots an qualifizierten Mitarbeitern ist es künftig eine der wichtigsten Aufgaben, vorhandene Fachkräfte zu halten. Gute Mitarbeiter zu finden und diese dann ans Unternehmen zu binden, steigert die Produktivität der gesamten Belegschaft. Außerdem spart man sich so Rekrutierungskosten und Aufwendungen für die Schulung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter.

Indem man Mitarbeitern die Möglichkeit gibt, neue Aufgaben auszuprobieren, sich weiterzubilden und Führungsaufgaben zu übernehmen oder als Spezialisten tätig zu werden, erhöht man auch deren Loyalität gegenüber dem Unternehmen.

Top-Tools für Top-Performer

Simon Richardson ist Product Manager bei ANCA in Melbourne (Australien). Das Unternehmen produziert CNC-Schleifmaschinen. Die deutsche Niederlassung hat ihren Sitz in Weinheim.
Simon Richardson ist Product Manager bei ANCA in Melbourne (Australien). Das Unternehmen produziert CNC-Schleifmaschinen. Die deutsche Niederlassung hat ihren Sitz in Weinheim.
(Bild: ANCA)

Geben Sie Ihren Teams außerdem die besten Tools an die Hand! Die besten Denker zu haben, bringt wenig, wenn diese nicht auch über die besten Werkzeuge verfügen. Ein Team, das sich durch hervorragenden Fähigkeiten zur Problemlösung auszeichnet, kann z. B. mit Maschinenherstellern zusammenarbeiten, um gemeinsam leistungsfähige benutzerdefinierte Systeme zu erstellen. Die Kombination von analytischen Denkern und High-Level-Engineering schafft ein flexibles, anpassungsfähiges System mit gewaltigem Potenzial.

Dieser Artikel stammt von unserem Partnerportal Industry of Things. Verantwortlicher Redakteur: Jürgen Schreier

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