Die DSAG zu Industrie 4.0 Das Business-Potenzial als treibende Kraft
Zahlreiche Unternehmen in der Fertigungsbranche vollziehen ihre ersten Schritte in Richtung Industrie 4.0. Unterstützung versprechen Navigationshilfen des DSAG-Arbeitskreises Fertigung. Von SAP werden geeignete Tools und Funktionalitäten erwartet.
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Industrie 4.0 ist Chance und Herausforderung zugleich. „Denn dafür müssen Unternehmen ihre IT fit machen, und zwar bis in die unterste Ebene der Prozesslandschaft“, sagt Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke, stellvertretender Arbeitskreissprecher Fertigung bei der DSAG. „Die Stückfertigung und die Automobilbranche sind mit Just-in-time- (JIT) und Just-in-sequence-Fertigungen (JIS) bereits gut aufgestellt. Viele andere Unternehmen sind aber noch lange nicht so weit“, so der Professor für Produktionsmanagement und Logistik der Frankfurt University of Applied Sciences.
Wer wartet, wer startet?
Doch noch immer reagieren zahlreiche Unternehmen eher zurückhaltend auf Industrie 4.0. Dreh- und Angelpunkt der Diskussion ist neben dem geringen Kenntnisstand das tatsächliche Business-Potenzial. „Ohne Mehrwert wird kein Unternehmen den Industrie-4.0-Aufwand betreiben“, bestätigt Volker Stockrahm, Sprecher des Arbeitskreises Fertigung bei der DSAG.
Nur wenn standortübergreifend harmonisierte Stamm- und Bewegungsdaten sowie vereinheitlichte bzw. standardisierte Planungs-, Steuerungs-, Mess- und Qualitätsmanagementdaten verfügbar sind, sind diese auswertbar und nutzbar. Dann ist es möglich, dass „das SAP-System von Standort A eigenständig mit dem SAP-System am Standort B spricht, und der Mensch die Maschine einzig und allein nur noch mit Daten füttert.“
Die Macht der Daten
Die Macht der Daten schlägt überall durch: „Das ist der große Hebel, der einen neuen Zyklus beginnen lässt und der übergreifende, nachfragegetriebene Produktions- und Logistiknetzwerke zur Folge haben wird“, ist der Arbeitskreissprecher überzeugt. Nur so lässt sich in Zukunft der Kundenbedarf über die gesamte Lieferkette kommunizieren und betrachten: Ist noch ausreichend Material am Lager? Wo und warum entstehen Kapazitätsengpässe? Wissen die Zulieferer Bescheid? Welche realistischen Liefertermine können Kunden zugesagt werden?
Was bietet SAP?
Als ausbaufähig bezeichnen beide Fertigungsexperten das aktuelle SAP-Angebot für Industrie 4.0. Im Supply Chain Management (SCM) stehen im Moment klassische und erprobte Planungsfunktionalitäten parat. Inzwischen ist die verwendete Technologie den neuen Markt- und Kundenanforderungen aber nicht mehr in allen Fällen gewachsen. „Was wir brauchen, ist eine echte, dynamische Supply-Chain-Steuerung, die alle Daten zusammenbringt. Die hierfür notwendigen Technologien und Systeme stehen erst seit Kurzem zur Verfügung“, so Volker Stockrahm. Denn SAP Integrated Business Planning (SAP IBP), basierend auf modernen SAP-HANA- und Cloud-Technologien, ermöglicht die übergreifende Planung und Steuerung komplexer Lieferketten nahezu in Echtzeit. Die Kombination mit Industrie 4.0 lässt ihn hoffen.
Trotzdem ist noch etwas mehr Engagement vonnöten: „Im Moment sieht SAP Industrie 4.0 noch nicht richtig“, erklärt Prof. Schocke. Vor allem für die Planung wäre ein neues Tool wichtig. Allerdings gibt es anstelle einer schlüsselfertigen und innovativen Lösung gerade einmal eine einfachere und intuitiver bedienbare Oberfläche. Flexibilität und Schnelligkeit verlangt der Fertigungs-Experte von der IT, sonst sieht es in Zukunft düster aus, auch in puncto ABC-Klassifizierung: „80 Prozent der Aufträge laufen in der Fertigung meist automatisiert ab. Für die 20 Prozent Spezialfälle brauchen wir aber modernere, flexiblere IT-Systeme – andernfalls wird es schwierig mit einem der obersten Treppchen auf dem Industrie-4.0-Thron.“
Vormachen statt Nachlegen
Volker Stockrahm sieht für Deutschland als sehr industriegetriebene Nation eine große Chance, die aber auch Mut erfordert. „In drei bis fünf Jahren können wir ein erstes Fazit ziehen: Haben wir uns getraut und machen wir Made in Germany oder Made in Europe wieder zur Top-Marke? Oder lassen wir anderen den Vortritt? Etwa den USA, die risikofreudiger agieren, vor allem im IT-Umfeld?“
Potenziale aufzeigen, neue Funktionalitäten bereitstellen, aber nicht zu viele Szenarien vorgeben und damit Kunden begeistern: So erreichen deutsche und europäische Fertiger rechtzeitig und gut ausgestattet die neue Industrie-4.0-Welt.
* Sarah Meixner ist freie Journalistin in München
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